Wir sind die Flut

Autor*in
Mierswa, Annette
ISBN
978-3-7432-0823-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
224
Verlag
Loewe
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
Bindlach
Jahr
2020
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
6,95 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Der Klimawandel führt zu steigenden Meeresspiegeln. Davon ist auch Hamburg bedroht. Ava hat Angst und möchte etwas dagegen tun. Nur was? Sie zieht in ein Protestcamp und setzt sich mit vielen anderen Jugendlichen und jungen Erwachsenen erfolgreich und kreativ für den Schutz unserer Erde ein.

Beurteilungstext

Wir sind die Flut, das ist ein Roman von über 200 Seiten zu den Themen Klimawandel und Aktivismus. Geschrieben hat ihn Annette Mierswa, die vorab in Büchern wie Instagirl oder Not your girl die Gefahren von sozialen Netzwerken und die #MeToo-Bewegung beschrieben hat. Auch in Wir sind die Flut spielen die Medien eine wichtige Rolle. Wie kann man das Internet nutzen, um eine Protestaktion möglichst schnell und wirksam bekannt zu machen? Die Protagonistin Ava macht das und vieles andere auf recht beeindruckende Weise.

Ava ist wütend und hat Angst, dass ihre Eltern und alle anderen Erwachsenen zu wenig oder gar das Falsche tun und ihre Welt bald nicht mehr zu retten ist. Sie will das nicht einfach so hinnehmen. Sie will nicht mehr bloße Statistin im Weltgeschehen sein, sondern aktiv auf die Probleme des Klimawandels hinweisen. Aus diesem Grund ziehen sie und einige andere Jugendliche und junge Erwachsene auf den Bauernhof, der der Familie ihres Klassenkameraden Kruso gehört. Dieser Hof liegt etwas erhöht auf einem Plateau und würde inmitten von Wasser eine Insel bilden.

Die Aktivisten gründen dort das Protestcamp Tierra und wollen damit zeigen, wie bedrohlich nahe die Gefahren des Klimawandels gerückt sind. Wir sind die Flut und wir müssen jetzt etwas ändern, so lauten die Slogans der jugendlichen Protestbewegung, die von Fridays for future und vielen anderen Bewegungen inspiriert ist. Anfangs besteht die Protestgruppe nur aus wenigen Mitgliedern und der Erfolg der Aktion ist gefährdet. Ein bekannter YouTuber hilft ihnen jedoch, ihre Botschaften in den sozialen Netzwerken zu verbreiten und bald wird Tierra ein großer Erfolg. Die Insel-Bewohner sprühen vor Enthusiasmus und haben zahlreiche Ideen für nachhaltige Bildungs- und Umweltprojekte.

Ava erzählt das alles aus der Ich-Perspektive. Das Erzähltempo ist dabei so rasant, dass der Leser dem kaum folgen kann. Auch Avas Entwicklung verläuft überraschend schnell: Während sie am Anfang des Buches noch nicht weiß, wohin mit ihrer Wut und Empörung, wird sie bald zu einer Anführerin und zum kreativen Kopf des Klimaprotestes. Dabei hat sie mit zahlreichen Widerständen und Anfechtungen zu kämpfen: Vor allem ihrem Vater gefällt es nicht, dass Ava in einem Protestcamp sitzt und nicht in der Schule. Außerdem ist sie in Leon verliebt, den sie schon seit frühester Kindheit kennt. Ausgerechnet Leons Vater ist jedoch ein politisch aktiver und zugleich zwielichtiger Landwirt, der auf dem Nachbarhof von Tierra nicht nur Drohnen und Melkroboter einsetzt, um viel Geld zu verdienen. Die Konflikte sind vorprogrammiert.

Annette Mierswa beschreibt im Nachwort, dass sie selbst als Jugendliche politisch sehr engagiert war. In Wir sind die Flut möchte sie vermitteln, dass Veränderungen möglich sind - wenn man sich denn dafür einsetzt und sich bewegt. Dies gelingt ihr jedoch nur teilweise. Die Heldin Ava ist zwar eine starke Persönlichkeit, aber sie wirkt nicht wirklich authentisch. Ihre Wut und Empörung kann der Leser nur an wenigen Stellen des Buches nachvollziehen. Alles geht viel zu schnell und der rasche Erfolg der Protestbewegung stört schon fast, so gut und toll und engagiert ist das alles.

Das atemlose Tempo des Buches und der teilweise sehr aufgesetzte Sprachstil machen es dem Leser zudem schwer, sich in die die angesprochenen Themen einzudenken und ein Gefühl für die unterschiedlichen Charaktere zu entwickeln. Egal, wie die Jugend heutzutage redet – glaubwürdig klingt das nicht. Die meisten der Romanfiguren sind sehr schablonenhaft beschrieben und erstarren gleichsam in ihrem rasanten Vorwärtsdrang.

Vielleicht hat sich Annette Mierswa zu viel vorgenommen: eine Klima-Protestbewegung, der drohende Untergang Hamburgs, die Liebesgeschichte von Ava und Leon, die Kraft der neuen Medien, ein düsteres Familiengeheimnis und sogar die Corona-Pandemie wird angedeutet – das alles hätte schon einzeln eine tolle Geschichte ergeben. So wird alles durchmischt und bleibt letztendlich oberflächlich. Das ist schade, denn die Begeisterung der Autorin für ihr Thema ist durchaus zu spüren. Viele tolle Ideen, wie die Welt sich verändern könnte, werden dargestellt. Weniger ist aber eben manchmal doch mehr.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Veröffentlicht am 01.05.2021

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