Wenn ich die Augen schließe

Autor*in
Reed, Ava
ISBN
978-3-7432-0253-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
320
Verlag
Loewe
Gattung
Taschenbuch
Ort
Bindlach
Jahr
2020
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
14,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Nach einem schweren Autounfall erinnert sich Norah zwar an ihre Vergangenheit, aber sie verbindet mit den Erinnerungen keine Gefühle. Nur eins weiß sie sicher, sie muss Sam sehen, denn die Erinnerungen an ihn sind die Einzigen, die sie mit einem Gefühl verbindet. Doch, wie sich herausstellt, hatten Sam und sie sich längst immer weiter voneinander entfernt. Und so versucht sie herauszufinden, wer sie eigentlich wirklich ist und ob sie vor dem Unfall wirklich sie selbst war.

Beurteilungstext

Der Jugendroman greift die Themen Gruppenzwang, Mobbing und Selbstliebe auf, die für jeden Menschen, aber ganz besonders für Jugendliche von hoher Bedeutung sind, da sie sich auf der Suche nach sich selbst, ihrem Lebensziel, ihren Werten befinden. Für Norah ist der Weg zu sich selbst besonders kompliziert, da sie ein Leben vor dem Unfall hatte, an welches sie sich zwar erinnert, aber mit dessen Bewertung sie nicht zurechtkommt.
Ava Reed erzählt mit intensiver Feinfühligkeit, aber auch mit einer gewissen Raffinesse. Erst ganz langsam wird die tragische Weite der Geschehnisse und Hintergründe vor den Leserinnen und Lesern ausgebreitet. Zunächst könnte der Leser vermuten, dass sich die gesamte Geschichte um Norahs Unfall dreht, doch während des Lesens wird deutlich, dass der Unfall nur der Auslöser für eine ganze Kette von Ereignissen war, die danach ihren Lauf nahmen.

Der Roman enthält eine berührende Geschichte über Mobbing, über die Opfer, über die Täter, die in ganz verschiedenen Facetten vorkommen, über die Hintergründe, über die Folgen und über die Ausmaße, die gerade im Internetzeitalter erschreckende Formen annehmen. Ava Reed lässt in ihrem Roman alle Beteiligten zu Wort kommen. Sie beleuchtet dieses schwierige Thema von allen Seiten. Da es Mobbing in der Schule, am Arbeitsplatz, im Netz immer häufiger gibt und die Ausmaße und das Herangehen immer subtiler werden, ist der Roman auch ein Appell, dass es wichtig ist, über dieses Thema zu sprechen und es präsent zu halten, um Täter zu identifizieren und um Opfern zu helfen aus ihrer Rolle auszubrechen. Weil es der Autorin gelingt, Schauplätze und Haupt- und Nebencharaktere detailliert zu beschreiben, wird dem Leser ermöglicht, sich in die Handlung hineinzuversetzen. Auch die krasse Wandlung der Hauptfigur Norah vor und nach dem Unfall ist sehr gelungen dargestellt.
Ava Reed lässt ihre Protagonisten Norah und Sam abwechselnd in der Ich-Perspektive erzählen. Dadurch kommt man beiden unheimlich nah. Der Gedanke daran, wer man wirklich sein möchte jetzt und als Erwachsener wird hier absolut präsent. Sind die bewunderten Schüler oder Schülerinnen einer Klasse wirklich so toll, dass man um jeden Preis zu ihnen gehören will? Wann ist man oberflächlich? Was ist wirklich wichtig im Leben? Wie gehe ich mit den Menschen um mich herum um? Diese Fragen wirft der Roman auf. Sie geben Gesprächs- und Diskussionsanlässe für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen. Damit wird der Roman pädagogisch wertvoll und eignet sich auch als Schullektüre. Eine Triggerwarnung am Anfang des Buches gibt Jugendlichen, die sich in einer persönlich ausweglosen Lage befinden, Telefonnummern, bei denen sie Hilfe erhalten können und weitere Handlungsvorschläge.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von IBR; Landesstelle: Thüringen.
Veröffentlicht am 02.01.2021

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