Post aus Paidonesien

Autor*in
Canosa, Oriol
ISBN
978-3-95470-221-3
Übersetzer*in
Lohmann, Kristin
Ori. Sprache
Katalanisch
Illustrator*in
Töpperwien, Meike
Seitenanzahl
144
Verlag
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Leipzig
Jahr
2020
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Ein Neunjähriger gründet einen Kinderstaat auf einer Insel. Die LeserInnen begleiten dieses Abenteuer über einen Briefwechsel mit den Erwachsenen.

Beurteilungstext

Ausgangspunkt der Erzählung ist der Entschluss des Jungen Nicolas, sich weit weg von der Kreuzfahrtreise und seinen unzufriedenen, ständig streitenden Eltern einen Ort des Friedens zu suchen. Er verlässt das Schiff, besiedelt eine kleine Insel so groß wie ein Fußballfeld und lässt sich von Fischern versorgen, die auch gleich den Postdienst übernehmen.
Die Eltern fragen Staatshilfe an, um ihren Sohn zurückzubekommen, Nicolas jedoch lädt per Inserat alle Kinder, die nicht älter als zwölf Jahre sind, Spaß haben und ohne nervige Eltern leben wollen, in seine neu gegründete Republik Paidonesien ein.
Diesem Aufruf folgen mehr und mehr Kinder von vorbeifahrenden Kreuzfahrtschiffen. Die Insel füllt sich, die Kinder fordern, ihr Taschengeld auf die Insel gesendet zu bekommen, und die Vereinten Nationen werden unter Nennung humanitärer Gründe dazu gebraucht, die mittlerweile große Anzahl an Kindern zu versorgen. Die Kinder organisieren die Umsetzung erforderlicher Bauprojekte, schreiben regelmäßig an ihre Eltern, dass es ihnen gut gehe und sie nicht zurückwollten, und ihre Kinderrepublik wird sogar international anerkannt. Den Fortlauf der Geschichte erfährt man über den Brief- und E-Mail-Wechsel zwischen den Kindern auf der Insel und den Erwachsenen (Verwandte, Staatsoberhäupter, Funktionsträger, Journalisten).
Hier treffen eine erwachsene Betrachtungsweise und die ausgeschmückt anarchistische, kreative, aber auch oft stark vereinfachte kindliche Weltsicht aufeinander. Im Buch sind die Kinder so erfolgreich, weil sie sich manche Mechanismen der Erwachsenenwelt zunutze machen, um ihre Interessen durchzusetzen.

"Ein witziges Insel-Brief-Abenteuer für Präsidentinnen und Staatchefs von morgen" lautet die griffige Zusammenfassung auf dem Cover.
Witzig und humorvoll ist das Buch an einigen Stellen durchaus, allerdings konnte ich als erwachsene Leserin für mich nicht herausarbeiten, was das Hauptanliegen des Buches ist. Nun gehöre ich nicht zur Zielgruppe, aber hier wurde das wichtige Thema der Mitbestimmung und Mitgestaltung von Kindern aufgegriffen, was eine gewisse Erwartungshaltung weckt. Kinderrechte oder kindliche Mitgestaltung werden im Buch nun aber nur im Ansatz thematisiert, ohnehin ist es dafür von der inhaltlichen Konzeption viel zu oberflächlich angelegt.
Wenn man also eine Geschichte lesen möchte, die unterhält und man sich über die Darstellung von selbstbewussten, cleveren, unabhängigen und fordernden Kinder freuen möchte, die die Erwachsenen vorführen, ist dies das richtige Buch.
Vor allem für Kinder, denen das Lesen von schwer fällt, ist durch das abwechslungsreiche und übersichtliche Format der Brief- und Mailtexte der Anreiz zum Lesen gegeben.
Wer kein Fan von wenig realistischen Erzählungen ist und zudem mehr fundierten Bezug zu wirklich wichtigen Themen der Weltgesellschaft erwartet, ist mit diesem Buch nicht gut beraten. Das gilt nicht nur für rezensierende Erwachsene, sondern ebenso für kritische Kinder, die in der Lage sind, auch das vorliegende Werk eines erwachsenen Schriftstellers zu hinterfragen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von LB13; Landesstelle: Berlin.
Veröffentlicht am 27.02.2021

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