Was wir dachten, was wir taten

Autor*in
Oppermann, Lea-Lina
ISBN
978-3-407-82298-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
180
Verlag
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
Weinheim
Jahr
2017
Lesealter
ab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,95 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Ein Amokläufer hat sich mit einer Schulklasse im Klassenraum verschanzt. Mit vorgehaltener Waffe zwingt er die Schüler, perfide Anweisungen zu erfüllen, die Schwächen und Geheimnisse der Einzelnen an die Oberfläche zerren.

Beurteilungstext

Psychologen warnen davor, ausführliche Berichterstattungen von Amokläufen zu veröffentlichen oder Amokläufe zum Inhalt von Medien zu machen. Jedes Angebot in diese Richtung führt potentiell zu Nachahmertaten. "Was wir dachten, was wir taten" ist quasi eine detaillierte Anleitung für einen Amoklauf an einer Schule.
Die Schüler Mark und Fiona sowie ihr Lehrer, Herr Filler, erzählen rückblickend, was am Tag der Geiselnahme im Unterrichtsraum passierte. Mark ist ein lustloser Schüler ohne Interesse am Unterricht, Fiona ist eine strebsame und gute Schülerin. Herr Filler outet sich als unmotivierter Lehrer, der Dienst nach Vorschrift macht und keinen persönlichen Bezug zu seinen Schülern hat. Die Autorin lässt die drei teils minutiös schildern, wie die Extremsituation der Geiselnahme das in Jahren gewachsene Geflecht sozialer Beziehungen in der Klasse über den Haufen wirft. Der Amokläufer kennt die Schüler und den Lehrer offenbar sehr gut. Er hat Umschläge mit 10 auf bestimmte Personen fixierte Einzelaufgaben vorbereitet, die immer demütigender und immer gefährlicher werden. Teilweise offenbaren sie "nur" Schwächen wie eine Essstörung oder einen Hang zum Diebstahl, teilweise spielen sie "nur" mit den Gefühlen der Schüler, etwa bei einem erzwungenen Kuss. Andere Forderungen führen zu schweren Körperverletzungen. Als der Amokläufer den Tod eines Schülers fordert, wird er überwältigt und seine überraschende Identität kommt heraus.
Die Autorin nutzt die Geiselnahme, um ihre Protagonisten dazu zu bringen, ihre Masken fallen zu lassen. Schlimmer, als dass ein Mädchen seine Haare abgeschnitten bekommt, ist zum Beispiel, dass ihre vermeintlich beste Freundin das tun soll. Und noch schlimmer ist, dass die es mit offensichtlicher Schadenfreude tut. Die Extremsituation bringt Dinge ans Licht, die dafür sorgen, dass hinterher nichts mehr so sein wird wie zuvor.
Mithilfe der Reaktionen der Schüler und der Kommentare von Mark, Fiona und Herrn Filler seziert die Autorin die Scheinheiligkeit, die im Klassenzimmer herrscht. Menschlichkeit und Wärme spielen dort nur eine untergeordnete Rolle. Damit trifft die erst 19-jährige Lea-Lina Opperman wohl leider den Kern schulischer Sozialisation.
Manche der Szenen sind etwas realitätsfern. Zum Beispiel wird wohl niemand seine Doktorarbeit nur lokal auf einem Notebook gespeichert haben.
Insgesamt ist "Was wir dachten, was wir taten" eine gelungene Analyse des sozialen Gefüges in einer Schulklasse. Für Jugendliche eignet es sich jedoch aufgrund der Rahmenhandlung nicht.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Veröffentlicht am 03.09.2017

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