Weg in die Dunkelheit - Der Erste Weltkrieg

Schlagwörter

• Krieg
• Angst
• Politik
• Tod/Sterben

Teaser

An einem Sommermorgen im Jahr 1914 verübt ein junger Mann ein Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand und dessen Frau und verursacht damit dramatische Folgen.

Beurteilungstext

Vorab: Das (Hör)Buch ist eine echte Herausforderung – der man sich unbedingt stellen sollte!
Der Autor holt weit aus bei der Schilderung des Geschehens vom Sommer 1914 bis zum Herbst 1918. Auf der Grundlage von Briefen, Tagebucheintragungen, Zeitungsberichten, Erinnerungen von Zeitzeugen schildert er viele einzelne Schicksale von Soldaten und Zivilisten aller beteiligten Länder.
Er verbindet diese Einzelberichte mit historischen Hintergrundinformationen über Parallelereignisse, die direkt oder indirekt mit dem Krieg in Verbindung standen, wie z.B. die Entwicklung neuer technischer Geräte (Zeppelin, Panzer), die Anwendung grausamer neuer Methoden (Gas) oder die Ermordung der russischen Zarenfamilie, die anschließende russische Revolution, der revolutionäre Matrosenaufstand in Deutschland und die unfreiwillige Abdankung des Kaisers.
Obwohl der Erzählton sehr sachlich ist, vermittelt er das Entsetzen, den Wahnsinn, die Brutalität, das Grauen, das da „Krieg“ heißt:
Mütter, die ihre Söhne mit patriotischem Hurrageschrei in den fast sicheren Tod schicken, junge Burschen, die bis zum ersten Kampfeinsatz das Abenteuer ihres Lebens erwarten, Staatsmänner und Heeresführer, die eine verhängnisvolle falsche Entscheidung nach der anderen treffen.
Die durch den Krieg veränderte Rolle der Frauen wird betrachtet. Mussten sie doch anstelle ihrer Männer in die Fabriken gehen, wurden als Soldatin, Spionin und natürlich als Krankenschwester eingesetzt.
Auch solche pervers anmutende Ereignisse wie die bekannte gemeinsame Weihnachtsfeier incl. kleiner Geschenke und gemeinsamer Gebete an der Front zwischen verfeindeten deutschen und englischen Soldaten oder der Transport der französischen Soldaten mit Taxis, weil die Zugkapazitäten an die Front nicht ausreichten, werden berichtet.
Alle glaubten an den Sieg, am Ende waren alle nur Verlierer.

Bei aller Grausamkeit und obwohl das Ende ja bekannt ist, versteht der Autor es, ungemein spannend zu erzählen, aber das vom Verlag angegebene Alter (10 Jahre) erscheint mir deutlich zu jung für die realistischen Schilderungen von Leid, Tod, Verzweiflung.
Das (Hör)Buch ist mit 416 Seiten bzw. knapp zehn Stunden Lesung sehr lang, dennoch könnte man es durch die Einteilung in viele einzelne Episoden im Schulunterricht gut einsetzen. Denn leider ist der über 100 Jahre alte Bericht beklemmend aktuell.
Das Booklet bietet wenig Informationen und keinen Überblick über die Kapitel. Da man beim Zuhören aufgrund der Länge häufig unterbrechen muss, wäre das wünschenswert.
Der Autor ist in England sehr bekannt, erhielt bereits zahlreiche Nominierungen und Auszeichnungen. Der vorliegende Roman ist Band 3 seiner Weltgeschichten-Reihe.

Anmerkung

Das gleichnamige Buch ist im Handel erhältlich.