Und auch so bitterkalt

Autor*in
Schützsack, Lara
ISBN
978-3-596-85619-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
175
Verlag
FISCHER Schatzinsel
Gattung
Ort
Frankfurt
Jahr
2014
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das Buch handelt von der 17-jährigen Lucinda: Sie verkörpert Schönheit, Lebensmut, Waghalsigkeit sowie Kreativität und wird deshalb von ihrer Umwelt oft als Exotin eingeschätzt. Doch Malina, ihre drei Jahre jüngere Schwester, bewundert Lucinda. Denn Lucinda erklärt ihr die Welt und nimmt sie mit auf eine unkonventionelle Reise durch das Leben. Da Lucinda emotional aber nicht gefestigt ist, eckt sie an. So ist es auch die Geschichte ihrer ganzen Familie, die an Lucindas Lebensentwurf zerbricht.

Beurteilungstext

Mit ihrem Debüt ""Und auch so bitterkalt"" präsentiert Lara Schützsack einen sehr vielschichtigen und psychologisch äußerst durchdachten Adoleszenzroman, der nicht ausschließlich der intentionalen Jugendliteratur zugeordnet werden muss, sondern auch erwachsene Adressaten anspricht.
Der gesamte Handlungsverlauf wird durch die innige Verbindung zwischen den beiden Schwestern Lucinda und Malina gestaltet. Dabei ist Lucinda auf den ersten Blick die eindeutige Protagonistin, ihr bedeutungstragender Name - die Strahlende, die Leuchtende - weist programmatisch darauf hin. Durch ihr Interesse an den Geheimnissen des Lebens erhält sie eine Aura, mit der sie vor allem die Jungen aus ihrem Umfeld auf sich zieht. Malina, die jüngere Schwester, erscheint zunächst aus Außenstehende: Als distanzierte Beobachterin beschreibt sie in der Rolle einer Ich-Erzählerin die Veränderungen und Probleme, die sich in einem Zeitraum von einem guten halben Jahr in ihrer Familie ereignen. Während sich Lucinda sich selbst verwirklichen möchte und kompromisslos einen völlig unangepassten Weg einschlägt, weil sie z.B. feste Regeln für die Beziehungen zwischen Männer und Frauen aufstellt: ""Ein Mann muss einer Frau verfallen sein. Alles ist dunkel ohne sie. Sie ist eine Muse."" (S. 52), gerät sie immer häufiger in akute Konfliktsituationen mit ihrer Mutter. Deren matriarchalischen Strukturen kritisiert sie, wo sie nur kann.
Das Ganze erfährt die Leserschaft aus der filtrierten Sichtweise der jüngeren Schwester, die eigentlich zu ihrer großen Schwester heraufblickt und alles dafür tut, dass Lucinda ihre Ziele erreicht. In dieser vermeintlichen Helferposition wird sie allerdings selbst zur tragischen Figur des gesamten Romans, weil sie erkennt, dass Lucinda durch ihre Andersartigkeit scheitert und schon früh depressive Zeichen zeigt: ""Meine Schwester hat dunkle Tag."" (S. 24). ""Wenn Lucinda erst mal angefangen hat zu weinen, hört sie nicht mehr auf."" (S. 26). Diese Schübe enden in einer vertrackten Essensverweigerung. Nachdem sich der Nachbarsjunge Jarvis nach intensiven Begegnungen mit Lucinda im Garten am Baum erhängt, verschwindet jeglicher Glanz aus der einst lebensfrohen Lucinda. Auch eine von den Eltern angebahnte Therapie zeigt keine Erfolge. Auf den ersten Blick scheint nun die Magersucht das System ""Familie"" zu verschieben. Doch bei genauerer Analyse wird deutlich, dass hier multifaktorielle Aspekte thematisiert werden: Sehnsüchte, Selbstfindung, Anerkennung, Tod und Erwachsenwerden. Bewundernswert ist die nüchterne Haltung der Ich-Erzählerin Malina, die an keiner Stelle urteilt. Vielmehr benutzt die Autorin typografische Hilfsmittel, um die Ohnmacht zum Ausdruck zu bringen: Auf elf Seiten stehen kurze Fragmente; eine Seite erschrickt den Leser durch absolute Dunkelheit; intertextuelle Anspielungen auf verschiedene englische Songtexte verweisen in ihrer Multimedialität möglicherweise auf die tragischen Karrieren der Charaktere. Einzige Schwäche weist die schwammige Sprache am Ende des Romans auf, als es Lucinda immer schlechter geht. Insgesamt bleibt der Roman aber ein Aufruf zum Nachdenken über das wirklich Wichtige im Leben.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Sim1.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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