Unsichtbar

Autor*in
Moreno, Eloy
ISBN
978-3-7373-7215-2
Übersetzer*in
Layer, Ilse
Ori. Sprache
Spanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
336
Verlag
FISCHER KJB Sauerländer Duden
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
Frankfurt am Main
Jahr
2023
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
16,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Anhand der Frage, ob man Superkräfte entwickeln kann, um Mobbing zu entgehen, nimmt der spanische Bestseller-Autor Eloy Moreno Jugendliche mit in eine tragische Geschichte um Mobber, deren Opfer und dienenigen, die als schweigende Masse das Mobbing erst möglich machen. Die Geschichte fesselt gerade wegen des ernsten Themas. Manchmal wirkt sie moralisiernd, aber an keiner Stelle wird der pädagogische Zeigefinger erhoben. Seine teilweise komplexe Erzählweise erfordert Leser*innen, die ihre anfängliche Verwirrung zum Weiterlesen motiviert.

Beurteilungstext

Kann ich Superkräfte entwickeln, um mich vor dem Mobbing meiner Mitschüler*innen zu schützen? Diese Frage stellt sich ein namensloser ungefähr 14jähriger Junge in Eloy Morenos Jugendbuch „Unsichtbar“. Der Junge glaubt fest daran, denn anscheinend bemerkt niemand, wie er schikaniert wird. Schließlich kommt ihm niemand zu Hilfe. Nicht einmal sein ehemals bester Freund. Sogar das Mädchen, in das er verliebt ist und, das auch in ihn verliebt ist, wendet sich von ihm ab. Die Eltern sehen nicht, wie schlecht es ihm geht. Auch die Lehrer*innen ignorieren die Angriffe und Demütigungen. Weil die Menschen nicht so schlecht sein können, können sie ihn anscheinend tatsächlich nicht mehr sehen, folgert der gemobbte Junge. Das ist der Beweis: Seine Superkraft ist seine Unsichtbarkeit! Aber stimmt das wirklich? Meistens sehen ihn die Mobber nun nicht mehr, aber manchmal halt doch. Um dies zu testen, begibt sich der Junge in große Gefahr und erleidet infolgedessen einen schweren Unfall. Der Autor lässt das Buch im Krankenhaus nach dem Unfall beginnen. Er stellt in kurzen Abschnitten die Beteiligten vor, deren Namen wir oft nicht erfahren. Zum Teil besuchen sie den verletzten Jungen, zum Teil werden sie in ihrem jeweiligen Zuhause vorgestellt. Das ist anfangs sehr verwirrend. Man kann nicht nachvollziehen, wer auf welche Weise mit dem Jungen und seinem Unfall in Verbindung steht. Darüber schwebt immer die große Frage, ob sich der Junge wirklich unsichtbar machen kann. Außerdem wechselt der Autor immer wieder die Erzählperspektive. Oft erzählt der Junge aus seiner eigenen Sichtweise. Über die anderen berichtet ein allwissender Erzähler, der aber auch über den Jungen bescheid weiß. Das macht den Einstieg ins Buch mysteriös und für ungeduldige Leser*innen sehr mühsam. Hat man dieses Kapitel geschafft, wird man mit einer Geschichte belohnt, die weitgehend chronologisch die Dynamik des Mobbings nachzeichnet. Der Junge muss sowohl tätliche Angriffe als auch Demütigungen in den digitalen Medien über sich ergehen lassen. Sein bester Freund hat Angst selbst zur Zielscheibe zu werden, das Mädchen, das ihn heimlich liebt, leidet im Verborgenen und der Rektorin geht es um den guten Ruf der Schule. Jeder scheint gute Gründe zu haben, wegzuschauen. Der Autor arbeitet dagegen klar heraus, dass alle, die nichts gegen das Mobbing unternehmen, ebenfalls Monster sind. Ebenso wie die Täter*innen, weil sie den Mobber*innen mit ihrer Angst oder ihrer Unterstützung die Motivation für die Angriffe liefern. Nur eine Lehrerin, die als Kind ähnliches erleben musste, versucht aktiv ihm zu helfen. Doch auch sie fühlt sich im Stich gelassen und machtlos. An ihr zeigt Moreno, welche dauerhaften Spuren erlittenes Mobbing in einem Menschen hinterlassen kann. Am Ende erfährt man, ob der Junge sich tatsächlich unsichtbar machen konnte, wie er es erlebt hat, oder nicht. Doch die Antwort ist für die Leser*innen inzwischen nebensächlich geworden. Eloy Moreno gelingt es, über diese Frage Jugendliche in die emotionale Welt eines Mobbingopfers mitzunehmen. Zugleich stellt er die Tragik eines Täters dar, dessen Gewalt der Ausdruck eigener Probleme ist. Dem Autor ist wichtig, dass auch diejenigen, die sich herauszuhalten versuchen, nicht unbeschadet davonkommen. Das Buch ist ein eindringliches Plädoyer dafür, dass jede*r, die/der von einem Mobbingfall etwas mitbekommt, sofort versuchen sollte, Unterstützung zu suchen, um diese hinterhältige Form von Gewalt zu beenden. Jede*r ist in der Verantwortung! Dadurch, dass die Protagonist*innen durch die fehlenden Namen einem seltsam fremd bleiben, eröffnet sich ein Assoziationsraum, der in Gesprächen über das Buch gut genutzt werden kann, um die Thematik mit der eigenen aktuellen Lebenswirklichkeit zu vergleichen. Gibt es Parallelen? Gibt es Anzeichen für Mobbing auch in unserer Klasse, in unserer Schule? Was könnten die einzelnen Protagonist*innen tun, um das Mobbing zu beenden?

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von SD; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 05.08.2023

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