Sams im Glück

Autor*in
Maar, Paul
ISBN
978-3-7891-4290-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Maar, Paul
Seitenanzahl
208
Verlag
Oetinger
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Hamburg
Jahr
2011
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
13,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Auch das siebte Sams-Abenteuer ist ein verspieltes, intelligentes Lesevergnügen mit Lust am Sprachspiel und an intertextuellen Verweisen auf zahlreiche Motive und Figuren der Literaturgeschichte, angefangen mit dem Buchtitel, der nicht ohne Hintergedanken auf das Märchen von "Hans im Glück" anspielt.

Beurteilungstext

Nach vielen Abenteuern lebt das Sams zu Beginn des siebten Bands nun schon seit 15 Jahren ununterbrochen bei den Taschenbiers, die mittlerweile Großeltern geworden sind und zwar zufrieden, aber ein bisschen gelangweilt ihrem Lebensalltag nachgehen. Ihr Sohn Martin und seine Frau Tina sind nach Australien ausgewandert, wo sie erfolgreiche Schafwollzüchter geworden sind und ihre siebenjährige Tochter Betty aufziehen. Zu Beginn der Geschichte sind die Auswanderer mal wieder in Deutschland zu Besuch und sitzen mit ihren Eltern und dem Ehepaar Mon, das ja auch auf ein bewegtes Leben mit dem Wunschpunktträger zurückblickt, beim Abschiedsessen, bevor sie den Flieger nach Australien nehmen. Niemand ahnt, dass das nächste turbulente Sams-Abenteuer naht, denn: Was das Sams nicht weiß und die Taschenbiers erst recht nicht, ist, dass es laut Sams-Regelbuch unliebsame Auswirkungen hat, wenn ein Sams länger als 15 Jahre, 15 Tage und 5 Minuten bei seinen Menschen bleibt. Diese verwandeln sich ab dann nämlich selbst in Samse, Reimzwang und nach Menschenmaßstäben verrücktes Verhalten inklusive. Die offenbar einzige Lösung für das Problem: Das Sams muss seine Menschen wieder verlassen. Aber das will natürlich niemand, dementsprechend muss eine andere Lösung her.
Im Laufe des Abenteuers wird auch das „überobergeheimste Samsgeheimnis“ (S. 30) offenbart: Das Sams ist gar nicht so einzigartig, wie Bruno Taschenbier immer dachte. Es gibt eine Samswelt, in der hunderte von Samsen leben, darunter das mehr als 220 Jahre alte Übersams, das den Hüter des Sams-Regelbuchs gibt.
Während das Übersams das Taschenbier-Sams dazu überreden will, in der Samswelt zu bleiben, sorgt die graduelle Versamsung von Bruno Taschenbier (und später seiner Frau Mara und der Enkeltochter Betty) für reichlich Chaos bei den Mons und im Rest der Menschenwelt. Dementsprechend wird die Suche nach einem Weg, für immer in der Menschenwelt bleiben zu dürfen, für das Sams zum Wettlauf mit der Zeit.

Auch das siebte Sams-Abenteuer ist ein rasantes Lesevergnügen, das aber zugleich den Sams-Kosmos ausweitet: Nun gibt es nicht nur auf Menschenseite eine ganze Reihe von Sidekicks zu Bruno Taschenbier, sondern auch dem Sams werden weitere Figuren beiseitegestellt: das neunmalkluge, sehr von sich eingenommene Übersams, ein in seiner fürchterlichen Neugier geradezu putziges Mini-Sams (das am Ende der Geschichte unbeabsichtigt für die Lösung des Problems sorgt), und überhaupt eine phantastische Sams-Sekundärwelt, deren Boden so „wolkenweiche“ ist, „dass sich Samse, wenn sie müde sind, einfach fallen lassen und einschlafen.“ (S. 165).
Wie immer ist auch „Sams im Glück“ wie ein intertextuelles Wimmelbuch angelegt: literar- und kulturhistorisch kundige Lesende können wieder eine Vielzahl von Anspielungen entdecken, deren offenkundigste diejenige im Buchtitel ist: die Ereignisse von „Sams im Glück“ orientieren sich strukturell an dem Volksmärchen von „Hans im Glück“, wie der Autor Maar seine Figur Bruno Taschenbier erläutern lässt, als diesem buchstäblich das Dach über dem Kopf weggeflogen ist:
„Hans hat erst einen Klumpen Gold, dann nur noch eine Kuh, und am Ende hat er gar nichts mehr. Ich hatte eine Anstellung in der Schirmfabrik und ein festes Gehalt, ein trockenes Haus und Dach, eine Maschine, die lief, wir hatten elektrischen Strom. Und vor allen Dingen: Wir hatten ein Sams. Jetzt habe ich nichts mehr. Es gibt allerdings einen großen Unterschied zwischen dem Märchen-Hans und mir. […] Der Märchen-Hans sitzt ohne alles da, ist völlig zufrieden und ruft: ‚So glücklich wie ich ist kein Mensch unter der Sonne.‘“ (S. 163)
Interessant ist auch die Entstehungsgeschichte des Kinderromans: Maar hatte sich mit dem Produzenten Ulrich Limmer angefreundet, der die ersten Sams-Filme produziert hat – und bei einem gemeinsamen Urlaub entstand in Zusammenarbeit die Idee von der Geschichte des „Sams im Glück“. Und was daraus wurde, lässt Maar das Sams auf dem Schmutztitel seines Kinderromans selbst sagen: „Paul hat sich mit Ulrich Limmer die Geschichte ausgedacht. Ulrich hat daraus ein Drehbuch [für den gleichnamigen Film, PS], Paul hier dieses Buch gemacht.“ Das dem Sams-Universum schon immer eingeschriebene Verweisspiel wird mit „Sams im Glück“ dementsprechend auf die Spitze getrieben.
Und auch, aber nicht nur deshalb, sei das Buch allen Sams-Freunden wärmstens ans Herz gelegt – ob in der Ausgabe mit den ursprünglichen, kolorierten Zeichnungen Maars, oder in der 2020 neu herausgegebenen Ausgabe mit Zeichnungen von Nina Dulleck.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Philipp Schmerheim; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 02.11.2020

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