Um im Februar zu sterben

Autor*in
Grobéty, Anne-Lise
ISBN
978-3-906061-08-5
Übersetzer*in
Grosz, Andreas
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
164
Verlag
Edition pudelundpinscher
Gattung
Ort
Wädenswil, CH
Jahr
2016
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
23,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

18-jährige Studentin verliebt sich Ende der 1960-er Jahre in eine ältere Frau, was zu der damaligen Zeit mit Problemen behaftet war

Beurteilungstext

Aude ist schwermütig, in sich gekehrt, kontaktscheu und fast depressiv. Zu ihrem Vater hat sie ein schlechtes Verhältnis. Sie studiert und hat kaum Freunde. Als sie einen Schwächeanfall an einer Ampel mitten in der Stadt hat, begegnet ihr Gabrielle, eine Künstlerin, die Mitte 30 ist und mit beiden Beinen im Leben steht. Sie betreibt ein kleines Buchantiquariat und die beiden Frauen freunden sich an. Aude fühlt sich in der Gegenwart von Gabrielle wohl und unbeschwert und Gabrielle kann die Probleme von Aude gut analysieren und ihr durch ihre warmherzige Art helfen. Allerdings wird in der Stadt gemunkelt, dass Gabrielle lesbisch sei, was Ende der 60-er Jahre nicht so offen ausgesprochen werden durfte. Audes Vater gefällt die Freundschaft seiner Tochter zu dieser Frau deswegen nicht. Als Aude Gabrielle darauf anspricht, zerbricht ihre Freundschaft. Aude fällt in ein tiefes Loch. Das kleine Büchlein ist bereits 1971 erschienen und wurde jetzt wieder neu aufgelegt. Im Anhang findet man ein Interview mit der Autorin (Anne-Lise Grobéty), die zu dem Zeitpunkt damals ähnlich alt wie ihre Hauptdarstellerin gewesen ist und sicherlich ähnliche Phasen im Leben durchgemacht hat. Heute ist Anne-Lise Grobéty schon tot. Warum das Buch neu aufgelegt wurde, ist mir nicht ganz klar. Die Orthografie ist sehr gewöhnungsbedürftig, da Satzanfänge und Zeilenanfänge häufig nicht groß geschrieben worden sind, was das Lesen erschwert. Die Sätze sind teilweise sehr poetisch und verschlungen formuliert, was auf der einen Seite eine gewisse romantische Atmosphäre hervorruft, auf der anderen Seite zum Teil aber auch unverständlich bleibt. Einige Fotos der Autorin runden das Buch ab. Die Stimmung ist überwiegend düster. Man kann Audes Gefühle gut verstehen, jedoch bezweifle ich, dass junge Leserinnen dieses Buch zur Hand nehmen. Meiner Meinung nach ist es dafür zu "schwere Kost". Ich kann nicht ganz nachvollziehen, warum Anne-Lise Grobéty als neue Autorin damals so hoch gelobt wurde. Interessant war für mich, dass das Lesbisch-sein zu dem Zeitpunkt, zu dem der kleine Roman spielt, so ein Tabuthema gewesen ist und lesbische Frauen es sehr schwer hatten. Insgesamt finde ich das Büchlein nur eingeschränkt empfehlenswert.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von REI.
Veröffentlicht am 01.10.2016

Weitere Rezensionen zu Büchern von Grobéty, Anne-Lise

Grobéty, Anne-Lise

Die Zeit der leisen Worte

Weiterlesen