Stella Menzel und der goldene Faden

Autor*in
Rahlens, Holly-Jane
ISBN
978-3-499-21661-9
Übersetzer*in
Jakobeit, Brigitte
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Michl, Reinhard
Seitenanzahl
160
Verlag
Rowohlt
Gattung
Ort
Reinbek
Jahr
2013
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Stella Alisa Menzel besitzt eine Decke aus blauem Seidensatin, die seit Stellas Ururgroßmutter immer an eine Tochter weitervererbt wurde. Die Decke ist nicht nur besonders schön, sondern sie besitzt auch magische Fähigkeiten. In ihr steckt die Lebensgeschichte aller Besitzerinnen und auch Stella wird ein Teil davon, da die Decke sie lange Zeit begleitet.

Beurteilungstext

Channa Nussbaum muss 1919 ihre Eltern in St. Petersburg verlassen, da sie zu ihrem Verlobten nach Berlin zieht. Gleichzeitig flieht sie jedoch auch vor der Oktoberrevolution, die das Land ins Chaos gestürzt hat. Im Gepäck hat sie einen blauen Satinwandbehang, der mit einem goldenen Faden eingefasst und mit silbernen Sternen bestickt ist. Er ist das Abschiedsgeschenk ihrer Mutter Galja, die Channa danach nie wieder sehen wird. Unterwegs wird der Wandbehang gestohlen, aber findet auf wundersame Weise seinen Weg zurück zu Channa, die in als Vorhang für das Kinderzimmer ihrer Töchter verwendet. Für die jüngste Tochter, Josephine, bedeutet der Vorhang „Zuhause“. Dann muss die Familie nach New York fliehen, denn seit der Reichskristallnacht ist es für die jüdische Familie nicht mehr sicher in Berlin. Der blauen Satinvorhang wird vergessen. Wieder findet er jedoch den Weg zurück zu Channa, die ihn ihrer jüngsten Tochter Josephine vererbt. Mit ihrem Mann zieht Josephine als Erwachsene wieder zurück nach Berlin, wo auch ihre Tochter Isabel geboren wird. Josephine benutzt den Vorhang als Decke für das Klavier ihres Mannes, wo er für Isabel, die sich jahrelang mit der Musik quält, zu einem Grauß wird. Deshalb vererbt Josephine die Decke an ihre Enkeltochter Stella. Als zwei Hunde Stellas Decke zerfetzten, weiß Oma Josephine nicht nur wie sie zu retten ist, sondern sie erzählt Stella auch von deren magischen Fähigkeiten, die darin bestehen die Erlebnisse aller Besitzerinnen einzufangen. Sie erzählt ihrer Enkelin die Geschichte ihrer Vorfahren. Stella wird älter und erlebt viel. Immer mit dabei ist die Decke. Mit der Zeit passieren jedoch einige Missgeschicke, weshalb die Decke zu einem Kleid, einer Bluse, einer Weste, einem kleinen Beutel und schließlich zu einer Hutschleife umgestaltet wird. Als Stella den Hut während ihres ersten Kusses verliert, ist sie zutiefst traurig über den Verlust. Als Trost erhält sie von ihrer Mutter ein Buch, das mit blauem Papier eingespannt und mit Sternen bedruckt ist. Sogar die Reste des 100 Jahre alten goldenen Fadens hat Isabel für ihre Tochter verbastelt. Das Buch enthält Fotos und Erinnerungen an den blauen Zauberstoff sowie die Erlebnisse und Personen, die mit ihm verbunden sind. Auf diese Weise wird Stella selbst zu einem Teil der seiner Geschichte.
“Stella Menzel und der goldene Faden“ ist die liebevoll erzählte Geschichte einer Familie, die viel erlebt hat. Sie beginnt bei Stella und dem Tag an dem die blaue Satindecke zerstört wird. An dieser Stelle beginnt für Stella, mit der Erzählung von Großmutter Josephine, ein Rückblick in die Geschichte ihrer Familie, begonnen bei ihrer Ururgroßmutter Channa. Die Erzählungen aus der Vergangenheit sind von der Gegenwart gut zu unterscheiden, da ein Farbwechsel der Schrift vorgenommen wurde – passend zum blauen Satinstoff ist die Schrift der Vergangenheit blau. Nach den ersten neun Kapiteln ist Großmutter Josephine mit ihrer Erzählung bei Stella angekommen, die zu dem Zeitpunkt drei Jahre alt ist. Die restlichen fünf Kapitel erleben Stella und ihr Zauberstoff, der nach jedem Missgeschick die Form wechselt, viele spannende Ereignisse, wie beispielsweise Geburtstage von Freunden und Familienmitgliedern, eine Bar Mitzwa, eine Hochzeit, Besuche in Amerika und schließlich Stellas ersten Kuss. Der auktoriale Erzähler berichtet in einer meist gut verständlichen Sprache, wobei jedoch auch Begriffe auftreten, die Kindern und Jugendlichen unbekannt sein dürften. Beispiele dafür sind der Begriff Anthropologe und ein Verweis auf das Musical „Fiddler on the roof“, die jedoch in dem Buch nicht näher erklärt werden. Anders verhält es sich jedoch mit den russischen Aussagen von Stellas Vater, die zwar nicht wortgetreu, aber, wie für ein Kind typisch, übersetzt werden.
Unterstützt wird die gefühlvoll erzählte und teilweise sehr traurige Geschichte durch passende Bilder. Zu jedem der 14 Kapitel gibt es ein solches ganzseitiges Bild. Dabei ist der Hintergrund einfarbig gehalten, während die Zeichnung wie ein Foto oder eine Postkarte gestaltet ist. Alle Bilder spiegeln den Inhalt des jeweiligen Kapitels wieder. Auch die kurzen Kapitelüberschriften geben Hinweise auf die Ereignisse. Besonders schön ist, dass sich ein goldener und ein silberner Faden durch das ganze Buch ziehen. Im ersten Kapitel ist eine Garnrolle abgebildet von der sich diese Fäden abwickeln und schließlich im letzten Kapitel enden, in dem Stellas Mutter den restlichen goldenen Faden ihrer Urgroßmutter verwendet, um Stellas Erinnerungsbuch damit zu binden. Ähnlich wie der Zauberstoff,der die Geschichte der Familie verbindet, verbindet der gemalte Faden die Kapitel miteinander. Für den besseren Überblick über die vielen auftretenden Personen befinden sich noch zwei Stammbäume ganz am Ende des Buches. Der größere zeigt Stellas Vorfahren mütterlicherseits, der kleiner die väterlicherseits. Auf diese Weise kann die Reise des Zauberstoffs gut nachvollzogen werden. Außerdem gibt es noch ein zusätzliches Kapitel, in dem die Autorin ihre Überlegungen zu „Stella Menzel und der goldene Faden“ erläutert. Auch werden sie und der Illustrator auf zwei Extraseiten vorgestellt.
Insgesamt ist „Stella Menzel und der goldene Faden“ ein schönes Jugendbuch, das den Zusammenhalt einer Familie beschreibt, die durch viele tragische und schöne Momente eng zusammenwächst. Als Verbindungsglied dient immer der blaue Zauberstoff. Neben der interessanten Familiengeschichte besticht das Buch auch durch seine besonders detailreiche und schöne Gestaltung, die auch den Preis vollkommen rechtfertigt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ThL- unibi.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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