Wo bitte geht’s zu Gott? fragte das kleine Ferkel
- Autor*in
- Schmidt-Salomon, Michael
- ISBN
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Nyncke, Helge
- Seitenanzahl
- 36
- Verlag
- Alibri
- Gattung
- BilderbuchSachliteratur
- Ort
- Aschaffenburg
- Jahr
- 2008
- Lesealter
- –
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 12,00 €
- Bewertung
Teaser
Schon der Untertitel des Bilderbuchs weist de Absicht des Autors aus: “Ein Buch für alle, die sich nichts vormachen lassen.” Igel und Ferkel fragen bei drei Vertretern der Haupt-Weltreligionen an - Juden, Christen und Moslems - wie sie zu “Herrn Gott” kommen. Am Ende sind sie überzeugte Atheisten.
Beurteilungstext
Ein heikles Thema wurde hier aufgegriffen, das lauten könnte: Wie bringe ich Kinder zum Nicht-Glauben? Nun hat jeder Mensch - Gläubige wie Nichtgläubige - Zeiten von Gotteszweifel erlebt und ist - jeder auf seine Weise - damit fertig geworden. Was der Autor hier aber macht, ist eine Festsetzung: Der Gottesglaube ist generell ein “fauler Zauber”, ein “Hokuspokus”. Damit indoktriniert er Kinder - an die das Buch gerichtet ist - ebenso wie es die drei Kirchen tun, die er anprangert. Und da liegt auch die grundsätzliche Schieflage seiner Darstellung: Er setzt Kirchendogmatismus und dessen religiöse Drohungen (Hölle) gleich mit dem Glauben an einen Gott. Das aber sind zwei ganz verschiedene Dinge.
Plakativ und einseitig auch die Begegnungen der beiden Tiere mit den drei Vertretern der Religionen: Zunächst werden die Tiere freundlich empfangen, kurz darauf aber mit verschiedenen kirchlichen Androhungen in Angst und Schrecken versetzt. Anschließend prügeln sich die Vertreter der Kirchen untereinander. Fazit der Tiere: Die sind “verrückt”; “Der Herr Gott mit seinen komischen Dienern kann mir echt gestohlen bleiben”.
Die Geschichte selbst wird zwar lebendig, spöttisch und frech erzählt, zeugt aber überall von einer harschen Respektlosigkeit bzw. macht Religionen mit ihren Vertretern auf lässige Art lächerlich. Sie ist also durchaus nicht so “humorvoll” wie der Verlag ankündigt, sonder eher sarkastisch.
Was dann im nachgeschobenen, gereimten Epilog die Feststellung soll: “Rabbis, Muftis und auch Pfaffen / sind, wie wir, nur “nackte Affen” - scheint der Rezensentin auch noch unsinnig, denn ein Zusammenhang mit der erzählten Geschichte besteht nicht. Nun ist ja nichts dagegen einzuwenden, auch Kinder kritisch und distanziert mit “Kirche” bzw. drei Weltreligionen vertraut zu machen und auch kritische Gedanken an einen Gott anzuregen, aber die spöttische Art ist dafür völlig ungeeignet.
Nirgends werden positive Aspekte von Religion aufgezeigt. Nirgends wird deutlich, dass es sich in diesem Buch um die subjektive Einstellung des Autors handelt; nirgends wird die Begrenztheit des menschlichen Erkenntnisvermögens bezüglich “Gott” einbezogen. Und das Bedenklichste: Nirgends wird der Versuch deutlich, Kinder zu einem toleranten Verhalten gegenüber Andersdenkenden anzuhalten, ganz im Gegenteil.
Die farbigen Illustrationen sind lebendig und ausdrucksstark und unterstützen (leider) das Lächerlich-Machen der kirchlichen Institutionen.
Bleibt nur zu hoffen, dass der Autor mit seiner intoleranten Sichtweise keine intoleranten Mitbürger erzieht, bzw. neben sich ertragen muss.