Willy Werkel baut ein E-Auto

Autor*in
Johansson, George
ISBN
978-3-8251-5356-4
Übersetzer*in
Angelika, Kutsch
Ori. Sprache
Schwedisch
Illustrator*in
Ahlbom, Jens
Seitenanzahl
17
Verlag
Urachhaus
Gattung
Bilderbuch
Ort
Stuttgart
Jahr
2023
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreVorlesen
Preis
17,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der uns bereits aus mehreren vorangehenden Titeln bekannte Bastler, Tüftler und Heimwerker baut jetzt zusammen mit seinen Freund*innen ein Elektroauto.

Beurteilungstext

Seit den Linnea-Büchern kommen aus Skandinavien immer wieder erzählende Sachbücher, die mit gleichen Text- und Bildanteilen auf humorvolle Weise Vor- und Grundschulkindern bestimmte Themen vermitteln und sich in ihrem Konzept um großen Unterhaltungswert bemühen. Hier geht es um den Bau eines Elektroautos, Schritt für Schritt. In einer beschaulichen Atmosphäre wird erstes technisches Grundwissen vermittelt.
Aber neben der Vermittlung recht allgemeiner technischer Fakten ist das Drumherum der sozialen Beziehungen ebenso wichtig. Das Projekt entwickelt sich im Gespräch der Beteiligten in ihren Gedanken und Einfällen. Und Arbeit und Freizeit und Spaß gehen hier ineinander über. Und zwischendurch sagt Willy, dass es irgendwie traurig ist, wenn „eine Arbeit erledigt ist. Sie fehlt einem sozusagen.“
Es beginnt damit, dass Willy mit seinem Hund Buffa in der Naturidylle eines Waldsees sitzt und angelt und endet mit der Lustfahrt der beiden im neuen Auto, um „zu sehen, was es am Ende des Weges gibt [...] und wieder zurück“. In den vorangehenden Bänden machten Willy und Buffa mit ihren neu gebauten Fahrzeugen neugierig weite Reisen und kehrten dann befriedigt wieder nach Haus zurück.
Wir betreten hier nicht eine Fabrikhalle, sondern das Elektroauto entsteht im Team mit fünf Freund*innen im Eigenbau in der Werkstatt neben Willys Holzhaus. Die Karosserie wird aus dünnen Holzplatten zusammengeleimt (ökologisch fortschrittlich). Elektromotor, Verkabelung und Software entstehen aus den ausgedienten Elektrogeräten, die sie gesammelt haben (nachhaltig). Letzteres ist nicht Willys Spezialgebiet, da muss er auf die Kenntnisse von der Solarzellen-Fachfrau Daisy Diesel und der Computer-Expertin Doris Digital zurückgreifen. Danach baut er wie ein Wirbelwind Räder, Lenkrad, Achsen, Steuerung und Sitze ein. Das geht so schnell, dass er auf dem Bild simultan bei sieben verschiedenen Tätigkeiten zu sehen ist. Die Vorgänge werden stark vereinfacht dargestellt ohne technische Details und bieten erste Einblicke in handwerkliches Tun.
Das ist alles ziemlich märchenhaft. Im Grunde geht es hier mehr darum, zu zeigen, dass ein Autobau viele Kompetenzen erfordert und nur im Team möglich ist.

Die Motivierung der kindlichen Rezipienten für dieses Thema nimmt ebenso viel Raum ein wie die Sachvermittlung. Es beginnt mit Willy Werkel, der eine Clownsfigur ist mit der struppigen Haarsträhne, die unter seinem Clownshut, einer etwas zu kleinen Melone, hervorsticht, und seiner Himmelfahrtsnase. Begleitet wird er von Buffa, seinem großen tollpatschigen Hund mit einer komischen Mickey-Maus-Nase. Wichtig ist der freundschaftliche Umgang aller, die sich an dem Projekt beteiligen. Für die lesenden Kinder gibt es als Identifikationsfigur das Mädchen Veronika, die in der Schule etwas über Elektrizität gelernt hat und die beiden dafür zuständigen Fachfrauen vermitteln kann. Wichtig, um die kindliche Seele zu streicheln, sind auch die beteiligten Tiere: Willys Hund Buffa und Figge Ferrums Hund, der wie ein wandelnder Wischmopp mit schwarzer Kirschnase aussieht. Beide tragen zum Werden des Autos bei, indem sie Stecker, Schraubenzieher und Pinsel herbeitragen. Und dann gibt es da noch eine kleine Maus, die die Tätigkeiten der Großen in Miniaturformat spiegelt. Eine Annäherung an die kindliche Leserschaft ist auch die Alliiteration in den Personennamen.
Die Bilder sind realistisch gezeichnet mit flüchtigem Bleistiftstrich, der freundlich karikiert, und in bunten, jedoch gedeckten Farben aquarelliert ist. Jeder der recht groß gedruckten Textblöcke wird von einem Bild begleitet. Die kurzen einfach gehaltenen Sätze machen das Buch auch geeignet für Leseanfänger.
Technisch genaue Sachinformation ist nicht intendiert, gelegentlich hätte man sich aber doch innerhalb der Erzählung mehr Rücksicht auf den noch geringen Wissensstand von Vor- und Grundschüler*innen gewünscht. Unerklärt stehen Begriffe im Text wie „Karosserie“, „Sägespäne“, „Schaltplan“, „hocheffektives Modul“, „Holzspan“, „Volt“, „Watt“ und „Ampere“. Auch die erzählerischen Illustrationen verzichten auf die didaktischen Hilfsmittel der Sachpädagogik wie Beschriftung oder Hinweispfeile im Bild. Stattdessen setzte man auf das Vor- und das Nachsatzblatt streng sachlich technische Informationen zu den Begriffen „Magnet“, „Kupfer“, „Generatoren“, „Elektro-Motor“, „Batterie“ und „Sonnenkollektor“, die im Schwierigkeitsgrad eher für 10jährige geeignet sind.

