Talking History: Reden, die die Welt veränderten

Schlagwörter

• Diversität
• Emanzipation
• Politik

Teaser

Dieses Buch zeigt 15 Reden bedeutender Personen in ihrem historischen Kontext auf. Die Zeitpunkte der Reden von 1863 bis 2019 werden mit ihren Botschaften beleuchtet. Weiterhin werden die Redner/innen personell, ihre Herkunft sowie ihre Motivationen und Überzeugungen, vorgestellt. Durch entsprechende Zeitungsausschnitte aus der jeweiligen Zeit, werden die oft kontroversen Reaktionen auf die Reden dokumentiert. Weiterhin gibt es Erläuterungen zu den benutzten sprachlichen Techniken der jeweiligen Reden.

Beurteilungstext

Dieses gebundene Buch, umfasst 75 bunte in im Comic- Style gestaltete Seiten. Die einzelnen Seiten sind in unterschiedlichen Schriftgrößen, Druckstärken und in kleineren und größeren Schriftblöcken, aufgeteilt. Zwischen den einzelnen Absätzen sind vielfältige Grafiken, Personen und Situationen gezeichnet. Nachdem ich einen ersten Blick auf und in das Buch geworfen habe, war mein erster Gedanke: Was für eine wirre Gestaltung. Das Auge huscht über die Seiten und wird nicht unbedingt zwingend dazu eingeladen zu verweilen. Hätte ich dieses Buch zufällig in einer Buchhandlung in die Finger genommen, hätte ich es mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder zurückgelegt. Doch bei einer intensiveren Betrachtung, fallen die gezeichneten, doch sehr hart wirkenden Gesichter, durch Merkmale auf, die Erinnerungen wecken zu Persönlichkeiten wie z. B. Greta Thunberg, Nelson Mandela oder Abraham Lincoln.
Plötzlich war mein Interesse geweckt und noch im Stehen arbeitete ich mich durch die ersten vier Seiten, voller prägnanter Informationen in Bezug auf die Rede von Abraham Lincoln, zur Eröffnung des Soldatenfriedhofs Gettysburg 1863. Seine Rede in Schreibschrift auf gelben Grund ist lediglich eine halbe DIN A4 Seite lang. Doch seine Worte haben die Menschen dazu mitbewegt, darüber nachzudenken, dass alle Menschen in der Nation gleich sind und alle den Auftrag haben:“ In Freiheit durch eine Regierung des Volkes, dazu beizutragen, dass diese nicht von der Erde verschwinden möge“ (A. Lincoln 1863). Um die Rede herum haben die Autoren weitere kleinere, farbige, in unterschiedlichen Druckstärken unterlegte und mit Zeichnungen versehene Texte, eingefügt. Ein Kästchen zeigt Zeitungsausschnitte unterschiedlicher Blätter, die verschiedene politische Gesinnungen unterstützen. Hier wird deutlich, dass die gleiche Rede sowohl hochgelobt, als auch zerrissen werden kann. Weitere Kästchen haben die Kommunikationswerkzeuge des Redners im Blick. Wie Botschaften durch Überzeichnung, Wiederholung, Absätze oder das Spiel mit aktuellen Begrifflichkeiten z.B. aus der Kriegsrhetorik, die den Hörer intensiver erreichen kann. Diese Möglichkeiten des gesprochenen Wortes an Beispielen großer Reden aufzuzeigen, hat mir sehr gut gefallen. Hier könnte ich mir eine sinnvolle didaktische Einsatzmöglichkeit in Schulen, gut vorstellen. Die Gestaltung der Seiten empfinde ich als Fluch und Segen zugleich. Einerseits sind die z. B. weißen Kästchen, die in größeren Blauen platziert sind, so klein gedruckt, dass die Schrift in Größe acht, schnell zur Testung der eigen Brillenstärke wird und spätestens auf blauem Grund Gedrucktes, zur Herausforderung wird. Hier ist die Befürchtung, dass jugendliche Leser/innen diesen Text überfliegen. Andererseits ist es bewundernswert, wie komplexe Zusammenhänge, in solcher Kürze und gegliederter Klarheit vermittelt werden können.
Die Auswahl der 15 Reden sind beginnend im Jahre 1863 bis zum Jahre 2019. Die Inhalte der Reden sind vielfältig. Sie reichen z.B. vom Wahlrecht der Frauen, über die Anerkennung der indigenen Völker, Menschenrechte, Klimawandel, Anerkennung der sexuellen Vielfalt oder die Ungleichheit zwischen PoC (Schwarzen) und Weißen.
Sehr spannend ist der Umgang der Menschen mit Ungerechtigkeiten, angehenden Katastrophen oder Unterdrückungen. Wie teilweise endlos lange es dauert, bis sich eingeschliffene Verhaltensweisen großer Menschengruppen verändern. Stets verlieren Gruppen bei Veränderungen an Macht oder Ressourcen und stemmen sich mit aller Macht gegen diese Prozesse. Insbesondere jungen Menschen diese Zusammenhänge klar zu machen, gelingt diesem Buch in beeindruckender Weise. Leider verlieren und verloren viele Menschen zum Teil ihr Leben in den Kämpfen um Veränderungen. Dieses Bewusstsein ist wohl in der heutigen Zeit besonders wichtig, denn leider haben wir in der aktuellen Diskussion, um den Klimawandel leider keine 80 Jahre mehr Zeit, um endlich die Wende herbeizuführen.
Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, trotz der Bedenken bezüglich der Gestaltung. Die Karikaturen der Persönlichkeiten sind erkennbar und somit erfüllen sie ihren Zweck. Mir persönlich hätte jedoch gut gefallen, wenn in der anfänglichen Auflistung der Redner, keine gezeichneten Bilder, sondern Fotos verwendet worden wäre, da insbesondere Jüngere die Personen nicht unbedingt kennen. Gut gefällt mir ebenfalls das Glossar auf den letzten Seiten, da hier Begrifflichkeiten wie z. B. Boykott, Britisches Empire oder Brailleschrift noch einmal gesondert, erklärt werden.
Mein Fazit lautet: Sehr empfehlenswert