Wie der kleine Stern auf die Welt kam

Autor*in
Meyer, Thomas
ISBN
978-3-257-01260-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Zaeri, Mehrdad
Seitenanzahl
44
Verlag
Diogenes
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Zürich
Jahr
2020
Lesealter
4-5 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
18,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Ein Stern fliegt vom Himmel hinunter zur Erde und wird zum Menschenkind. Was Kinder noch nicht über ihre Herkunft wissen, und ihnen wohl auch noch niemand so erzählt hat.

Beurteilungstext

Die beiden Künstler Thomas Meyer (Autor) und Mehrdad Zaeri (Illustrator) präsentieren in diesem Bilderbuch eine Geschichte wie von einem „anderen Stern“.
In dieser Geschichte steuern nicht die Erwachsenen ihre eigene Liebesgeschichte, sondern das zukünftige Kind in der Ausgangsfigur eines kleinen Sterns forciert den Prozess der Fortpflanzung mithilfe einer alten Eule.

Ein kleiner Stern, eine Eule und zwei Verliebte, mehr braucht es für Thomas Meyer nicht, um Kinder über ihre vermeintliche Herkunft und ihr Entstehen aufzuklären. Das Thema wird literarisch von einer anderen Seite her aufgezäumt als es bereits seit den Siebzigerjahren mit „Peter, Ida und Minimum“ vielen Kindern und Erwachsenen bekannt ist, und ohne Missverständnisse in zahlreichen Büchern aufbereitet wurde. In dieser Geschichte sind es mal nicht primär die Erwachsenen, die sich ein Kind wünschen.

Zum Inhalt: Der kleine Stern möchte nach jahrelanger Wartezeit endlich menschliche Eltern haben. Diesen Wunsch bespricht er bei einem der wöchentlichen Treffen mit seiner Freundin, der alten Eule. Anschließend beobachtet er durch sein Fernglas das Treiben der Menschen auf der Erde, und er entscheidet sich unabhängig voneinander für eine Postbotin und einen Postboten als zukünftiges Elternpaar, da sie ihm sympathisch erscheinen.

Die alte Eule bietet sich ihm als Partnervermittlerin an. Es folgen Anstrengungen der Eule, um die beiden Auserwählten zueinander zu bringen. Hierfür platziert sie liebevoll geschriebene kleine Briefe, die beide Kandidaten die Liebe zueinander entdecken lassen. Der Plan gelingt, und es kommt zum Showdown: Auf dieser Seite des Buches spricht der Autor die Kinder als Lesende einmalig und direkt an. „Weißt du, was das bedeutet“ – miteinander schlafen? Die biologischen Fakten: Mädchen haben eine Vagina (Mumu) und Jungen einen Penis (Piepmann), die wie Fuß und Schuh ineinander passen, „das nennt man: miteinander schlafen“. Und schon geht ein Sternenstrahl direkt in den Bauch der Postbotin: „Jetzt ist sie meine Mama“, freut sich der kleine Stern. Nun muss er nur noch im Bauch wachsen. Dies dauert bekanntlich ein paar Monate. Aus seinen Zacken wachsen ihm Ärmchen und Beinchen „und ein Piepmann“. Im Winter schließlich kommt er zur Welt. Seine Eltern sind sehr lieb und albern viel mit ihm herum, „genau, wie der kleine Stern es sich gewünscht hat“.

Alle Kinder vergessen irgendwann, dass sie früher einmal kleine Sterne waren, wird die Leserschaft kurz vor Ende des Buches informiert. Als die Eule eines Tages dies bei ihrem Besuch im Garten der jungen Familie bemerkt, beschließt sie traurig, es später noch einmal bei dem Jungen zu probieren. Am Abend beim Zubettgehen fragt der Junge seinen Papa nach seiner Herkunft. Und dieser antwortet ihm tatsächlich mit einem Verweis auf den Himmel: „Von dort, du warst einmal ein kleiner Stern.“ In der folgenden Nacht träumt der Junge von einem Zwiegespräch mit der Eule. Beide erkundigen sich beim anderen nach dem jeweiligen Befinden, und dabei erzählt die Eule von den vielen Liebesbriefen, die sie inzwischen wieder an zukünftige Mamas und Papas schreiben müsse.

Brauchen unsere Kinder heute solch ein Bilderbuch? Man mag anfangs meinen, oh, was für eine phantasiereiche Geschichte hat der Schweizer Thomas Meyer zu Papier gebracht! Was für eine fast schon minimalistisch zu nennende Bebilderung mit ruhiger Hintergrundgestaltung durch den iranischen Künstler Mehrdad Zaeri, die der Geschichte eine durchaus klare Bildsprache verleiht. Aber schon nach wenigen Zeilen weiß man nicht mehr, was man mehr beklagen muss: Die Realitätsferne der Geschichte, die der gegebenen Antworten auf drängende Fragen von heutigen Kindern, die verquaste Umschreibung der Entstehung der Menschen oder die Weltfremdheit, mit der über Fakten und Tatsachen hinweg fabuliert wird. Dieses Bilderbuch vermittelt falsche Informationen und setzt nicht an altersgemäßem Erfahrungswissen heutiger Kinder an. Schon Dreijährige wissen, dass Babys nicht vom Himmel fallen!

Also, brauchen unsere Kinder solch ein Bilderbuch? Nein, sie können getrost darauf verzichten!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ksw; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 28.11.2021

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