Botschaft
Den Schluss der Erzählung bilden weltanschauliche Betrachtungen: Willy sah sein altes Auto voller Dellen, Kratzer und Rost an und beschloss, angeregt durch einen Gewitterblitz, ein neues, ein Elektroauto zu bauen. „Ja, du, Buffa, die Jahre vergehen, ein Tag nach dem anderen, neue Ideen entstehen. Und was gestern neu war, ist morgen alt.“ „Wir freuen uns, dass uns so viel Neues eingefallen ist, wir haben immer vorwärts gedacht. Keine Idee ist so gut, dass man sie nicht noch einmal um- und umdrehen kann. Damit sie noch besser wird.“
Auf dem Titelblatt steht die Widmung: „Für alle Mini-Ingenieure, die darauf brennen, Fahrzeuge von morgen zu bauen“ (vielleicht bei dem schwedischen Autobauer Saab). Das kann eine Perspektive für das ferne Erwachsenenleben sein. Für den Augenblick des Kindseins ist die Botschaft mehr im übertragenen Sinn zu verstehen: Freundschaft ist schön. Es macht Spaß mit anderen zusammen einen Plan zu machen und für die Umsetzung körperlich zu arbeiten und seinen Grips und Erfindungsgeist anzustrengen. Es ist wichtig, planvoll vorzugehen, aber nötigenfalls auch zu improvisieren. Es werden die Lust zum handwerklichen Selbermachen und Kreativität angeregt. Zusätzlich regen die Illustrationen zum Erzählen an.
Die beigegebene „Elektrizitätslehre“ ist dafür noch recht abwegig, weil zu spezifisch. Aber vielleicht besuchen einige Leser*innen ja demnächst einen Roboterkurs für Kinder, wie sie heute z. B. in einigen Büchereien angeboten werden.

Zum Autor und zum Illustrator
George Johansson wurde1946 in Stockholm geboren. Er arbeitete als Journalist und schrieb Science-Fiction-Romane. 1994 veröffentlichte er zusammen mit dem Illustrator Jens Ahlbom im Carlsen Verlag das Sachbilderbuch „Willy Werkel baut ein Auto“. 1995 folgte „Willy Werkel baut ein Schiff“, im selben Jahr 1995 „Willy Werkel baut ein Flugzeug“. Dieser
erste Zugang zur Technik in Wort und Bild für Vor- und Grundschulkinder an der Hand der Clownsfigur Willy Werkel war so erfolgreich, dass die Bücher ab 2004 im Terzio Verlag als Video auf DVD umgesetzt wurden. Es gab zu der Reihe sogar Computerspiele. Willy und sein Hund Buffa wurden beliebte Figuren der Kinderkultur. Es gab mehrfache Neuauflagen, Sonderausgaben und Sammelbände in verschiedenen Verlagen, und das Team Johansson/ Ahlbom präsentierte weitere Themen wie Häuserbau, Eisenbahn, Straßenbau, Flugplatz, Werkzeug und Zeppelin. 2008 führte Johansson unter dem Fachlektorat von Björn Stenholm schon etwas ältere Kinder mit der Begleitung von Willy Werkel in das Weltall. Ein neuer Ansatz war „Buffa will helfen“. In dieser Bilderbuchgeschichte will Hund Buffa in Abwesenheit von Willy seinem Herrchen helfen, was richtig daneben geht. Diese Geschichte ist aus der Sicht des Hundes geschrieben.
Jens Ahlbom wurde 1954 in Hudiksvall in Schweden geboren und arbeitet als Illustrator und Cartoonist. 1993 veröffentlichte er zwei Bilderbücher bei Oetinger: „Lukas am Fenster“ und „ Lukas im Pilzwald“.

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Diese Rezension wurde verfasst von Geralde Schmidt-Dumont; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 06.02.2024

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