Piepmatz macht Wald aus euch! Weltretterdings für Vorangeschrittene

Schlagwörter

• Natur
• Tiere
• Umweltschutz/Klima

Teaser

Ratschratschkrrschä! Ein pfiffiger Eichelhäher mit eigensinniger Grammatik sagt in diesem Bilderbuch der Menschheit den Kampf an. Er will sich an ihnen für ihre Umweltsünden rächen und hat da schon so eine Idee... Ein Bilderbuch, das sowohl Kinder als auch Erwachsene anspricht und eine ganz neue Perspektive auf Thematiken wie den Klimawandel und Umweltschutz schafft.

Beurteilungstext

Mit „Piepmatz macht Wald aus euch! – Weltretterdings für Vorangeschrittene“ hat Michael Stavarič ein sehr besonderes und durchaus ungewöhnliches, an vielen Stellen dadurch aber auch nicht einfach zu rezipierendes Buch geschaffen, dass sich mit der Thematik des Umweltschutzes beschäftigt. Es ist in das Genre der problemorientierten Bilderbücher einzuordnen, da es viele Denkanstöße gibt und auch dazu anregt, das eigene Verhalten zu überdenken.

Piepmatz der Eichelhäher ist sauer! Lange genug hat er es über sich ergehen lassen, dass die Menschen - oder wie er sie auf Eichelhäherisch nennt – die „Menschwesigen“, immer mehr von dem für Tiere und Pflanzen wichtigen Wald verschwinden lassen, um stattdessen Städte und Straßen zu errichten. Damit zerstören sie seinen Lebensraum und den anderer Tierarten. Und damit nicht genug, sie verbreiten Lärm durch ihre Baustellen und Feuerwerk und rauben so den Waldbewohnern den Schlaf. Dem Piepmatz bleibt nichts anderes übrig, als den Menschen den Krieg zu erklären, um den Wald zu retten und sich zu rächen. Er pflanzt überall da Bäume, wo vor den Menschen mal Wald war und will sich so seinen Lebensraum zurückerobern.
Sprachlich ist das Buch sehr auffällig gestaltet. Die Geschichte erzählt sich aus der Ich-Perspektive des Eichelhähers, der seine eigene Grammatik und Sprache aufweist, die von sehr kurzen, abgehackten Sätzen sowie Neologismen und teilweise englischen Wörtern durchzogen ist. An manchen Stellen, gerade am Anfang, wird der Einsatz dieser sprachlichen Mittel auf die Spitze getrieben. Selbst für Erwachsene ist das Lesen dadurch herausfordernd und für Kinder ab 6 Jahren, für die das Buch empfohlen wird, mit Sicherheit zu komplex. Gerade am Anfang wirkt das Werk, auch durch die Sprache, irritierend und sperrig, über die 56 Seiten hinweg gewöhnt sich der Leser jedoch an die Eigenheit des Buches, sodass zum Ende ein Einklang zwischen Inhalt und Sprache herrscht.
Die von Stella Dreis geschaffenen Illustrationen unterstützen die besondere Stimmung des Buches und laden durch ihre vielen Details, die über den Text hinaus weitere Informationen preisgeben, zum Verweilen auf den Seiten ein. Sie nehmen ähnlich viel Raum wie die Texte ein und weisen unterschiedliche Formate und Größen auf, was das Buch lebendig und dynamisch macht. Die dargestellten Bilder illustrieren die Emotionen der Waldbewohner und durchleben durch das Bilderbuch hindurch einen Wandel von blassgrauen, harten Illustrationen hin zu grünen, weichen, leuchtenden Illustrationen, die immer mehr Natur und Bäume zeigen. So unterstützen sie den Inhalt, denn der Piepmatz pflanzt im Laufe der Geschichte immer mehr Bäume. Der Einband ist edel gestaltet, mit dunklen Farben und einer Goldprägung zieht das Bilderbuch die Aufmerksamkeit auf sich, in der Mitte des Covers ist der Piepmatz dargestellt. Das Buch ist mit hochwertigem, matten Papier, klimaneutral und plastikfrei produziert und wird vom österreichischen Leykam Verlag vertrieben.
Durch seine Konsequenz und Radikalität schafft der Piepmatz eine neue Herangehensweise an die Thematik des Klimaschutzes, die aufrüttelt und unumgänglich zum Nachdenken und Diskutieren anregt. Gleichzeitig macht ebendiese Radikalität das Werk für Kinder aber schwierig zu rezipieren. Es empfiehlt sich eine Rezeption mit Kindern ab dem 4./5. Schuljahr (9-10 Jahre) gemeinsam mit einer erwachsenen Begleitperson, mit der schwierige Inhalte, sprachliche Ausdrücke und Illustrationen besprochen werden können.