Was ist Zuhause? Vom Wohnen, Leben, Weggehen und Ankommen

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Teaser

Ein Zuhause unterscheidet sich nicht nur von Land zu Land, auch in der eigenen Nachbarschaft findet man verschiedene Wohnformen. So gibt es zum Beispiel Mietwohnungen und Eigenheime, mit Reet gedeckte Häuser in einem Dorf, Blockhäuser im Gebirge. Das Klima, die Arbeitsbedingungen, die Bezahlbarkeit und andere Faktoren geben den Rahmen vor. Manche Menschen haben gar kein Zuhause und leben auf der Straße, andere müssen aus Not ihr Zuhause verlassen und große Veränderungen in Kauf nehmen.

Beurteilungstext

Dieses Buch will Kinder darüber informieren, wie Menschen wohnen und zusammenleben. „Doch was macht ein Zuhause zu einem Zuhause?“, ist die Frage, der Kristina Scharmacher-Schreiber nachgeht. So zeigt die Autorin nicht nur unterschiedliche Unterkünfte, sondern schaut auch darauf, wie sich ein Zuhause anfühlt. Ist es der Duft von Opas selbstgebackenen Plätzchen, der Lieblingssessel zum Kuscheln, der Ort, an dem man Besucher begrüßt und Feste feiert? Wichtig sind auf jeden Fall vertraute Menschen, die eigene Familie oder eine Wohngemeinschaft, die Nachbarschaft. Und manche Menschen sagen ehrlich: ,,Am schönsten find ich es allein.“

Natürlich spielt auch das Geld eine Rolle; Begriffe wie ,Sozialwohnung‘, ,Mietpreisbremse‘ und ‚Gentrifizierung‘ werden erklärt. Andere Abschnitte gehen auf historische Veränderungen der Wohnformen und Bauten ein, erläutern die Umweltverträglichkeit beim Bauen und Renovieren, sowie die Gestaltung unserer Innenstädte. Viel Platz wird dem Bereich ‚Migration‘ gegeben, Fluchtursachen werden erwähnt, behelfsmäßige Unterkünfte gezeigt, der juristische Weg zur Aufenthaltserlaubnis erklärt. Auch über Wanderbewegungen innerhalb von Ländern wird informiert, wie zum Beispiel die Umzüge nach 1990 als Folge der deutschen Wiedervereinigung.

Lena Hesses zahlreiche Illustrationen ermöglichen einen guten Zugang zu diesem komplexen Themenbereich, machen die Vielfalt der Menschen und ihrer Lebensbedingungen deutlich und bieten zusätzliche Informationen. So hat sie Veränderungen im Wohnraumbedarf dargestellt, indem sie Kinder in unterschiedlich großen Pappkartons zeigt. Sie erklärt anhand von kleinen Bildern und Pfeilen die Zwischenstationen, die für das Anerkennungsverfahren für Geflüchtete notwendig sind. Auch Tabellen, Kurven- und Kreisdiagramme sollen die Texte verständlich machen, werden aber sicher erst von älteren Kindern richtig gedeutet werden können. Ihre bunten Zeichnungen - teilweise im Comic-Stil -, die Alltagsszenen zeigen, sprechen jedoch Kinder jeden Alters an.

Der Verlag empfiehlt das Buch für Kinder ab sieben Jahren, dem kann ich mich so nicht anschließen. Die Sachverhalte sind für jüngere Grundschüler zum Teil zu ausführlich und komplex dargestellt. Viele Begriffe und Darstellungen werden sie überfordern, zusätzliche Erklärungen von Erwachsenen müssen da nötig sein. Was zum Beispiel sind Schwaben, was ist Sushi, was bedeuten SchuFa und Mietschuldenfreiheit? Die meisten Kinder in den ersten Schuljahren werden den umfangreichen Text nicht selbstständig lesen und die vielen Informationen nicht ohne Hilfe aufnehmen können. Für Jungen und Mädchen ab etwa zehn Jahren kann das Buch aber interessant sein. Auch im Unterricht kann es - vielleicht am besten abschnittsweise - zum Einsatz kommen, zum Beispiel zu Themen wie Obdachlosigkeit oder Migration. Ein Inhaltsverzeichnis zur besseren Orientierung und ein Glossar zur Erklärung von Fremdwörtern und Fachbegriffen wären sicher auch noch für diese Altersstufe hilfreich gewesen.

In ähnlicher Machart sind bei Beltz & Gelberg sechs weitere Sachbücher erschienen. „Wie viel wärmer ist 1 Grad?“ zum Thema Klimawandel wurde ebenfalls von Kristina Scharmacher-Schreiber verfasst, es wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet.