Was macht die Nacht?

Schlagwörter

• Kindheit
• Philosophie
• Typografische Gestaltung

Teaser

Zwiegespräch mit Papa kurz vor dem Einschlafen auf der Bettkante. Tochter: „Was passiert eigentlich, wenn ich schlafe?“ Schon startet für beide eine wundersame Reise durch die Nacht in magischen Bildern.

Beurteilungstext

Es gibt Einschlafrituale, mit denen Kinder die Geduld ihrer Eltern arg strapazieren können. Und es gibt Eltern, die die abendlichen Momente auf der Bettkante ihrer Kinder auf wundervolle Weise mit ihrer Fantasie bereichern und dabei auch noch selbst genießen können. Von solch einem Papa und seiner Tochter erzählt dieses Buch. Der Autor Dirk Gieselmann hat die fantasievolle Geschichte zu Papier gebracht und die Illustratorin Stella Dreis untermalt sie mit ihren wunderbar sphärischen Bildern. Für alle Gute-Nacht-Geschichtenerzähler*innen und Kinder ab vier Jahren ein wirklich empfehlenswertes Buch!

„Gute Nacht, mein Schatz.
Ja, gute Nacht … aber … Papa? Was ich dich immer schon mal fragen wollte …
Was wolltest du mich immer schon mal fragen?
Was passiert eigentlich, wenn ich schlafe?
Oh, die wundersamsten Dinge!
Was denn?
Das erzähle ich dir.
Um neun Uhr, jetzt gleich, wenn du die Augen schließt … hebt der Kran ganz sacht die Pakete mit den Träumen in alle Kinderzimmer, … traut der Blauwal im Schwimmbad sich an die Wasseroberfläche.
Papa! Blauwale im Schwimmbad?
Das wusstest du nicht?
Nein, das ist ja auch Quatsch.
Kannst du beweisen, dass es da keine gibt?
Das zwar nicht …
Ja, da siehst du mal.
UND DANN?“

Mit dieser Frage treibt die Tochter das rhythmische Frage- und Antwortritual bis zum letzten Gute-Nacht-Sagen, bis zur letzten Seite. Beide Protagonisten finden großes Vergnügen an der traumhaften Reise durch die Nacht. Stella Dreis steuert mit ihren surreal anmutenden Visualisierungen zauberhafte Bilder aufs nächtlich dunkel-verschwommen colorierte Papier. Sie bereitet damit dem Zwiegespräch ein atmosphärisch dichtes Bett. Die Texte sind zum Teil einem ganzseitigen Bild gegenübergestellt, zum Teil sind sie in die doppelseitigen Illustrationen integriert, die fett gedruckten Stundenangaben markieren deutlich jede neue (Traumnacht-)Stunde.

Rhythmisiert ist auch das Layout der Texte. Das Hin und Her von Frage und Antwort spiegelt sich in den beharrlichen Fragen der Tochter, die streng linksbündig mit rechtem Flattersatz angeordnet sind, während Papas Antworten im beidseitigen Flattersatz die luftige Fantasie der nächtlichen Geheimnisse widerspiegeln.

Stella Dreis' Figuren bebildern trefflich Papas fantastische Schilderungen der imaginierten nächtlichen (Traum-)Vorgänge: Mal trifft sich „die Laufgruppe der Schlafwandler am Eingang zum Park“, mal „sammelt ein großer Zeppelin die letzten Stunden wieder ein“. Beruhigt und müde von der magischen und faszinierenden Reise durch die nächtliche Stadt findet die Tochter schließlich in den Schlaf.

Stella Dreis erhielt für dieses Buch den Deutschen Kinderbuchpreis 2023, Sonderpreis Illustration. Nominiert wurde sie für den Astrid-Lindgren-Memorial-Award 2023.