Papa, sag mal, gibt es Gott? Ein Bilderbuch über das Glauben

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Die Sonne scheint. Theo und Papa liegen im Gras. Da fragt der Junge seinen Vater, ob es Gott gibt. Denn Tarek erzählt von Allah, Oma geht in die Kirche und Sara feiert mit ihren Eltern Schabbat. Ein Kinderbuch ab 5 über Gott, Glauben und das Geheimnis des Lebens.

Beurteilungstext

Brigitte Endres und Marc-Alexander Schulze: die Kinderbuch-Autorin und der Illustrator haben schon vor sieben Jahren gemeinsam ein besonderes Kinderbuch herausgebracht. Damals ging es in "Wo gehst du hin, Opa?" darum, was nach dem Tod kommt - welche Jenseitsvorstellungen gibt es in den verschiedenen Kulturen? In ihrem neuen Kinderbuch wenden sich beide dem Thema "Gott und Glauben" zu. Welche Gottesvorstellungen gibt es? Wie wird Gott in den verschiedenen Religionen genannt? Was ist der Unterschied zwischen Monotheismus und Polytheismus? Warum glauben Menschen überhaupt und wie hilft ihnen der Glaube im Leben?
In einem fast schon sokratischen Gespräch gehen Theo und sein Papa den Fragen nach. Es ist ein schöner, sonniger Tag. Beide liegen im Gras, die Blumen blühen, die Marienkäfer fliegen. Da fragt Theo, ob es Gott gibt. Sein Vater erklärt ihm, woran Moslems, Christen und Juden sowie Hindi glauben. Natürlich fragt Theo scharf nach: warum jeder Gläubige meint, sein Gott wäre der Richtige. Für seinen Vater ist es da nicht immer einfach, Theo eine befriedigende Antwort zu geben.
Die Themen Glaube, Religion und letztlich auch die Fragen, wer ist Gott und warum gibt es verschiedene Gottesvorstellungen, beschäftigen Kinder. Genau wie Theo stellen Kinder solche Fragen. Brigitte Endres nimmt diese Kinderfragen auf und schafft es, in ihrem Kinderbuch sie kindgerecht zu beantworten. Sie zeigt das Dilemma des rechten Glaubens auf: wenn der eigene Glaube richtig ist, warum gibt es so viele unterschiedliche. Sie erzählt eine Lösung, die für Kinder eine gute ist.
Konzentriert entwickelt sie das Gespräch zwischen Theo und seinem Papa, genau so, wie es auch in der Realität ablaufen würde. Dabei bleiben die Figuren unkonkret: es geht nicht um die beiden Protagonisten, sondern um das Thema Glauben. Sie gibt ebenfalls über Zeit und Ort keine Auskunft. Allein das Gespräch zwischen Vater und Sohn steht in der Bilderbuchgeschichte im Mittelpunkt. So kann sie intensiv, aber in kurzen Passagen auf das Wesentliche kommen.
Wie schon bei "Wo gehst du hin, Opa" hat Marc-Alexander Schulze die Kindergeschichte in Bilder übersetzt. Er wählt einen realistischen Stil, nutzt helle, freundliche Farben. Denn es ist ja ein Sommertag. Jede Szene der Geschichte bekommt sein eigenes Bild. Meist ist eine Seite komplett als Bild gestaltet, auf der Textseite findet man kleine bildliche Detailelemente. Der Illustrator knüpft an tradierte Bildvorstellungen an: sein Wissenschaftler ähnelt Albert Einstein, sein Bild der Anbetung Darstellung aus dem Alten Testament. Diese Anspielungen können jedoch eher die Erwachsenen als Kinder entziffern. Denn dafür benötigen die Kinder das entsprechende Wissen. Jedoch für die Kinder selber ist die Bildsprache stimmig. Nur wie schon beim "Vorgängerband" wirken die Figuren hier und da ein wenig ungelenk.
Mit ihrem Bilderbuch "Papa, sag mal, gibt es Gott?" gelingt es Brigitte Endres grandios, das Thema Glauben kindgerecht zu behandeln. Sie zeigt die Vielfalt der Religionen, das Besondere einer jeden und die Frage, was wirklich im Leben wichtig ist. Es ist ein wunderbares Kinderbuch über Religion für Kinder, die nicht gläubig sind. Mit dem lebendigen Dialog über Gott und Glauben ist es als Themeneinstieg für den Ethik-Unterricht in der Grundschule sehr gut geeignet. Mit der Geschichte und den Illustrationen ist das Kinderbuch ab 5 auch noch in vier, fünf Jahren sehr gut für dieses Thema geeignet. Sehr zu empfehlen!