Sommernachtstraum

Autor*in
Lieske, Tanya
ISBN
978-3-7373-4018-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
336
Verlag
MeyersDuden
Gattung
Ort
Frankfurt/Main
Jahr
2016
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein neuer Englischlehrer kommt an eine Schule und hat sich vorgenommen, mit einer 9.Klasse zum Schuljubiläum Shakespeares „Sommernachtstraum“ aufzuführen.
Es gibt viele Turbulenzen, die Lehrer und Schüler gemeinsam meistern müssen, bis die Aufführung steht.
Aber hemmungsloser Hass, Neid, Missgunst eines einzigen Schülers zerstören zum Schluss alles.

Beurteilungstext

Sind 14-15-jährige Schüler nicht zu jung, Shakespeare zu verstehen? Können sie eine so verworrene Liebesgeschichte nachempfinden zu einer Zeit, in der sie sich selbst und ihre Stellung zum anderen Geschlecht noch nicht gefunden haben?
Im Buch von Tanya Lieske jedenfalls funktioniert es. Nach anfänglichem Sträuben lassen die Schüler sich auf dieses Spiel ein und entdecken manch Überraschendes an sich selbst und an ihren Mitschülern.
Die Geschichte vom Sommernachtstraum bildet dabei nur die Rahmenhandlung, parallel dazu lernen wir die Akteure in ihrem ganz privaten Umfeld kennen: Mireille, deren Eltern sich vor dem Scheidungsanwalt einen erbitterten Kampf um das Umgangsrecht mit ihrer Tochter liefern, sich am Ende aber überhaupt nicht um sie kümmern und nicht einmal ihr dramatisches Abgleiten in die Magersucht wahrnehmen.
Struppi, dessen Mutter alkoholkrank ist, der die Verantwortung für die kleine Schwester übernommen hat und das Erwachsen werden nur als Verlust von Illusionen erlebt; Ivan, der mit Rauschgift dealt und nicht nur den leichtgläubigen Max verführt, sondern Rache an allen übt aus Gründen, die ziemlich im Dunkeln bleiben. Der Englischlehrer, der selbst mit einer Ehekrise kämpft; der Deutschlehrer, der aus gut nachvollziehbarem Sozialneid seine Schüler drangsaliert, weil sie aus seiner Sicht nicht wegen ihres Könnens, sondern wegen der Stellung und des Einflusses ihrer Eltern diese Schule besuchen dürfen.
Der Direktor, der sich korrumpieren lässt, und Eltern, die genau das tun.
Die Charaktere werden realistisch geschildert und man liest das Buch wirklich mit Spannung.
Der Stil ist intellektuell anspruchsvoll und der Einstieg in den Roman gestaltet sich etwas schwierig, aber schon nach einigen Seiten wird man von der Geschichte gefangen und das Geschehen lässt einen nicht mehr los, selbst wenn man bisher nur den Titel vom Sommernachtstraum kannte.
Die Sprache ist sehr poetisch (“… eine Zeit, in der sich seine Seele ausdehnte, ihre Flügel spannte….“) und feinfühlig.
Fakten werden als bekannt vorausgesetzt, die vielleicht nicht jeder kennt. Z.B. Abläufe in der katholischen Kirche – wissen auch Nichtkatholiken, was Primiz bedeutet oder das Verlassen des Silentium?
Jeder Leser weiß sicher auch nicht, was Lemniskate sind (nämlich schleifenförmige, geometrische Kurven), und mit 14 beherrscht man auch noch nicht perfekt Englisch.
Wer den Sommernachtstraum noch nicht kennt, bemerkt erst nach einer Weile, dass die als Fußnote eingefügten „Stimmen aus dem Off“ als ironische Bemerkungen von Oberon und Shakespeare stammen.

Zum Schluss würde man sich wünschen, dass manche Schicksale noch „aufgelöst“ werden, sich das Leben von Mireille normalisiert, Struppis Mutter in die Entzugsklinik ginge, die Motive von Ivan sich erschließen würden.
Leider bleibt die Autorin das schuldig – aber so ist es ja auch im richtigen Leben. Nicht alle Probleme lösen sich.
Ein zu empfehlendes Buch, nicht nur für 14-jährige, sondern noch viel mehr für deren Eltern. Vielleicht verändert das ihren Blick auf ihre Kinder und deren Sorgen und Gefühle.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Pli; Landesstelle: Berlin.
Veröffentlicht am 01.07.2016

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