Warum Weihnachtswunder manchmal ganz klein sind

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Teaser

In diesem Bilderbuch ruft „Olchi“-Autor Erhard Dietl eine märchenhafte Weihnachtsidylle auf, die Andrea Stegmaier in kunstvolle Bilder gesetzt hat. Im Mittelpunkt der Erzählung steht ein kleines Käuzchen, das beim Fällen der als Weihnachtsbäume gedachten Tannen versehentlich in die Stadt gebracht und von Menschen gerettet wird.

Beurteilungstext

Es ist Weihnachtszeit, und die Tannenbäume aus dem Wald werden für das bevorstehende Fest gebraucht. Der Baumfäller Mario findet ein verängstigtes Käuzchen und bringt es seiner Tochter Emilia. Die beiden päppeln es auf und bringen es zurück in den Wald und erleben auf diese Weise ihr ganz besonderes Weihnachtswunder, das sich gleichsam in den idyllischen Bildern von Schneelandschaften und einem strahlenden Weihnachtsbaum auf dem Marktplatz spiegelt. Explizite Leser*innenanreden adressieren zuhörende Kinder direkt und eröffnen somit ein rundum positives Vorleseerlebnis, das sich durch romantische Naturnähe auszeichnet. Diese erfährt durch den Eingriff der Menschen einen Bruch. Jedoch bleibt es nicht bei einer reinen Negativdarstellung der Menschen, die Raubbau an der Natur betreiben, denn die Protagonisten Mario und Emilia zeigen ein behutsames und sensibles Verhalten im Umgang mit dem gefundenen Tier. Ebendas konnotiert diese besondere Bilderbuch als Weihnachtswunder, womit es ausbricht aus den vielen schematisch-trivialen Darstellungen von Weihnachten, die sich in vielen anderen Weihnachtsbüchern für Kinder (und Erwachsene) finden. Erhard Dietl zeigt mit diesem Buch, dass er Facetten von Erzählkunst über seine prominenten „Olchis“ hinaus beherrscht. Durch die gelungene Text-Bild-Korrespondenz und den differenzierten Blick auf das Weihnachtsfest entzieht sich das Bilderbuch allen Klischees und dürfte damit als eines der kinderliterarischen Highlights unter den weihnachtlichen Neuerscheinungen im Jahr 2023 gelten.