Und doch sind alle Äpfel rund...

Autor*in
Hubka, Christine
ISBN
978-3-7022-3919-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Ofner, Agi
Seitenanzahl
32
Verlag
Tyrolia
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/RomanBilderbuch
Ort
Innsbruck
Jahr
2021
Lesealter
8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,95 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Was Judentum, Christentum und Islam gemeinsam haben. Eine besondere Familiengeschichte. So die Untertitel. Wo liegen die Unterschiede bei den Religionen? In erzählerischer Form stellt Jojo den Lesenden seine Familie vor. Die einzelnen Familienmitglieder gehören den Buchreligionen mit ihren Untergruppierungen an und so können die Unterschiede der einzelnen Religionen erklärt werden. Diese Familie soll es wirklich geben und in Wien leben.

Beurteilungstext

Jonathan, genannt Jojo, erzählt im Buch von seiner Familie, in der die einzelnen Mitglieder verschiedene Religionszugehörigkeiten, verschiedene Hautfarben und verschiedene Haare haben. Es sind drei Generationen vertreten. Zur Familie gehört auch Abraxas, Jojos Kater, der mit ihm sprechen kann. Was manchmal zu heiteren Dialogen führt.

Ganz zum Schluss wird der Buchtitel erklärt. Hier werden die Religionen als Äpfel dargestellt. Es gibt viele Apfelsorten, sie schmecken alle anders und reifen zu verschiedenen Zeiten, jedoch sind alle Äpfel rund. Auf der Vorsatzseite sind verschieden große und verschieden farbige Äpfel gezeichnet. Am Ende des Buches wurden die Äpfel gegessen, übrig blieben nur die Stümpfe und Stiele. Das ist zwar witzig, aber was das mit den Religionen zu tun hat, erschließt sich mir nicht.

Jeweils auf einer Doppelseite geht Jojo auf etliche Begebenheiten und Fakten ein. Behandelt werden die Themen: Gott hat viele Namen, Wie geht beten? Essen. Fasten. Kirchen – Moscheen – Synagogen. Bilder (Ikonen). Kopfbedeckungen. Taufen und Beerdigungen. Zu dem knappen Text in einer lockeren Erzählform gibt es manchmal Sachinformationen. Diese Kurztexte grenzen sich mit kleinerer Schrift in einem Absatz von der Geschichte ab. Nicht immer ergibt es sich, dass man erst den Text auf der linken Seite liest und dann den Text auf der rechten Seite. Manchmal muss man erst den Text, der oben über die Doppelseite reicht, lesen und dann den Text unten über die Doppelseite. Dieses führt zu Irritationen.

Zu dem Text gibt es passende, farbenprächtige Illustrationen. Die Zeichnungen sind sehr detailreich. Abraxas taucht fast auf jeder Seite (ab und zu versteckt) auf, so dass man immer versucht ist, beim Seitenumdrehen zuerst Abraxas zu suchen, was den jungen Lesenden oder Zuschauenden beim Vorlesen sicherlich Spaß macht. Manchmal wirken die Bilder aber ziemlich dunkel, z.B. wenn die Gartenparty vor einer dunkelgrünen Hecke stattfindet. Auch ist es nicht gerade vorteilhaft, wenn die einzelnen Seiten farblich großflächig dunkel grundiert sind. Dadurch ist das Lesen an einigen Stellen bedingt durch die „zarte“ Schrift nicht leicht. Einzelne Wörter werden im Text farblich oder durch größere Schrift hervorgehoben, was manchmal auch nicht sofort erkennbar ist. Warum das so ist, erschließt sich mir nicht. Zuerst dachte ich, dass es am Ende des Buches ein Glossar über die hervorgehobenen Wörter gibt, gibt es aber nicht. Schon der Einband ist in dunkelgrüner Farbe gezeichnet, es soll wohl Nacht darstellen, wirkt aber nicht gerade einladend. Außerdem strömt einem beim Aufschlagen des Buches ein sehr unangenehmer Farbgeruch entgegen, der auch nach Tagen noch sehr hartnäckig ist.

