Tochter des Windes

Autor*in
Gregg, Stacy
ISBN
978-3-551-31730-8
Übersetzer*in
Weisz, Fiona
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
318
Verlag
Carlsen
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
Hamburg
Jahr
2018
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
7,99 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Prinzessin Haya von Jordanien ist die erste Frau aus einem arabischen Land, die eine Karriere als Profi-Reiterin beginnt und in diesem Beruf auch sehr erfolgreich ist. In dieser Erzählung wird ihr Leben vom tragischen Verlust der Mutter, als Haya gerade erst drei Jahre alt ist, bis zur Teilnahme am ersten Turnier, als sie zwölf ist, nachgezeichnet.

Beurteilungstext

Der Verlust der Mutter ist ein traumatisierender Einschnitt, und auch die Liebe des Vaters und des Kindermädchens Grace können ihr nicht wirklich helfen. Als dann noch Grace die Familie aus privaten Gründen verlässt und die neue Kinderfrau Frances streng und fast viktorianisch einen neuen Erziehungsstil einführt, ist ihr Unglück kaum auszuhalten. Nur die Aufenthalte im königlichen Gestüt können sie trösten. Da hat ihr Vater eine wunderbare Idee: Er schenkt ihr zum sechsten Geburtstag das verwaiste Fohlen ihrer früheren Lieblingsstute. Dieses Fohlen tauft Haya "Tochter des Windes" und versorgt es zuverlässig. Aber auch dieses Glück hat ein Ende, denn mit zehn Jahren wird Haya ins Internat nach England geschickt, wo sie wiederum nur durch Reiten und die Begegnung mit Pferden und Menschen, die Pferde lieben, stabiler wird.
Am Ende setzt sie durch, dass sie als erstes Mädchen am "King's Cup", dem wichtigsten jordanischen Reitturnier, teilnehmen darf, und sie verhilft der Mannschaft des königlichen Gestüts zum ersten Sieg seit vielen Jahren.

Die Autorin erzählt flüssig und lebendig, und auch die Übersetzung ist geglückt. Und doch hinterlässt das Buch einen schalen Geschmack. Es findet sich zwar ein kurzer Epilog am Ende des Buches, in dem wir ein paar weitere Details aus Hayas Leben erfahren und auch etwas über ihre gegenwärtige Lebenssituation, aber dieser Text ist bedenklich geschönt.

Das gilt vor allem für Hayas Ehe mit dem Emir von Dubai, dessen Zweitfrau sie mittlerweile ist. Im Epilog steht nur, dass sie mit ihm seit 2004 verheiratet ist und zwei Kinder hat, nicht aber, dass sie Zweitfrau ist, und schon gar nicht, dass er mehrere seiner 21 Kinder quasi in Gefangenschaft hält. Auch Jordanien werden immer wieder Verstöße gegen die Menschenrechte vorgeworfen. Lässt man all diese Aspekte aus, hat man plötzlich einen Roman im Stile der Groschenromane vor sich, zwar sehr gut erzählt, aber letztlich eine Idealisierung dieses einen Lebens.

Noch dazu ist Haya eine Protagonistin, die nichts falsch macht und alles kann. Der typische Wildfang der Backfisch-Romane des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, ein Mädchen, das sich erfolgreich gegen die ungerechte und extrem negativ geschilderte Gouvernante durchsetzt, um am Ende (siehe Epilog) doch angepasst an die eigene Kultur zu leben.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Gudrun Stenzel; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 01.04.2019

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