Sybilla

Autor*in
Baitinger, Max
ISBN
978-3-95640-281-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Baitinger, Max
Seitenanzahl
176
Verlag
Reprodukt
Gattung
Comic
Ort
Berlin
Jahr
2022
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
24,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Nur wenige kennen Sibylla Schwarz (1621 bis 1638), eine Barockdichterin aus Greifswald. Im Januar 2021 erschien der erste Band der kritischen Gesamtausgabe von Schwarz im Verlag Reinecke & Voß. Der Leipziger Comickünstler Max Baitinger hat ihr eine Graphic Novel gewidmet.

Beurteilungstext

Sybilla Schwarz starb mit 17 Jahren, hat aber etwa 100 Gedichte hinterlassen. Über ihr Leben weiß man fast nichts. Dieses Nichtwissen ist Ausgangspunkt für Baitingers Comic-Biographie. Er schreibt davon, dass die Sibylla-Schwarz e.V. ihn 2021 zum 400. Geburtstag, der in der Presse zu einem Revival der Schriftstellerin führte, um ein Buch bittet, er aber schon nach acht Seiten „Ende der Graphic Novel“ schreiben muss, weil es nichts gibt, was darzustellen wäre. Also beginnt er, sich auf die Suche zu machen, was das Leben der Schriftstellerin denn bestimmt haben könnte: Der 20-jährige Krieg? Die Haushaltspflichten bei ihrem Vater, dem Bürgermeister? Auf mehreren Erzählebenen nimmt er eine Kunstfigur als Ausgangspunkt für eine Suche nach dem, wer Sibylla wirklich gewesen sei, sie ist quasi die Beobachterin seiner Annäherung. Aneignungsversuche der Nachwelt, auch der germanistischen, werden aufgegriffen durch Zitate aus den Schreiben des Sibylla-Schwarz-Vereins und eindrücklich dargestellt durch zwei bewaffnete Männer, die in ihr Zimmer eindringen und ihre Gedichte lesen. Immer wieder zitiert er einzelne Passagen aus einzelnen Gedichten, illustriert durch surreale Fantasien. Überhaupt ist seine Bildersprache kein Versuch, sich ikonographisch an das Barock anzunähern und doch gleichzeitig ein modernes Aufgreifen barocker Ängste. Spekulationen, weil Schwarz Liebesgedichte an ihre Freundin Judith Tank geschrieben habe, werden nur angedeutet und das Verschachtelte und Unklare in dieser Dichtung wird nicht ausgedeutet oder aktualisiert. Baitinger erhielt 2020 den Comicbuchpreis der Berthold Leibinger Stiftung für dieses Buch. Er arbeitet als freischaffender Illustrator in Leipzig und veranstaltet mit befreundeten KollegInnen den „Millionaires Club“, das Leipziger Comic- und Grafik-Festival. Für den Unterricht ist Sibylla Schwarz sicher eine Bereicherung, die durch den Comic noch neue Aktualisierungsmöglichkeiten erhält.

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Diese Rezension wurde verfasst von RPAK; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 09.06.2022

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