Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone

Autor*in
Haddon, Mark
ISBN
978-3-570-30296-5
Übersetzer*in
Hübner, Sabine
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
282
Verlag
Bertelsmann
Gattung
Ort
München
Jahr
2006
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
7,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

15 Jahre alt ist Christopher Boone, als er den erstochenen Hund findet und selbst in Verdacht gerät. Seine so fest gebaute Welt beginnt zu wanken - und das ist erst der Anfang zu einer Reise zu sich selbst, die unerwartete Überraschungen bereit hält...

Beurteilungstext

Als Christopher Boone eines Tages mit einem erstochenen Hund in den Armen überrascht und für den Täter gehalten wird, beschließt er, den Mörder zu suchen. Das klingt wie ein normaler, spannender Kriminalroman, und der Leser merkt nur langsam, dass es um etwas völlig anderes geht.
Hinweise dazu gibt es genug, wenn man sie erst einmal deuten kann. Die Kapitelzählung etwa erfolgt nicht nach den normalen Zahlen, sondern nach Primzahlen. Christopher kann alle Primzahlen bis 7507 auswendig, weil sie wie das Leben sind: sehr logisch, aber ohne fest Regeln. Christopher zeigt einen ungeheuren Bedarf nach Regelmäßigkeit und hat seine Welt zwanghaft geordnet. Als er den toten Hund findet, beginnt seine Welt zu bröckeln. Nur langsam entwickelt sich beim Leser die Einsicht, dass etwas nicht stimmen scheint. Zunächst mag man das auf das schwierige Alter des Jungen zurückführen und an die so gängigen Ticks denken. Merkwürdiger wird es schon, als er sich an den Tod der Mutter erinnert, die (scheinbar) an einem Herzanfall gestorben ist, und Christopher sich nur dafür interessiert, ob sie an Embolie an Aneurysma gestorben ist. Sein Charakter offenbart sich in seinen Nebenbemerkungen (der Roman ist in Ich-Form geschrieben, offenbar als eine Art Therapie gedacht): Er ist gewalttätig, neigt zum harten Zuschlagen, ist beziehungslos und mitleidslos - deutliche Anzeichen einer Verhaltensgestörtheit. Der Verdacht, der sich beim Leser immer mehr verhärtet, wird immer wieder ad absurdum geführt durch die unglaublich intelligente Art und Weise des Denkens und Philosophierens, die schlichtweg genialisch wirkt. Wie der Junge über das Wesen etwa von Raum und Zeit sinniert und über andere Erkenntnisse aus den Wissenschaftsbereichen Mathematik und Physik (er wird am Ende sein Mathematik-Abitur mit 15 ablegen), steht in krassem Gegensatz zu seinem kindlichen Wesen, mit dem er den Anforderungen des Alltags (Busfahren z.B. oder eine Adresse finden) völlig hilflos gegenüber steht. Er braucht räumliche Enge um sich beschützt zu fühlen (und kriecht in den Schrank, wenn es schlimm für ihn wird), er leidet körperlich unter fremden Menschen und Tönen.
In diese sich langsam enthüllende Grundstruktur bettet der Autor eine spannende psychologisierende Geschichte, in der der Junge seine totgeglaubte Mutter wiederfindet und die Ereignisse der Vergangenheit schonungslos aufgedeckt werden.
Ein Buch ohne Happy End, denn Heilung wird es für ihn nicht geben. Aber auch ein Buch, das Menschen, die mit Behinderten leben, hilfreich zur Hand geht und die Erkenntnis in die Wege leitet, dass Behinderung nicht gleichbedeutend mit geistiger Einfalt ist. Da es durchweg aus der Sicht Christophers geschrieben ist, trägt es ganz sicher zu einem besseren Verstehen bei und wird Tabus aufbrechen helfen, die es leider immer noch gibt.

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Diese Rezension wurde verfasst von avn.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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