tigermilch

Autor*in
Velasco, de
ISBN
978-3-462-04573-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
288
Verlag
Kiepenheuer&Witsch
Gattung
Ort
Köln
Jahr
2013
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Nini und Jameela sind unzertrennliche Freundinnen, die in Berlin leben und sich mit ihren 14 Jahren schon sehr erwachsen fühlen. Das müssen sie auch, denn ihre Familien können sich nicht um sie kümmern, Ninis Mutter ist depressiv, Jameelas arbeitet viel und ist selten da. Deshalb trinken sie keine Schulmilch mehr, sondern Tigermilch, ein Gemisch aus Schulmilch, Maracujasaft und Mariacron. Dazu üben die Mädchen schon mal für das Projekt Entjungferung mit Freiern auf dem Ku'damm.

Beurteilungstext

Wann ist man erwachsen? Wenn man sich selbst seine Sachen kauft? Wenn man Alkohol trinkt und mit Männern rummachen kann? Oder vielleicht wenn man auch Verantwortung für andere übernimmt? Auf Nini und Jameela trifft jedenfalls das alles zu. Zum einen Spielen sie erwachsen mit alkoholischen Mixgetränken und Sexexperimenten. Zum anderen setzen sie sich auch für ihre Freunde ein. In Berlin ist es eine Clique aus einem Viertel, in dem viele Flüchtlingsfamilien leben. Viele bangen darum, in Deutschland bleiben zu können, obwohl die Abschiebung unter anderem auch Jameela droht. Dabei findet Nini, dass sie so viel über Deutschland weiß, viel mehr als sie selbst. Sie ist auch eine echt Wortspielerin und schafft es sich verrückte Sprachspiele auszudenken, wie die O-Sprache. Da wird auf einmal aus krass kross und aus Mit Filter drehen wird zu mit Folter drohen.
Eigentlich könnten sie ihren Sommer wirklich genießen, allerdings geht es ihrem Freund Achmed schlecht. Seine bosnische Familie droht auseinanderzufallem, weil seine Schwester, die sich mit einem Serben verlobt hat. Das hat aber weitreichende Folgen für die Familien, denn so würden sie aus der Gemeinschaft ausgestoßen werden - doch für seine Schwester scheint dies die einzige Möglichkeit, der Familie zu entkommen. Sie versuchen ihrem Freund beizustehen, wo immer es geht, allerdings wird er immer mehr von seiner Familie eingenommen.Aber das ist nicht der einzige Konflikt, den die Mädchen zu lösen haben, es geht auch noch um einen grünen Verlobungsring, einen Brief von der Auswandererbehörde und um die wirklich große Liebe.
Sehr realistisch erzählt Susanne de Valasco von Jugendlichen, die mehr als nur die Probleme mit dem Erwachsenwerden bewegen. Es werden Probleme von unterschiedlichen Kulturen in Deutschland, Ausbürgerung, aber auch Freundschaften beleuchtet, dabei handelt es sich nicht explizit um ein Mädchenbuch, sondern bietet auch für Jungen Personen zur Identifikation und Abgrenzung. Die Geschichte ist vielschichtig aufgebaut und realistisch in dem Sinnen, dass nicht immer reibungslos alle Erzählstränge aufgelöst werden, sondern manche auch einfach offen bleiben. Sprachlich nutzt die Autorin das Personale Erzählen um vorrangig die Gedankenwelt von Nini zu beleuchten. Auch wird die eingangs doch eher bedrückende Darstellung der Mädchen, die sich auf dem Ku'damm aus Spaß prostituieren, nach und nach ausdifferenziert, so dass sich der Eindruck der Oberflächlichkeit der Figuren verliert. Dafür gewinnt das Buch an Sprachwitz durch die Wortspiele der Mädchen und auch durch skurrile Szenen wie einen Liebeszauber, den die Mädchen ausprobieren, indem sie nachts nackt und Rosenblätter steuend über den Spielplatz laufen.
So ist in dem Buch für jeden Geschmack etwas dabei und für Jugendliche, die aber nicht ganz zart beseitet sind, absolut zu empfehlen - wirklich krosse Literatur.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ar.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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