Unser Weihnachtswunderhaus

Autor*in
Moser, Annette
ISBN
978-3-551-55788-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Klaßen, Stefanie
Seitenanzahl
153
Verlag
Carlsen
Gattung
Buch (gebunden)
Ort
Hamburg
Jahr
2023
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
10,00 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Connie feiert Weihnachten. Eine biedere Weihnachtsgeschichte, die sich eher Erwachsene wünschen als Kinder.

Beurteilungstext

Pia und ihre Mutter verbringen zum ersten Mal Weihnachten in Deutschland statt auf Reisen, weil Pia sich ein „richtiges“ Weihnachten gewünscht hat. Und weil zu einem „richtigen“ Weihnachten Schnee gehört, wünscht sich Pia auch diesen. Prompt wird der Wunsch erfüllt. Warum, das bleibt ein pseudo-magisches Moment der Geschichte, das sich nicht auflöst und unglaubwürdig bleibt. Als durch den Schnee der Strom (und merkwürdiger und unerklärter Weise auch der Handy-Empfang) ausfällt, finden sich die Kinder des Mehrfamilienhauses zusammen und bereiten den Erwachsenen und sich selbst ein „richtiges“ Weihnachten.
Dass das „richtige“ Weihnachten nach alter deutscher Sitte hier zur Norm wird, ist nicht das Schlimmste der Geschichte. Wirklich schlimm ist die Figurenentwicklung und Dramatisierung, die sich eher daran richtet, wie Erwachsene sich vorstellen sollen, dass Kinder sich Weihnachten wünschen. Mit Glauben und Magie, mit Freundschaft und Harmonie und dass die Geschenke eigentlich gar keine Rolle spielen. Das ist bis zum Schluss so unglaubwürdig und so bieder, dass einem die Lust an der Geschichte fast die Lust auf Weihnachten nehmen könnte. Kinder- und Erwachsenenfiguren sind Klischees, wie die reiche und zickige Nachbarin oder der gastfreundliche türkische Opa. Und Pia initiiert Krippenspiel und Weihnachtsliedersingen, als ob sie das ganze Leben nur darauf gewartet hat. Nun darf Literatur überzeichnen, aber hier haben wir es mit einer besonders naiven und kreuzbraven Mädchenfigur zu tun, die sich genau das an Weihnachten wünscht und sich genauso verhält, wie sich ein normorientierter Erwachsener Kinder wünschen kann. Inklusive strahlender Freude-Augen und Magiegefühl im Magen.
Auch die Schwarz-Weiß-Illustrationen gehen über eine kreuzbrave Bebilderung der Erzählung nicht hinaus, die Figuren sind niedlich und zeigen nur das, was auch über sie geschrieben wird. Das Buch ist in 24 Kapitel unterteilt, sodass ein Vorlesen als Adventskalender möglich gemacht wird. Selbst in dieser Materialität steckt eine Assoziation, dem Weihnachtskalender seine vermeintliche Magie wiederzugeben, indem statt Schokolade oder kleinem Spielzeug die Geschichte wichtiger ist.
Das Buch kann einigen Eltern sicher gefallen, deren Wunsch nach einer behüteten Kindheit mit einem Kinderbild verknüpft ist, das naiv und normorientiert daherkommt. Eltern einer ökonomischen Mittelschicht finden hier die Kinder, die einem Ideal entsprechen – authentische Figuren, Spannung und Lust am Geschichtenknüpfen bietet das Buch jedoch nicht.

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Diese Rezension wurde verfasst von Astrid Henning-Mohr; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 13.12.2023