Wie ein Wolf

Schlagwörter

• Gefühle

Teaser

Ein Hund, der aussieht wie ein Wolf und jede Nacht heult wie ein Wolf, wird von allen gemieden und gefürchtet. Niemand will ihn haben, bis ihn eines Tages ein Schäfer mitnimmt und er endlich das sein kann, was er ist: Ein guter Hund.

Beurteilungstext

Geraldine Elschner erzählt in schlichter, klarer und dabei eindringlicher Sprache eine berührende Geschichte darüber, wie es jemandem ergeht, der am falschen Ort und entgegen seiner Natur leben muss. Aus der Sicht eines Hundes erfährt der Leser von Einsamkeit und Fremdsein im Häusermeer einer abweisenden Stadt und der Sehnsucht nach dem richtigen Ort und freundlichem Umgang. Als ein Schäfer kommt und in ihm den Hirtenhund erkennt, den er zum Hüten seiner Herde braucht, lässt der Hund Ketten, Zäune, Beton und Einsamkeit hinter sich und findet, was er sich gewünscht hat: Wiesen und Felder, eine wichtige Aufgabe und freundliche Gesellschaft. Elschner lässt den Hund in behutsamen Worten sprechen, verzichtet auf alles Überflüssige, sodass sich beim Vorlesen eine wunderbare Sprachmelodie entfalten kann.
Die Klarheit und Schlichtheit der Erzählung setzt sich in den Illustrationen meisterlich fort: Klare, scharfe Konturen der Figuren und Landschaften, die im Stil des Scherenschnitts gestaltet sind, unterstreichen auf der bildnerischen Ebene den Inhalt. Guilloppe arbeitet mit starken Kontrasten, verwendet hauptsächlich Schwarz und Weiß und fügt im Verlauf der Geschichte sehr sparsame, gezielte Farbakzente hinzu. Das Ganze gelingt auf einer optisch anspruchsvollen Abstraktionsstufe, die, vergleichbar mit den sprachlichen Aussparungen, durch die leere Fläche Raum schafft, die der Leser mit eigenen Erfahrungen und Gedanken füllen kann. Ob Wolf oder Hund, liegt im Auge des Betrachters: Das ist nur eine der subtilen Botschaften, die das Buch zu einem wertvollen Begleiter in der pädagogischen Praxis werden lassen kann.