Tür an Tür mit Al Capone

Autor*in
Choldenko, Gennifer
ISBN
978-3-423-71218-7
Übersetzer*in
Kolodziejcok, Michaela
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
318
Verlag
dtv
Gattung
Ort
München
Jahr
2007
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
8,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Moose wohnt auf Alcatraz, der Gefängnisinsel vor San Francisco, weil sein Vater dort als Gefängniswärter arbeitet. Mit ihm wohnen dort noch einige andere Kinder. Ihr Leben ist geprägt durch die Nähe des Gefängnisses, obwohl es verboten ist, Kontakt zu den Gefangenen aufzunehmen. Moose ist für seine autistische Schwester verantwortlich, wenn beide Eltern arbeiten.

Beurteilungstext

Moose (12) zieht 1935 mit seinen Eltern und seiner Schwester Natalie nach Alcatraz, der Gefängnisinsel in der Bucht vor San Francisco, weil sein Vater dort Arbeit als Gefängniswärter und als Elektriker gefunden hat und seine Schwester, ein nach heutigen Maßstäben autistisches Mädchen, auf dem Festland vor der Insel eine spezielle Schule besuchen soll.
Die Nähe zu den Häftlingen dominiert den Alltag der Kinder.
Moose hat es nicht leicht mit seiner eigentlich älteren Schwester, die von der Mutter immer noch als 10 Jahre alt beschrieben wird. Moose muss sich um sie kümmern, wenn die Eltern arbeiten. Die Gefühle des Jungen werden in dieser Ich-Erzählung sehr lebensnah geschildert: Moose mag seine Schwester; er kennt all ihre Eigenarten, aber er weiß auch, dass Fremde sie als merkwürdig ansehen und sie eventuell ablehnen, weil sie sie nicht verstehen. Moose lernt die anderen auf der Insel lebenden Kinder kennen. Piper, die Tochter des Gefängnisdirektors, dominiert und verlangt, dass alle auf ihr Kommando hören und sich an ihren Aktionen beteiligen. Moose weigert sich zuerst, beteiligt sich dann aber im Tausch für die Akzeptanz seiner Schwester - egal wie diese sich verhält. Dieser Handel gibt ihm Sicherheit. Moose fühlt sich recht allein. Zuhause steht die Schwester im Mittelpunkt. Das ganze Familienleben dreht sich nur um sie. Mooses Vater, zu dem der Junge viel Vertrauen hat und mit dem er alle Sorgen besprechen könnte, muss immer arbeiten und ist nur selten für seinen Sohn zu sprechen. Für Natalie nimmt er sich nach Möglichkeit zwischendurch mal etwas Zeit. Moose ist traurig, Er vermisst den Vater als Vertrauten.
Die Mutter ist überfordert. Auch Moose erkennt, dass sich die Gedanken der Mutter seit Jahren nur um die behinderte Schwester drehen. Alles hat die Mutter schon versucht: immer wieder andere Ärzte aufgesucht, verschiedeneTherapien begonnen, bisher mit geringem Erfolg. Jetzt soll die Esther-Marinoff-Schule das Richtige sein, eine private Einrichtung, die viel Geld kosten wird. Aber leider wird Natalie nicht aufgenommen. Sie bekommt Privatstunden bei einer Lehrerin, die früher an dieser Schule unterrichtet hat, um hoffentlich so viele Fortschritte zu erzielen, dass es doch noch zu einer Aufnahme kommt. Für die Familie scheint es lebenswichtig, dass das Mädchen diese Schule besucht, damit sie sich weiterentwickelt. Der Druck, der durch den Wunsch der Mutter entsteht, verbunden mit den Ängsten, wenn es nicht gelingt, belasten die Familie. Moose wird selbstbewusster und er erlebt endlich, dass seine Schwester in ihrer Art akzeptiert werden kann, dass er für sie wichtig ist und dass sie Fortschritte macht. Moose ergreift schließlich die Iniative und schreibt an den berühmten Häftling Al Capone, der selbst vom Gefängnis aus noch seine Fäden ziehen kann und der ihm tatsächlich hilft.. Wie, wird nicht deutlich, aber Natalie wird in der Schule aufgenommen, was vorher unmöglich schien.
Der Originaltitel “Al Capone does My Shirts” spielt auf eine Geschichte an, die sich Piper ausgedacht hat. Die Kinder sammelten Wäschestücke bei ihren Schulkameraden, gaben sie mit ihren eigenen Wäschestücken in die Gefängniswäscherei und verlangten von den Kameraden Geld dafür, dass sie nun stolz behaupten konnnten, “Al Capone “ hätte ihre Wäsche gewaschen. Piper wusste, wie man Geld verdiente...
Die Autorin hat recherchehalber ein Jahr auf der Insel gelebt und hat selbst eine autistische Schwester. Diese Erfahrungen hat sie neben geschichtlichen Informationen frei in ihre fiktive Romanhandlung eingebunden. Die Erzählung ist unterhaltsam geschrieben, drückt gut die Gemütslage des Jungen Moose aus und zeigt seinen Reifeprozess. Auch die anderen Kinder sind interessante Charaktere. Es ist zu spüren, dass die Autorin weiß, worüber sie schreibt. Eine Lektüre, die auch Erwachsenen gefällt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Schr.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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