Sehr gut werden die Unterschiede von Sprachen, Beten und Essen der einzelnen Religionen auf den Doppelseiten dargestellt. Allerdings antwortet die Oma auf Jojos Frage, warum Gott manchen Menschen nicht erlaubt, Schweinefleisch zu essen: „Früher hat es Religionen gegeben, die es heute nicht mehr gibt. Die Anhänger dieser Religionen haben für ihre Götter als Opfer kleine Kinder getötet. Ihre Lieblingsspeise war Schweinefleisch. Die Jüdinnen und Juden waren sicher: ‚Gott will nicht, dass wir so sind wie diese Menschen‘. Daher haben sie aufgehört, Schweinefleisch zu essen.“ Ob diese Antwort keinen Schaden bei Kindern anrichtet? Im Umkehrschluss könnten die Kinder deuten, dass Menschen, die Schweinefleisch essen, kleine Kinder töten.

Genauso zweifele ich die Aussage über das Fasten an. Abraxas antwortet: "Wenn ich nichts fresse, machen sich alle Sorgen um mich. Ihr nehmt mich dann viel wichtiger als sonst. Darum faste ich." Wenn ich faste, weil ich Aufmerksamkeit von meinen Mitmenschen bekommen will, dann ist der eigentliche Grund des Fastens wohl verfehlt.

Einiges Wissen setzt das Buch voraus. Es wird nicht erklärt, wer Jesus und Mohammed sind. Auch was "gekreuzigt" ist, wird nicht beschrieben.

Dass Jojo Jonathan heißt und ein Junge ist, erfährt man erst später im Buch. Jojo hat eine dunkle Hautfarbe und eher weibliche Züge in den Zeichnungen. Ich hatte lange gedacht, dass es ein Mädchen ist. Wenn man das Geschlecht neutral halten wollte, hätte man die Aufklärung mit dem Vornamen und dass er ein Junge ist, im Text nicht erwähnen sollen.

Dass es in Österreich pfaucht statt faucht heißt, könnte Unsicherheit beim Erstleser hervorrufen. Keppeln ist auch ein österreichisches Wort, das ich erst nachschlagen musste, um die Bedeutung herauszubekommen.

Die Sprache in Äthiopien heißt nicht äthiopisch. Die Amtssprache ist dort Amharisch oder Oromo.

In der Vorstellungsrunde am Buchanfang wird erwähnt, dass die Oma als Kind Kinderlähmung hatte und deshalb nicht gut gehen kann. Diese „Behinderung“ wird nie wieder erwähnt. Warum wurde sie überhaupt erwähnt? Auch gibt es keine Antwort auf die Frage, warum Gott nicht die Haare von Musliminnen und Jüdinnen sehen will (Kopftuch, Perücke).

Es wird im Buch berichtet, dass es für die Religionen verschiedene Häuser gibt. Gezeichnet sind Kirchen, Moscheen und Synagogen, aber welche Gebäude das sind, ist nicht gekennzeichnet.

Im Buch wird beschrieben, dass es viele Regeln gibt, wie eine Geschichte oder Personen aus der Bibel gemalt auf eine Glasscheibe zu einer Ikone wird. Ikonen werden nach vielen Regeln auf einem Brett oder auf Stoff, nicht auf Glas gemalt. Die Regeln gelten für die Bildträger (Auswahl des Bretts und dessen Bearbeitung) wie für die Grundierung, die Farben usw.

Einige Begebenheiten werden angesprochen, aber nicht zu Ende gebracht, wie zum Beispiel die oben schon erwähnte Kinderlähmung der Großmutter oder warum verbergen manche Frauen ihre Haare oder der Zwischenfall auf dem Markt, wo ein Mann eine Frau als "Kopftuchfrau" beschimpft.


Anmerkung

Da es sehr viele sachliche Fehler in dem Buch gibt und einiges wie zum Beispiel das Töten von kleinen Kindern und dass man Aufmerksamkeit bekommt, wenn man fastet, von jungen Lesenden falsch verstanden werden könnte, habe ich das Buch als nicht empfehlenswert eingestuft.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ake; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 13.08.2022

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