Nicht das Ende der Welt. Ein Arche-Noah-Roman

Schlagwörter

• Flucht
• Philosophie
• Religion

Teaser

Timna, die jüngste Tochter Noahs und seiner Frau erzählt aus ihrer Sicht von der spannenden und abenteuerlichen Flucht vor der Sintflut auf der selbsterbauten Arche. Die biblische Geschichte bildet den Rahmen für die aufregend neu erzählte Geschichte vom Überleben und Zusammenleben von Tier und Mensch, von Hoffnung, Angst, Liebe, Hass, Glauben und religiösem Fanatismus.

Beurteilungstext

Noah wurde der biblischen Überlieferung gemäß von Gott vor der großen Flut gewarnt und dazu auserwählt, das Überleben der Menschheit und der Tierwelt zu sichern, indem er sich und seine Familie sowie "allerlei Tiere von allem Fleisch" auf der selbstgebauten Arche vor der Sintflut rettet. In der biblischen Vorlage besteht die Familie aus Noah, seiner Frau, den drei Söhnen Sem, Ham und Jafet und dessen Ehefrauen. Mit der jüngsten Tochter Timna hat die Autorin eine zusätzliche literarische Figur eingeführt, aus deren Sicht das zum Teil dramatische Geschehen während der endlos erscheinenden Fahrt durch die Wassermassen beschrieben wird. In kurzen Abschnitten schildert Timna ihre Beobachtungen an Bord. Die Probleme Noahs und seiner Familie beginnen schon vor Ausbruch der Sintflut und sind realistisch und glaubhaft dargestellt. Wer darf mit auf die Arche und was passiert mit den Zurückbleibenden? Wie können Löwe und Hase, Katze und Maus, Schlange und Kaninchen auf engstem Raum neben- und miteinander existieren? Wie sind Gebrüll, Gekreische, Geblöke und Gestank zu ertragen? Woher kommen Wasser und Nahrung? Und wohin mit dem stinkenden Kot und dem Ungeziefer? Was tun bei Krankheit und Tod? Oder, wenn andere Menschen Rettung auf der Arche suchen?
Auf dieser langen Fahrt ins Ungewisse verändern sich die Menschen. Spannungen, Konflikte und Disharmonien entstehen. Der blinde Gehorsam und Fanatismus des ältesten Sohnes Sem steht im krassen Widerspruch zum menschlichen Empfinden Timnas. Sie ist ganz allein, während alle anderen als Paare zusammenleben. Ihr, als jüngstem Familienmitglied, wurde kein Partner zugedacht. Sie soll nach der Ankunft am ersehnten "anderen Ufer" die Altersversorgung der Eltern übernehmen. Obwohl ihr von den älteren kaum eigene Gedanken, Ansichten und Handlungsweisen zugestanden werden, ist doch sie es, die reflektiert, nachdenkt und hinterfragt, zweifelt, innerlich aufbegehrt und schließlich eigene Positionen bezieht. Durch ihr menschliches Handeln gewinnt sie die Sympathie des Lesers. Gemeinsam mit ihrem jüngsten Bruder Jafet und seiner Frau Zilla rettet sie einen kleinen Jungen und ein Baby. Doch ist das wirklich Gottes Wille? Sind die beiden im Versteck sicher? Oder sind es gar keine schutzbedürftigen Kinder, sondern Dämonen?
Im Verlaufe der Handlung steigt die Spannung: Konflikte brechen auf, Figuren polarisieren sich und die Auseinandersetzungen werden dramatischer. Timna lernt es, sich selbst zu vertrauen und ihren eigenen Weg zu suchen. Der ungewöhnliche Schluss gibt Hoffnung und zeigt, dass es keine allgemeingültige Anleitung zum rechten Glauben gibt.
Liebe und Hass, Glaube und Zweifel, Mensch und Gott, Hoffnung und Furcht - jenseits aller Klischees thematisiert dieser literarisch anspruchsvolle Jugendroman existenzielle Fragen und ist damit nicht nur für den Deutschunterricht geeignet, sondern auch für den Einsatz im Ethik-, Philosophie- oder Religionsunterricht.
Anhand der sich konträr gegenüberstehenden Figuren und ihren unterschiedlichen Auffassungen lassen sich ethische, soziale und religiöse Fragestellungen sehr gut mit den Jugendlichen diskutieren. Da das Taschenbuchformat auch finanziell erschwinglich ist, wäre auch eine Anschaffung als Klassensatz denkbar.