Rico, Oskar und das Mistverständnis

Schlagwörter

• Behinderung
• Kindheit
• Komik/Humor

Teaser

Es sind manchmal die kleinen Dinge, die einen am anderen stören und zum Bruch der Freundschaft führen können – so auch bei Rico und Oskar. Und dann soll auch noch der Spielplatz ihrer Gang verkauft werden. Mann, Mann, Mann. Da muss doch was getan werden…

Beurteilungstext

Bei der hier vorliegenden Doppel-CD liegt eine Hörspielbearbeitung des fünften Bands „Rico, Oskar und das Mistverständnis“ aus der „Rico und Oskar-Reihe“ des Kinderbuchautors Andreas Steinhöfel vor. Die Spielzeit beträgt ca. 102 Minuten. Interessant ist bei der Produktion, dass das Hörspiel vom WDR inszeniert wurde. Das Zusammenspiel mit einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt entbindet zum Glück ein wenig vom Vorwurf des Ausschlachtens eines Bestsellers in Medienverbund und Merchandise.
Da die AJuM-Datenbank bereits zahlreiche Rezensionen zum Roman und der Hörbuchversion enthält, beschränke ich mich hier auf eine kurze Zusammenfassung des Inhalts und fokussiere dann insbesondere die Umsetzung als Hörspiel im Vergleich zur Romanvorlage.
Zur Handlung ist kurz zu sagen: Rico und Oskar verkrachen sich, weil Rico sich in Sarah verliebt hat, Oskar eifersüchtig ist und Rico sich wegen kleinerer Lügen von seinem besten Freund hintergangen fühlt. Für die Handlung ergibt sich daraus, dass die beiden den überwiegenden Teil des Romans nicht gemeinsam agieren – was narrativ von Steinhöfel sehr gelungen umgesetzt wird, wie unten noch zu zeigen sein wird. Im Kern geht es erneut um die Aufklärung einer – bevorstehenden – Straftat, denn der geplante Verkauf des Grundstückes, auf dem sich der Spielplatz der Kinderclique befindet, ist mit einem Betrugsversuch verbunden. Und wie immer geht es um die Geschichte auch anderer Figuren, hier eine tragische, über 40 Jahre zurückliegende Familiengeschichte. Natürlich geht alles gut aus: Die Jungs vertragen sich wieder, der Spielplatz bleibt und auch die alten Geschwister kommen wieder zusammen. Während aber das Hin und Her um den Betrugsversuch beim Verkauf des Grundstücks in der Romanfassung etwas kompliziert ist, liegt im Hörspiel eine deutlich vereinfachte Auflösung vor.
Insgesamt lässt sich die stark gestraffte Handlung gut verfolgen und die jugendlichen und erwachsenen Sprecherinnen und Sprecher überzeugen sehr in ihren Rollen. Unter anderem sind auch bekannte Schauspielerinnen wie Erika Skrotzki und Hedi Kriegeskotte zu hören. Im Vergleich zum Roman gehen für den erwachsenen Hörer, der auch die literarische Vorlage kennt, allerdings einige Kunstgriffe Steinhöfels verloren, z.B. die intertextuellen Bezüge zu den Kindergroßstadtromanen der 1920er Jahre. Auch die Inszenierung der fiktiven Autorschaft Ricos und die graphische Umsetzung der Erzählerwechsel gehen durch die dialogische Form verloren.
Als eigenständiges Werk betrachtet, ist die Hörspielfassung von „Rico, Oskar und das Mistverständnis“ für Kinder gute Unterhaltung, die in ihrer literarischen Gestaltung aber nicht an die Romanvorlage heranreicht.