Walled City

Autor*in
Graudin, Ryan
ISBN
978-3-499-21705-0
Übersetzer*in
Naumann, Katharina
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
422
Verlag
Rowohlt
Gattung
Krimi
Ort
Reinbek
Jahr
2015
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,99 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Walled City ist ein eng bebauter Hochhaus-Slum, in dem eine mächtige Bruderschaft und kriminelle Straßenbanden regieren. An diesem düsteren Ort kämpfen Jin, Mei Yee und Dai um ihr Überleben: Während Jin versucht, ihre geliebte Schwester Mei Yee zu finden, die in einem Bordell der Bruderschaft zur Prostitution gezwungen wird, bleiben Dai 18 Tage, um der Polizei Beweismaterial für die Machenschaften der Triade zu liefern. Andernfalls muss er sich wegen Mordes vor Gericht verantworten.

Beurteilungstext

Das Buch der jungen Autorin Ryan Graudin erscheint auf den ersten Blick als ein dystopischer Jugendroman. Dies täuscht. Es ist vielmehr eine Kombination aus Thriller und Liebesroman, den sie an einem realen Ort spielen lässt. Kowloon, ein Stadtteil von Hongkong, hatte lange Zeit einen ungeklärten rechtlichen Status. Bis zu seinem Abriss Anfang der 1990er Jahre galt er als Zentrum von Drogenhandel und Prostitution, die von einflussreichen Triaden betrieben wurden. Die Polizei griff nur in Extremfällen ein. Das Viertel wurde mit bis zu 14-stöckigen Hochhäusern so dicht bebaut, dass die Straßen unterirdischen, labyrinthähnlichen Gängen glichen. 1987 wies der Stadtteil die höchste Bevölkerungsdichte der Welt auf. Der Lebensstandard war niedrig, die Hygiene schlecht.
Graudin beschreibt die Szenerie Kowloons äußerst anschaulich, so dass sich der Leser diesen Ort, seine bedrückende Atmosphäre und die Nöte seiner Bewohner gut vorstellen kann. Der Wettlauf gegen die Zeit, dem sich Graudins Helden in dieser feindlichen Umgebung stellen müssen, ist durchaus spannend und lässt den Leser bis zum Schluss mitfiebern. James-Bond-mäßige Verfolgungsjagden, aber auch brutale Szenen sorgen dabei immer wieder für Nervenkitzel. Die Autorin schreibt ihre Geschichte aus der Perspektive der drei Protagonisten, die sie abwechselnd zu Wort kommen lässt. Diesen Wechsel macht sie durch eine entsprechende Kapiteleinteilung deutlich. Dabei lässt sie die Ich-Erzähler Gefühle und Gedanken mitteilen, die Handlung vorantreiben oder gemeinsame Erlebnisse aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten. Die Liebesgeschichte zwischen Dai und Mei Yee wirkt konstruiert und kitschig. Etwas unmotiviert bleiben auch einige Handlungen und Wandlungen der Figuren.
Obwohl Graudin ein spannendes Setting (Kowloon) wählt und globalpolitische Missstände wie Armut, Menschenhandel und organisierte Kriminalität thematisiert sowie persönliche Handlungsspielräume unter derartigen Verhältnissen anspricht, ist das Buch für Schule und Unterricht m. E. nur bedingt empfehlenswert. Dies liegt nicht nur an den 422 Seiten, die für schwächere Leser eine echte Herausforderung sind oder an den dargestellten Gewaltszenen, deren Lektüre im pädagogischen Kontext entsprechend begleitet werden müsste. Gewöhnungsbedürftig ist v.a. die blumig pathetische Sprache. Die Geschichte ist überladen mit bildhaften Vergleichen, die den Leser eher verwirren und seine eigene Vorstellungskraft lähmen als für ein besseres Verständnis sorgen. Auch eine echte Identifikation mit den Protagonisten ist hierdurch erschwert.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von SuBü.
Veröffentlicht am 01.04.2016

Weitere Rezensionen zu Büchern von Graudin, Ryan

Graudin, Ryan

Walled City

Weiterlesen