Untot

Autor*in
McKay, Kirsty
ISBN
978-3-551-52041-8
Übersetzer*in
Böhmert, Frank
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
359
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2012
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

“Endlich ist dieser grässliche Skiausflug mit ihren noch grässlicheren Mitschülern vorbei. Noch ein letzter Pausenstopp, dann hat Bobby es hinter sich. So lange wartet sie mit Smitty im Bus auf die anderen. Aber die anderen kommen nicht zurück, die anderen sind tot! Alice hat es genau gesehen und dreht vollkommen durch. Schöne Scheiße. Sie müssen hier weg und zwar schnell! Denn plötzlich kommen die Toten auf sie zu und sie sehen verdammt hungrig aus...” (Aus dem Klappentext.)

Beurteilungstext

Mit “Untot - Lauf, solange Du noch kannst” (“Undead”) legt die britische Autorin Kirsty McKay einen Zombieroman für Jugendliche vor, der nicht allzu lange ein Geheimtipp bleiben sollte.

Im Unterschied zum meist äußerst gebildeten, elegant gekleideten und im Umgang mit dem anderen Geschlecht sehr charmanten Vampir gehört der Zombie bisher eher nicht zum klassischen Feld des Untoten im Jugendroman. Das könnte unter anderem auch daran liegen, dass er als geistloses, menschenfressendes und verfaulendes Ungeheuer kaum dazu geeignet ist, teenagerfreundliche Pseudo-Romantik aufkommen zu lassen. Für ein nervenaufreibendes Abenteuer aber ist er die Idealbesetzung.

Das muss sich auch Kirsty McKay gedacht haben, die den wandelnden Toten eine Tür in die Jugendliteratur öffnet und neben ihrem US-amerikanischen Kollegen Jonathan Maberry (“Lost Land”) damit erst einmal recht alleine dasteht. Anders als Maberry, der in seinen Texten weltumspannend arbeitet, inszeniert McKay jedoch ihre Dystopie von einer Welt, in der die Toten wieder zurückkehren verhältnismäßig familiär und äußerst dicht, was sich schon beim Handlungseinstieg zeigt, für den sie eine Klassenfahrt nach Schottland bemüht.

Bobby, Protagonistin und Ich-Erzählerin des Romans, ist ein 15jähriges, englisches Mädchen, das mit seinen Eltern vorübergehend in den USA wohnte und nun mit seiner Mutter wieder in England lebt. Gemeinsam mit ihren - von ihr nicht sonderlich geschätzten - Klassenkameraden war sie nach Aviemore unterwegs, um dort einen Skiausflug zu verbringen. Jetzt wieder auf der Rückreise, hält der Bus unterwegs an einer Raststätte. Als alle hineinströmen, beschließt Bobby lieber im Bus zu bleiben - genauso wie Klassenrowdy Smitty. Da die anderen nicht auch nach längerem Warten nicht zurückkehren, kommen beide miteinander ins Gespräch. Doch bevor Bobby für sich selbst klären kann, was das für eine merkwürdige Hitze ist, die sie auf einmal spürt, als Smitty sie anschaut, werden beide jäh von ihrem Klassenlehrer Mr Taylor gestört. Dieser hat sich nämlich auf den Weg zum Bus begeben. Blutverschmiert, aggressiv… und ziemlich untot.

McKay lässt kaum Zeit verstreichen, ihre Leser in eine handlungsstarke und äußerst dynamische Geschichte zu stoßen, in der Bobby und Smitty zunächst ihre Mitschüler Alice und Pete wohlbehalten wiederfinden und danach - weniger weit wohlbehalten, dafür bezüglich Menschenfleischs aber sehr viel hungriger - auch der Rest der Klasse wieder auftaucht. Ein Katz-und-Maus-Spiel ums nackte Überleben hat begonnen, bei dem den Überlebenden rasch klar wird, dass die dünnen Buswände die lauernde Meute nicht ewig aufhalten werden, Weglaufen allein auch nichts mehr hilft und selbst in der Apokalypse immer noch ein wenig erste Liebe und erste Eifersucht gedeihen kann.

“Untot” ist trotz zahlreicher schwarzhumorig geprägter sowie genreironischer Sequenzen hinsichtlich des immanenten Gewaltpotenzials kein Roman für zartbesaitete Gemüter. Gestorben wird schnell und blutig. McKay spielt dabei die gesamte Klaviatur des bisher vor allem aus einschlägigen Filmen bekannten Zombie-Schocker-Repertoires: Bisse und Kratzer der fauligen Bestien infizieren Menschen, die Zerstörung des Gehirns tötet die wankenden Untoten endgültig. So überschlägt sich der Roman ideenreich in (nicht immer ganz ernstgemeinten) Filmzitaten und gibt Details preis - über die Ursachen der Zombieseuche, über deren Erschaffer und ein mögliches Gegenmittel.

Ernsthaft entziehen kann sich der hohen Suggestivkraft des Romans indes keiner, da der präsentische Erzählstil Bobbys dazu beiträgt, dass der Leser ihr immer über die Schulter schauen muss. Weder gibt es Rückblicke noch Vorausdeutungen. Der Leser hat so - wie die Protagonisten auch - nur an dem geschehen Anteil, das sie erleben. Der damit verbundene fehlende ""Blick um die Ecke"" verstärkt daher Beklemmungsmomente zusätzlich. “Untot” einmal in die Hand genommen, legt man den Band nur schwer wieder weg. Einer deutschen Übersetzung der Ende 2012 in Großbritannien erschienenen Fortsetzung “Unfed” (dt. etwa: Nicht gefüttert) dürfte daher auch hierzulande mit Spannung entgegengesehen werden.

Empfehlung: “Untot - Lauf, solange Du noch kannst” ist ein spannungsreicher Horrorroman für Jugendliche ab 15 Jahren, der das Motiv der Zombieapokalypse aufgreift und im Teenager-Milieu ansiedelt. Aufgrund des äußerst suggestiven Erzählstils und der Gewaltdarstellungen im Text für deutlich jüngere Leser eher ungeeignet. Sonst in jugendbibliothekarischen Beständen als variierende Ergänzung zu den gerade gängigen Vampirstoffen denkbar.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von HSM.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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