Paul & Papa Vorlesegeschichten

Schlagwörter

• Familie
• Gender/Geschlecht

Teaser

Das Vorlesebuch „Paul und Papa“ von Susanne Weber umfasst 20 kurze Vorlesegeschichten, die aus dem Alltag des Kindergartenkindes Paul und seinem Papa erzählen, oft mit einer kleinen Pointe am Schluss. Jede Geschichte ist mit mindestens einer Illustration von Susanne Göhlich verziert.

Beurteilungstext

Die kurzen und kurzweiligen Geschichten erfüllen ihren Zweck als Vorlesegeschichten schon allein durch ihren Umfang. Besonders gelungen sind die Illustrationen von Susanne Göhlich, die in jeder Geschichte auch visuell einen Einblick in den Alltag von Paul und seinem Papa gewähren und ausreichend viel entdecken lassen für Kinder, die beim Vorlesen die Bilder betrachten.
Wertvoll ist das Buch vor allem wegen der Fokussierung auf eine Familienkonstellation, in der die Mutter scheinbar deutlich länger arbeitet und der Vater zwar zeitweise ins Büro geht, nach dem Kindergarten aber die Hauptverantwortung für das Kind zu tragen scheint. Gemeinsam unternehmen die beiden „Männer“ der Familie allerlei auch außerhalb der Stadt, vom Museum, über Zirkus bis hin zu verschiedenen Esslokalitäten wie dem Italiener oder die Eisdiele. Dabei führen sie Gespräche, in denen Paul häufig etwas Neues lernt und manchmal zum Schluss dem Vater das Gelernte wieder um die Ohren pfeffern kann, manchmal schmieden sie Pläne oder probieren neue Sachen aus.
Einige der Geschichten haben einen erzieherischen Unterton. Mal verfolgt dieser gute Ziele, wie wenn Paul versprechen soll, dass er nie wieder mit dem (Stock-)Gewehr auf Tiere, vor allem keine Elefanten, zielen soll. Manchmal haben sie gegenseitig ihre Erziehung im Blick, beispielsweise als es darum geht, nicht immer wie ein Zirkustier genau auf seinen Dompteur zu hören, und sie den Bus verpassen, weil Papa eben nicht auf Paul hört. Aber manchmal mutet der erzieherische Unterton geradezu manipulativ an, bei aller scheinbaren Gleichwertigkeit hat eben doch Papa das letzte Wort und weiß auch, was gut für seinen Sohn ist und wie er diesen dazu bringt. Auch die Erklärungen, die Paul von seinem Papa über die Welt um sich herum bekommt, sind mal gelungen, wie bei der Frage wer eigentlich Buddha war, und manchmal fragwürdig, zum Beispiel wenn Sternschnuppen als Niesen von Sternen erklärt werden.
Auch muss bei allem Lob für das „neue“ Familienbild auch gesagt werden, dass an verschiedenen Stellen eben doch auch alte Geschlechterrollen durchscheinen. So sind die „Männer“ für das Aufbauen eines Schrankes zuständig, die Mama dann für das Einräumen. Und auch wenn in einer Geschichte Papa für Paul Nudeln kocht, so kommt doch in anderen Geschichten raus, dass die Mama auf jeden Fall besser in der Küche ist, und auch sie muss nach einem langen Arbeitstag noch für alle das Abendbrot bereiten. Und natürlich darf die verschwörerische Feststellung unter „Männern“ nicht fehlen, dass Mädchen doof sind.
Insgesamt bietet das Buch kurzweilige Geschichten mit liebevollen Illustrationen, die sich gut zum Vorlesen eignen, wobei einige Geschichten dabei gelungener sind als andere.