Weiße Finsternis

Autor*in
McCaughrean, Geraldine
ISBN
978-3-570-13270-8
Übersetzer*in
Koob-Pawis, Petra
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
335
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2007
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die 14-jährige Symone reist mit ihrem Onkel Victor in die Antarktis. Aber der ersehnte Aufenthalt an der südlichsten Stelle der Erde wird für Symone zu einer Odyssee. Onkel Victor entpuppt sich als wahrhaft wahnsinnig: Mit einem gestohlenen Kettenfahrzeug will er ein Loch zwischen den Kontinentalplatten finden, das noch kein Wissenschaftler bisher entdecken konnte. Als das Kettenfahrzeug nicht mehr fahrtüchtig ist, beginnt der Kampf um das Überleben im ewigen Eis.

Beurteilungstext

"Ich weiß noch genau, an welchem Tag Titus in meinem Kopf ankam,..." (S.23) Titus ist ein unsichtbare Freund, der nach dem Tod des Vaters zur Stelle ist. Melancholisch, zurückhaltend, voller Selbstzweifel, linkisch und zudem tollpatschig tritt die 14-jährige Symone der Welt entgegen. Einzig Titus scheint sie zu verstehen. Und sie versteht Titus. Sie weiß alles über die Geschichte des Polarforschers Lawrence Oates, genannt Captain Titus Oates, der 1912 im ewigen Eis der Antarktis starb.
Den Faible für die Antarktis hat Sym durch Onkel Victor. Das ewige Eis ist das große Thema des Freundes, der sich nach dem Tod des Vaters um das Mädchen und ihre Mutter kümmert. Das ewige Eis der Antarktis wird zum Ort der Handlung. Aber zunächst einmal beginnt die Geschichte, mit einer Reise nach Paris. Die schenkt der großzügige Onkel seiner Ziehtochter. Was Symone nicht weiß: Der Onkel hat eine Reise in die Antarktis gebucht. Und während die Mutter glaubt, dass Sym gemeinsam mit Victor Paris besichtigt, sitzt sie schon längst in einem Flugzeug in Richtung Südpol, im Glauben, der Onkel habe die Mutter darüber informiert.
Die Reise wird für die gesamte Reisegruppe zu einem gefährlichen Abenteuer. Denn Onkel Victor hütet ein Geheimnis: Er will Symmes' Loch finden, das er an der Nahtstelle der zwei Kontinentalplatten vermutet. Die Spannung steigt, als Victors dramatische Mittel einsetzt und ohne Rücksicht versucht, sein Ziel zu erreichen. Er setzt die Reisegruppe außer Gefecht, nimmt den Tod eines Menschen in Kauf, stiehlt ein Kettenfahrzeug und fährt gemeinsam mit Symone, dem Filmemacher Bruch und dessen vermeintlichen Sohn Sigurd in die unendliche Weite des Südpol. Für Symone wird Victors Suche zu einer Odyssee. Sie ahnt, dass Victor das Loch nicht finden kann. Sie ahnt, dass der Sprit nicht reichen wird. Sie ahnt, dass Sigurds Annäherungsversuche nicht ehrlich sind. Nur die Zwiegespräche mit Titus geben ihr Kraft.
Die Steigerung der Spannung verläuft über zwei Ebenen. Über die eigentliche Handlung und das Psychogramm des wahnsinnigen Onkels, das in vielen Rückblicken Einblick in das Leben Symones vor dem Tod des Vaters gibt.
Die lyrische Beschreibung des Naturschauspiels, die philosophischen Gedanken der Ich-Erzählerin, die klugen Dialoge mit dem unsichtbaren Freund, die immer eindringlicheren ironischen Hiebe gegen den Onkel und das Erzählen dessen, was sich auf der Reise ereignet, geben dem sprachlichen Fluss die besondere Note. "Nasse, ertränkende Finsternis. Wimmelndes, groteskes Leben tief unten in der grausamen, rastlosen Kälte. Ich halte den Atem an, denn in meiner Vorstellung bin ich schon dort - im Ozean - , dorthin gebracht auf einer Bahre aus Eis. Schneewittchens gläserner Sarg zerspringt in Scherben aus Schmerz, und ich muss meinen Rücken immer wieder krümmen, um die harte Schale aus Schnee abzuschütteln." (S. 300)
Symone kämpft bis zum Schluss um das Überleben. Die Kraft, die sie findet, die verborgen in ihr steckt, macht aus der 14-Jährigen einen anderen, einen neuen, einen erwachsenen Menschen. "Weiße Finsternis" - eine außergewöhnliche Geschichte, die von dem menschlichen Abgrund, dem menschlichen Wahn und der Erkenntnis dessen in ergreifender sprachlicher Kraft erzählt. Ein gelungenes Jugendbuch.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Beu.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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