Simsala und Herr Oküpokü

Autor*in
Dreißig, Georg
ISBN
978-3-8251-7424-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Christoph, Silvia
Seitenanzahl
208
Verlag
Urachhaus
Gattung
Fantastik
Ort
Stuttgart
Jahr
2003
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
13,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Der siebenjährige Zauberersohn Simsala lebt mit seinem Vater Abra Kadabra auf Feste Hokuspokus. Eigentlich würde er gerne in Heitersdorf zur Schule gehen, doch weil ihm dort ein Reporter nachgestellt hat, muss er jetzt wieder zuhause sitzen. Als Abra Kadabras alter Zaubererfreund Pierre Oküpokü zu Besuch kommt und Simsala einlädt, ihn auf seine Feste Krims de Krams zu begleiten, beginnt für diesen das Abenteuer. Auf dem Weg zur Feste besuchen Simsala und Herr Oküpokü Simsalas Schulfreundin Ruth und bleiben einige Zeit bei ihr wohnen. Simsala trifft seinen alten Klassenlehrer und die Mitschüler wieder, diese dürfen Herrn Oküpokü auf seiner Feste besuchen, die man durch ein “Zeitlabyrinth” binnen weniger Minuten erreichen kann. Nach einigen Verwirrungen stellt sich heraus, dass Simsala und Ruth Zwillinge sind und Abra Kadabra ihr gemeinsamer Vater und Frau Reiter ihre Mutter. Alle sind sehr glücklich, sich wiedergefunden zu haben.

Beurteilungstext

Georg Dreißig ist ein sehr einfühlsames und originelles Buch voll spannender Überraschungen gelungen. Einerseits haben alle Handelnden ganz menschliche Züge, andererseits besitzen einige von ihnen Zauberkräfte, die fantastische Möglichkeiten für alle ermöglichen. Man kann in Schränke oder Besenkammern eintreten und an einem anderen Ort landen, von dem man nicht so sicher weiß, ob er real existiert oder nur ein Zauber ist. Man kann eine Treppe hinabsteigen und Stockwerk für Stockwerk tiefer in die Vergangenheit eindringen - in der man sich nicht verlaufen darf... Reale Welt und Zauberwelt vermengen sich. Zauberer und normale Menschen leben wie selbstverständlich miteinander und lassen einander an ihrer Welt teilhaben. Oft stellt sich die Frage: “Was ist eigentlich Wirklichkeit? Das was wir sehen? Sehen wir wirklich das Wirkliche?”. Georg Dreißig bildet reizvolle und tiefsinnige Metaphern, die Bezug nehmen auf all die Feinheiten der menschlichen Seele und der zwischenmensch- lichen Beziehungen. Es geht um Liebe, Freundschaft und Eifersucht, um übereifrige und humorlose Paragraphenreiter, um neugierige, abenteuerlustige oder auch einfach ganz alltägliche Menschen. Und es geht ums Erwachsenwerden, mit all seinen Schwierigkeiten. Simsala kommen sogar Zweifel, ob er selbst wirklich echt ist, oder ob er vielleicht nur aus dem Zylinder seines Vater gezaubert worden ist wie ein rosa Kaninchen. Doch auch wer keinen Sinn für das Tiefgründige hat, kommt auf seine Kosten. Auch die vordergründige Handlung ist phantasievoll, spannend und unterhaltsam.
Alle Charaktere sind vom Autor mit Sinn für das Menschliche und mit viel Humor stimmig ausgearbeitet. Er betreibt keine Schwarz-Weiß-Malerei mit Menschen (bzw. Zauberern), sondern jede Figur hat gute und schlechte Seiten, die einen mehr, die anderen weniger, wie im richtigen Leben. Alle pflegen einen sehr geduldigen, gewaltfreien Umgang miteinander. Georg Dreißig arbeitet gekonnt mit spannenden und sinnlichen, mit lustigen und tiefsinnigen Szenen, die er zu einem ausgewogenen Miteinander zusammenfügt. Zudem hat er jede Menge traditionelle und originelle Zauber-Ideen in seine Erzählung eingebaut. Es gib Zeit-Labyrinthe, in denen jeder Weg nach einer festgelegten Zeit zum Ziel führt - es sei denn, man manipuliert leichtsinnigerweise daran herum und landet aus Versehen im Löwenkäfig. Es gibt einen Vergissmeinnicht-Trank, der durch die Schusseligkeit von Herrn Oküpokü zum Vergissmein-Trank mit fatalen Folgen wurde. Alle Zauberer beherrschen eine spezielle Technik des Aufräumens, nämlich alles über die linke Schulter schmeißen und dadurch verschwinden lassen (Wer hätte sich das nicht schon mal gewünscht? Und wohin verschwinden die Sachen eigentlich?). Das macht das Lesen kurzweilig und spannend.
Das Buch enthält insgesamt neun ganzseitige Schwarz-Weiß-Illustrationen, die Szenen der Geschichte zeigen. Sie sind jede für sich gelungen, wenngleich sie für meinen Geschmack nicht so gut zum trocken-humorigen Erzählstil des Autors passen, sondern zu verspielt sind.
“Simsala und Herr Oküpokü” ist ein äußerst unterhaltsames Buch, das doch auch zum Nachdenken anregt. Man kann sich schon auf den nächsten Band freuen.

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Diese Rezension wurde verfasst von Spra.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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