Sibylla

Schlagwörter

• Arbeitswelt
• Emanzipation

Teaser

Max Baitinger zeichnet mit Sibylla die Geschichte einer starken jungen Frau. In kräftigen und wilden Bilder erlebt der Leser die Barockdichterin, die in ihrem kurzen Leben etwa 100 Gedichte schrieb auf sehr eindrucksvolle Weise. Baitingers Bilder und die Lebensgeschichte dieser jungen Frau beeindrucken zutiefst und durch diese Novel wird ihre Poesie lebendig.

Beurteilungstext

Mitten im Dreißigjährigen Krieg, am 14. Februar 1621, wurde Sibylla Schwarz in Greifswald geboren. Obwohl Sybilla mit ihrer Familie vor den Verwüstungen durch Soldaten fliehen musste, genoss sie erstaunliche Bildung und orientierte sich in ihren eigenen Gedichten an den in Latein verfassten Werken des Dichtungsreformers Martin Opitz. Im Jahr 1638 erkrankte sie an der Ruhr und starb mit nur 17 Jahren. In ihrem kurzen Leben hat Sibylla Schwarz fast 100 Gedichte geschrieben. Gedichte eines Mädchens, das zu damaliger Zeit eigentlich nicht hätte schreiben können. Gedichte, die von großer Poesie, Kraft und Selbstbewusstsein zeugen.
Ebenso selbstbewusst und kraftvoll erscheint die Graphic Novel um diese junge Dichterin der Barockzeit. Mit wenigen Farben, wilden aber klaren Konturen erzählen die Bilder aus dem Leben der jungen Frau und den Menschen ihrer Zeit. Die unter den Unruhen des Krieges, Zerstörung, Hunger, Trauer und Wut leidende Bevölkerung wird in den Bildern des Autors drastisch auf Papier gebannt. Die Bilder sagen hier mehr als Worte: Rot und dickes Schwarz sind in den Erzählungen des Krieges die vorherrschenden Farben. Als Sibylla mit ihrer Familie flieht und weiter im Norden angekommen ist, ändert sich die Farbgebung in weiche, hellere Töne. Auch die Figuren erscheinen sanfter und die Bilder offener. Begleitet werden die Szenen des Buches durch eine emotionale Zwiesprache, die der Autor mit Sibylla hält, umsponnen von Lyrik in bedächtigen Buchstaben. Gesprochenes und Gezeichnetes gemeinsam lässt den Leser Sibylla direkt betrachten, sodass man glaubt, sie selbst sprechen zu hören und leben zu sehen. Es ermöglicht, Sibylla als Person und nicht als Text kennen zu lernen und gibt Einblicke in ihr Leben und Werk, wie es durch einfache Worte nicht hätte gelingen können.
Mit dieser Graphic Novel ist Max Baitinger eine Biographie gelungen, die mit kraftvollen Bildern an eine großartige Dichterin erinnert und sie auf eindrucksvolle Weise sprechen und leben lässt.