Oksa Pollock Die Unverhoffte

Autor*in
Plichota, Anne
ISBN
978-3-7891-4502-5
Übersetzer*in
Bach, Bettina
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
590
Verlag
Oetinger
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2011
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
19,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Wenn ein Tag damit beginnt, dass man magische Fähigkeiten besitzt und damit endet, dass man sich über die Fabelwesen, die von heute auf morgen das eigene Zuhause bevölkern, nicht mehr wundert, dann heißt es: Herzlich willkommen in Oksa Pollocks Welt! Die 12jährige ist mit ihren Eltern gerade von Paris nach London gezogen und schon bedrohen sie dunkle Mächte. Schnell wird klar, dass die Angriffe mit einem gut gehüteten Familiengeheimnis in Verbindung stehen, das es schnellstens zu lüften gilt.

Beurteilungstext

“Oksa Pollock. Die Unverhoffte” ist der erste Teil einer von den Bibliothekarinnen Anne Plichota und Cendrine Wolf erdachten Sextologie rund um die Titelheldin und ihre Familie. Bisher sind im französischen Original die ersten drei Bände erschienen (“L’Inespérée”, “La Forêt des Egarés”, “Le Cœur des Deux Mondes”). Für August 2011 wurde zudem die Veröffentlichung der deutschen Übersetzung des zweiten Teils (“Oksa Pollock. Die Entschwundenen”) angekündigt.

Zur Handlung: Oksa Pollock ist mit ihrer Familie - hierzu gehören Großmutter Dragomira, Mutter Marie und Vater Pavel - und den befreundeten Bellangers von Paris nach London gezogen. Dort besucht sie die St.-Proximus, eine höhere Schule für französische Kinder in der englischen Metropole. Ihr Klassenlehrer ist der stets schlecht gelaunte Herr McGraw, der keinen Zweifel daran lässt, dass er die kleine Pollock abgrundtief hasst. Die Gründe dafür werden bald klar: Oksa ist der jüngste Spross eines mythischen Volks. Die Pollocks (mit Ausnahme Maries) stammen aus Edefia, einer Parallelwelt, deren Bewohner über besondere Kräfte und magische Fähigkeiten verfügen. Als dort vor über 60 Jahren ein Bürgerkrieg ausbrach, flohen sie in unsere Welt und versuchen seither vergebens, wieder nach Edefia zurückzukehren. McGraw - ebenfalls Edefianer und dort als Orthen bekannt - hat die Verfolgung der Pollocks aufgenommen, um diese Rückkehr zu verhindern; denn Oksa ist die “Unverhoffte”, die allein in der Lage ist, Edefia Frieden und Ordnung zu bringen. Nachdem das Geheimnis um ihre Herkunft gelüftet ist, beginnt Oksas magische Ausbildung - und damit die Vorbereitung für den entscheidenden Kampf mit McGraw.

Zum Aufbau: Dass es sich bei “Oksa Pollock. Die Unverhoffte” um den Auftaktroman einer Reihe handelt, ist spätesten bei der Personenentwicklung nicht mehr zu übersehen. Anne Plichota und Cendrine Wolf verwenden viel Zeit darauf, ihre Heldin umfassend einzuführen. Und in der Tat ist der Leser bereits kurze Zeit nach dem Lektüreeinstieg bestens mit der selbstbewussten Oksa bekannt. Darüber hinaus hat er ihre Großmutter, ihre Mutter und den Vater in Aktion erlebt sowie sämtliche Freunde - hier sei vor allem Oksas bester Freund Gustave "Gus" Bellanger hervorgehoben - und Anverwandten getroffen. Allerdings gelingt es den Autorinnen bei der allgemeinen Charakterisierung nur selten, Klischees zu vermeiden. Dragomira ist weise. Pavel und Marie sind stets verständnisvoll. Gus ist unterschwellig zwischen Verliebtheit und Freundschaft hin- und her gerissen. McGraw betritt als launischer Despot im schwarzen Anzug die Handlung. Sein Sohn Mortimer entwickelt sich ebenfalls nicht über das Schulschläger- und Lakaienformat hinaus. Insgesamt geben die Figuren wenig Rätsel auf, die Fronten sind von Anfang an geklärt. (Selbiges gilt übrigens auch für das umfangreiche Spektrum an Fabelwesen, die Plichota und Wolf durchaus mit einer gehörigen Portion Witz und Originalität Oksa wie auch ihrem Gegner zur Seite stellen.)

“Oksa Pollock. Die Unverhoffte” wird dadurch natürlich keineswegs zu einem schlechten Buch - erst recht keinem schlechten Jugendbuch. Der Titel stellt jedoch viel deutlicher als J. K. Rowlings “Harry Potter”-Bände, die nicht zuletzt auch Erwachsene begeistern konnten, auf eine Zielgruppe junger Leser zwischen 8 und 15 Jahren ab. Ein wesentlicher Grund dafür ist in der sprachlichen Gestaltung zu suchen.

Bettina Bach und Lisa-Maria Rust übertrugen den französischen Text bewusst und sehr vorlagengetreu. Das war auch notwendig, den Anne Plichota und Cendrine Wolf setzen auf eine Vielzahl Neologismen, um dem Leser die fabelhafte Welt der Oksa Pollock nahe zu bringen. Bach und Rust versuchen hierfür - durchaus mit Erfolg - stets adäquat fantasievoll einzudeutschen, sodass beispielsweise aus dem “Abominari” ein “Grässlon”, dem “Curbita-Peto” ein “Ringel-Puffo”, dem “Insuffisant” ein “Kapiernix” oder den “Du-Dehors” “Die-da-draußen” werden. Binnen kürzester Zeit kommt so ein buntes Potpourri an zuvor nie da gewesenen Bezeichnungen zusammen, die leider aber nicht konsequent mit differenzierenden Beschreibungen untersetzt werden. So wirkt eine Vielzahl der fantastischen Elemente letztlich nur schwach und bleibt eingeschränkt auf wenige Attribute (so zum Beispiel die spezifische Augenstellung bei “Kapiernix” oder “Wackelkrakeel”) zurück. Leser, die nicht zur alterspezifischen Zielgruppe gehören, könnten den Text ob dieser Leerstellen sowie gelegentlicher Längen, die immer dann eintreten, wenn Oksa eine weitere Lektion in Sachen Zauberei und Edefia erfährt, daher als beschreibungsarm oder spröde empfinden. Die Zielgruppe indes dürfte sich daran wenig stören und Freude an den Actionsequenzen und magischen Stelldichein haben, die Oksa und Gus auf ihrer Abenteuerfahrt erleben.

Empfehlung: “Oksa Pollock. Die Unverhoffte” ist ein solider Fantasy-Titel, der sich vor allem an Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 15 Jahren wendet. Für kinder- und jugendbibliothekarische Bestände, in denen sich J. K. Rowlings “Harry Potter” oder Eoin Colfers “Artemis Fowl” nach wie vor großer Beliebtheit erfreuen, stellt Anne Plichotas und Cendrine Wolfs “Oksa Pollock” eine sinnvolle Ergänzung dar.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von HSM.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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