Schwester

Autor*in
Fosse, Jon
ISBN
978-3-907588-70-3
Übersetzer*in
Schmidt-Henkel, Hinrich
Ori. Sprache
Norwegisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
51
Verlag
Bajazzo
Gattung
Ort
Zürich
Jahr
2006
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der 4-jährige Junge schaut gerne in den Himmel, liebt das Meer und die Wellen. Er flüchtet vor den lauten Motoren der Grasmäher aus dem Haus und ans Meer. Aber die Eltern haben kein Verständnis für ihn und sperren ihn im Haus ein, weil er “immer schlimme Sachen macht”. Er ist traurig und so wütend, dass er sich beim Schlagen gegen die Glastür verletzt. Er fühlt sich ganz allein und alles wäre noch trauriger, wenn nicht wenigstens seine kleine Schwester da wäre...

Beurteilungstext

Dieses Kinderbuch des Norwegers Jon Fosse stimmt mich als erwachsene Leserin und Mutter zunächst vor allem traurig, denn es offenbart die große Kluft zwischen der Kinder- und der Erwachsenenperspektive auf die mit der Aneignung von Welt verbundenen Risiken: Während die Mutter des kleinen 4jährigen Jungen seine neugierigen und interessierten Ausflüge ins Gras oder an den Fjord als “schlimme Sachen” wahrnimmt und ihn mit zunehmender Härte bestraft, versteht er nicht, was an seinen Bedürfnissen schlecht oder falsch sein soll.”Er hat nur den Fjord angeschaut und den Himmel” und nun zieht sie ihn so hart am Arm, “dass es weh tut”.
Es kommt noch schlimmer für den Jungen, denn am nächsten Tag gehen die beiden Kinder - seine Schwester ist erst 3 Jahre alt - alleine durch den Wald, um vor dem lauten und stinkigen Grasmäher zu flüchten. Nun wird die Mutter noch zorniger und die beiden müssen sofort ins Bett. Trotz des Schimpfens und der Strafen ändert der Junge sein Verhalten nicht, so stark ist sein Bedürfnis. Und wieder macht er sich auf und davon zum Boot im Fjord. Nun wird die schlimmste Strafe über ihn verhängt, die für ihn vorstellbar ist: Er darf nicht mehr hinaus - er bekommt Hausarrest! Beim verzweifelten Versuch aus dem Haus zu gelangen verletzt er sich. Es bleibt offen, ob es einen Weg der Verständigung zwischen der Mutter und ihrem Kind geben wird. Erkennt sie nun, wie wichtig ihm das Draußensein ist? Wieviel ihm die Natur bedeutet?
Die kleine Schwester des Jungen ist offenbar die einzige, der er sich vertraut und nahe fühlt - auf eine Art nahe, wie es nur kleine Kinder können. Aber da er schon älter und weiter im Denken ist, fühlt er sich trotzdem allein.
Die Erzählung trifft einem auch deshalb mit großer, irritierender Kraft, da ausschließlich die Kindersicht in einer Art “lautem Denken” und dem Beschreiben der Ereignisse präsentiert wird. Der Junge reiht seine Gedanken, auch wenn sie sich wiederholen oder nicht stimmig bzw. sogar widersprüchlich sind, endlos aneinander, verwoben mit detailreichen und genauen Naturbeschreibungen, bei denen man sowohl das Gras im Wind sich sacht bewegen sieht als auch die Wellen leicht ans Ufer schlagen hört.
Das Buch eignet sich - vielleicht gerade wegen dieser abolut gesetzten Kindersicht - als Vorlesebuch für jüngere Kinder, wie es die Rezensenten in der “Lesebar” (Internet-Rezensionszeitschrift für Kinder und Jugendliteratur der ALEKI) nach ersten Vorleseerfahrungen vorschlagen.
Die wenigen zarten Bilder des Künstlers Aljoscha Blau betonen und unterstreichen die Perspektive des Jungen: Der blaue Himmel, das hohe Gras, der Ford, das einsame Boot und die beiden kleinen Kinder. Der einzige Erwachsene ist der “nette Arzt”, der geholt wird, als er sich verletzt hat.
Ein ungewöhnliches Buch, das vom norwegischen Kulturministerum als “Bestes Kinderbuch des Jahres” ausgezeichnet wurde.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ASR.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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