Spirou & Fantasio Gesamtausgabe. Band 2: Von Rummelsdorf zum Marsupilami

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Teaser

Endlich! Nach Jahren des ungeduldigen Wartens veröffentlicht Carlsen nun endlich die erste gebundene Kompaktausgabe der Spirou-und-Fantasio-Reihe von André Franquin. Aktuell liegt der zweite Band „Von Rummelsdorf zum Marsupilami“ vor. Seit 1946 prägte der Belgier Franquin das Erscheinungsbild der Serie und wurde neben Hergé und dem Duo Uderzo/ Goscinny zu einem der berühmtesten (und stilprägenden) europäischen Comic-Künstler.

Beurteilungstext

Der vorliegenden Band 2 der Abenteuer des Hotelpagen Spirou und seines durchgeknallten Sidekicks Fantasio enthält die wohl berühmtesten Geschichten der Serie. „Der Zauberer von Rummelsdorf“ erzählt die aberwitzige Fabel eines verrückten Wissenschaftlers namens Pamkratius Hieronymus Ladislaus Adalbert Graf von Rummelsdorf, der Zauberelixiere braut, die durch Injektion unglaubliche Kräfte freisetzen. Anfangs mimt der Graf noch den Zauberlehrling. Doch im Verlauf der Story wird ihm – und dem Leser – bewusst, dass die schönste Erfindung immer zwei Seiten hat, und übel missbraucht werden kann, wenn sie in falsche Hände gerät.
Für das zweite Album des Bandes, „Eine aufregende Erbschaft“, schuf Franquin gleich zwei Figuren, auf die er im Fortlauf seiner Serie häufig zurückgreifen wird, um etwas Salz ins Leben seiner Helden zu bringen: Zum einen Zantafio, der Gegenentwurf und die Spiegelfigur zu Fantasio, sozusagen sein unheilvoller Doppelgänger, in welchem sich unbändiger Ehrgeiz mit völliger Skrupellosigkeit paart. Zum anderen den Marsupilami, ein außergewöhnliches Tierchen, das sämtliche bekannten Fakten der Naturwissenschaft über den Haufen wirft. Spirou und Fantasio entdecken das eierlegende Primaten-Känguru-Jaguar-Tierchen im Zuge des Wettkampfes um eine Erbschaft im Dschungel von Palumbien, der kleinsten und abgelegensten, gefährlichsten und korruptesten Republik Südamerikas.
In „Die Entführung des Marsupilami“, der dritten und letzten Geschichte des Bandes, wird eben dieses Wunder und Paradox der Zoologie von dem profitgeilen Zirkusdompteur Zabaglione gekidnappt. Das Marsupilami war am Ende der vorherigen Episode in einen Zoo untergebracht worden. Aber das war keine sehr gute Idee. Wie sollte ein menschenähnliches Tier, das im Dschungel Palumbiens in grenzenloser Freiheit aufgewachsen war, in einem Käfig glücklich werden? Zumal es von der Anlage her soundso als Nebenfigur für Fantasio erdacht worden war. Eine Entführungsgeschichte schien die beste Möglichkeit um sich aus diesem (selbst verschuldeten) Dilemma wieder zu befreien.
Dieser Band zwei der Gesamtausgabe zeigt, in welch kurzer Zeit Franquin zu seiner künstlerischen Autonomie gelangt - an deren Ende bereits jene Abenteuer stehen, die man vor Augen hat, wenn heute sein Name fällt. Sein großer dokumentarischer Wert erweist sich v.a. im Fortschritt im Vergleich zu den ganz frühen Abenteuern. Ab dem „Zauberer von Rummelsdorf“ im Jahre 1950 bekam Franquin – damals sechsundzwanzig Jahre alt – mehr Seiten in der gleichlautenden Zeitschrift zur Verfügung gestellt: Viel Platz also um großzügig bemessene Panels zu entwerfen, seine detail-realistischen Hintergründe zu gestalten und die Entwicklung seiner Charaktere voran zu treiben.

Einziges Manko des Bandes: Auch im zweiten Teil der Serie fällt der als Begleittext angelegte Kommentar etwas mager aus. Man kann sich kaum dem Eindruck verwehren, als ob der Verlag sich nicht sicher gewesen ist, ob man sich wirklich ganz an ein erwachsenes Publikum wenden soll – oder ob man mit dieser Ausgabe auch jugendliche Neuentdecker gewinnen möchte. Dennoch ist auch dieser zweite Band der Abenteuer „Spirou und Fantasios“ eine mehr als lohnende Anschaffung.