Spielverderber

Autor*in
Kuschnarowa, Anna
ISBN
978-3-407-74072-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
193
Verlag
Gattung
Krimi
Ort
Weinheim
Jahr
2008
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
8,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Bei einem Überfall auf Ahmad greifen Julia und Tom ein, alle sind blessiert, aber die rechten Angreifer fliehen. Daraus entwickelt sich unter den drei Zehntklässlern eine nachhaltige Freundschaft. Sie wollen in einem Freizeitheim ein Theaterstück aufführen, die in Berlin-Marzahn ansässigen Neonazis verüben aber einen Brandanschlag auf die Bühne, so dass ihre Aufführung ins Wasser fällt. Auf der Suche nach den Tätern verstricken sie sich in Krimi-übliche Scherereien, decken den Fall aber auf.

Beurteilungstext

Die drei Helden haben so gar nichts von Heldentum an sich, reagieren eher auf die Gegebenheiten, sind gebrochene Charaktere, die allesamt ihre pubertären Schwierigkeiten haben und sich selbst eher im Wege stehen, als dass sie stringent ermitteln oder gar monokausal denken könnten. Julia ist aus einer Wohlstandsfamilie, die sich gegen die Allüren ihrer Eltern wendet und mindestens als hochintelligent gelten kann; Tom ist vom anderen Ende der Gesellschaft, nicht dumm, weiß das aber nicht so recht. Seine Patchworkfamilie bietet ihm nicht den Halt, den er sucht, deswegen liegt er auch ständig im Clinch mit Julia, die das alles natürlich ganz anders sieht. Ahmad ist so intelligent und zielbewusst, dass er eine Klasse überspringt und in der der beiden anderen landet. Ihm ist seine arabische Familie eher peinlich. Diese Meinung teilen seine Freunde durchaus nicht, deswegen nehmen sie auch eine Einladung zu einem Familienessen bei ihm an und finden das alles hochinteressant und verstehen Ahmeds Hemmungen überhaupt nicht. Es sind eben nur pubertäre Probleme.
Die Neonazis kommen allerdings schlecht weg: dumm, gewalttätig bis zur Kriminalität, borniert und nicht berechenbar. Weiter erfährt der Leser wenig über sie.
Sie lassen sich allerdings benutzen von einem Immobilienspekulanten, der die Brandstiftung finanzieren will, den Lohn aber verweigert, weil der Neonazi es nicht geschafft hat, das Gebäude völlig abbrennen zu lassen.
In ihrem kriminalistischen Spürsinn kommen unsere Helden gerade zu dieser Auseinandersetzung zwischen Initiator und Täter, filmen das Treffen gar und so kann es später im Gerichtsverfahren verwendet werden.
Das Ergebnis lässt den Täter brummen, den Initiator aber frei, weil Verfahrensfehler begangen wurden. Das altbekannte Muster wird hier aufgegriffen, das reicht zurück bis zu Upton Sinclairs Romanen.
So erwartet den Leser ein spannender Krimi (den ich an einem Nachmittag durchgelesen habe), der sehr genau die Welt der Jugend der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts in Berlin (aber wohl nicht nur da) erfasst, den “richtigen” Standpunkt hast, ohne aber Klassenbewusstsein auf sein Tapet zu heben. Vielmehr geht es um Wurschtigkeit gegenüber zu erwartenden Standpunkten, mehr um das Selbstverständnis (und natürlich auch um die Probleme) der Jugendlichen von heute, was sich doch in einigen wesentlichen Punkten von dem unterscheidet, was bis vor wenigen Jahren, höchstens einem Jahrzehnt wichtig war. Ob das in 10 Jahren noch gilt, wird sich dann erweisen.
Jetzt jedenfalls handelt es sich um einen sehr empfehlenswerten Jugendroman, der zum Denken anregt und deswegen finde ich die Verlagsankündigung, die Autorin stehe zu Lesungen (und natürlich zu Gesprächen) bereit, äußerst spannend und verlockend.
Nutzt die Möglichkeit!

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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