Schnabeltier Deluxe

Autor*in
Jäger, Sarah
ISBN
978-3-499-00911-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
204
Verlag
Rowohlt
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Hamburg
Jahr
2022
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiKlassenlektüreFreizeitlektüre
Preis
20,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die 15jährige Schülerin Kim hat es gründlich vermasselt. Durch ihre unbändige Zerstörungswut ist sie von der Schule geflogen und hat ihrer Mutter eine Menge Ärger und Schulden eingebracht. Letzte Chance: Neuanfang in einem entlegenen Dorf, wo der Exfreund der Mutter Kim eine Unterkunft bietet und einen Schulplatz besorgt. Doch ausgerechnet in ihrem Aushilfsjob an der Tankstelle findet Kim Kontakt und den Mut, sich den Schatten ihrer Vergangenheit zu stellen.

Beurteilungstext

In diesem Jugendroman geben nicht nur der Titel und das Umschlagbild mit der Bushaltestelle und einem Verkehrsschild mit Schnabeltier Rätsel auf. Vor allem geht es um die Frage: Wer ist dieses Mädchen Kim, die Ich-Erzählerin des Buches, die in lakonischem Tonfall von ihrem Rausschmiss aus der Schule berichtet, nachdem sie die teure Kaffeemaschine ihrer Lehrerin aus dem Fenster geworfen hat? Begründung: Urknall-Experiment passend zum Thema des Physiktests, den die Lehrerin ihr nicht nur mit einer 6 sondern auch mit verächtlichem Blick quittiert hatte. Der vor allem hat ihren Wutausbruch ausgelöst, denn ähnliche Vorfälle ziehen sich wie eine Spur der Verwüstung durch Kims Leben und folgen einer ihr eigenen Logik: Mach es kaputt, bevor es dich kaputtmacht!
Kim ist eine gute Beobachterin und weiß, wie sie Menschen, die ihr zu nahe kommen, am empfindlichsten treffen kann. Doch lösen diese Racheakte kein Gefühl der Befriedigung in ihr aus. So steigert sich das Ausmaß an Zerstörungen, für die keine Versicherung aufkommt. Als Kim dabei fast ihre eigene Mutter in Lebensgefahr bringt, beschließt sie, damit aufzuhören und „es in Zukunft nicht mehr zu vermasseln“. Sie fügt sich in den Plan, zum Exfreund ihrer Mutter und dessen Tante in die Provinz zu ziehen, wo niemand sie, jedoch sonst jeder jeden kennt.
In diesem Mikro-Kosmos eines Dorfes mit seinen einfühlsam und anrührend beschriebenen „schrägen Typen“ findet Kim erstmals Anerkennung und löst sich allmählich aus ihrer Starre. Sie, die „normalerweise“ weder körperliche noch emotionale Berührungen zulässt, beschreibt in starken Bildern, wie Zuneigung entsteht, wie zerbrechlich Freundschaft und erste Liebe sein können, welche Anstrengung es kostet, traumatische Erlebnisse aus der Kindheit zu benennen und damit verbundene Schuldgefühle zuzulassen und nicht in Zerstörungswut zu ersticken.
Meisterhaft versteht es die Autorin, in einer distanzierten und detaillierten Erzählweise Spannung aufzubauen und teilweise witzige Dialoge in salopper Sprache heutiger Jugendlicher einzubinden. Mal sachlich nüchtern, mal ironisch, mal fast poetisch lässt Sarah Jäger ihre Hauptperson durchgängig im Präsens von ihren Erlebnissen berichten und bezieht so die Leserschaft hautnah in das Geschehen ein.
Gegen Ende sind zwar nicht alle Rätsel um Kims Vergangenheit gelöst und es bleibt Raum für eigene Vermutungen und Interpretationen ihres Verhaltens. Auf amüsante Weise erklärt sich zuletzt aber der Titel und mit einem nachdenklichen Lächeln wird man dieses besondere Buch nur ungern aus der Hand legen. Sehr empfehlenswerte Lektüre für Menschen ab 14 Jahren.

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Diese Rezension wurde verfasst von 174; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 04.12.2022

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