Nur Mut, kleiner Luis
- Autor*in
- Ramos, Mario
- ISBN
- 978-3-89565-252-3
- Übersetzer*in
- Scheffel, Tobias
- Ori. Sprache
- Französisch
- Illustrator*in
- Ramos, Mario
- Seitenanzahl
- 52
- Verlag
- Moritz
- Gattung
- –
- Ort
- Frankfurt
- Jahr
- 2012
- Preis
- 9,95 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Der kleine Wolf Luis ist neu in der Schule, allerdings in einer für Schweinekinder. Die kleinen Schweine betrachten ihn argwöhnisch und ärgern ihn in der Pause. Nur Jojo interessiert sich für Luis. Zwischen den beiden entwickelt sich eine echte Freundschaft. Durch einen raffinierten Trick schaffen es die beiden sogar, sich gegen drei fiese Gestalten, die Luis drangsaliert haben, zur Wehr zu setzen.
Beurteilungstext
Bei diesem Kinderbuch des Autors und Illustrators Mario Ramos handelt es sich um eine Neuauflage eines 2006 erstmals ebenfalls im Moritz Verlag erschienen Werkes.
Die Protagonisten sind vermenschlichte Tierkinder (Wolf und Schwein), die in der Schule Freunde werden. Der Wolf hat durch seine Andersartigkeit in der Schweinewelt eine Außenseiterposition. Er wird gemobbt und unterdrückt sowohl durch die Mitschüler als auch durch drei erwachsene Schweine, die ihm auf dem Schulweg auflauern.
Die Helden der Geschichte Luis und Jojo bieten für die kleinen Leser im frühen Grundschulalter gute Identifikationsmöglichkeiten. Einige Kinder kennen das Gefühl, nicht richtig dazuzugehören, und sich heldenhaft gegenüber gemeinen Menschen zu behaupten wünschen sich wohl viele.
Die Geschichte enthält sowohl komische als auch spannende Elemente. Komisch ist die verdrehte Rollenverteilung, in dem der vermeintlich stärkere Wolf Zuwendung und Hilfe durch ein kleines Schwein bekommt. Diese Umkehrung findet sich auch beim Schulhofspiel der beiden wieder: Das Schweinchen jagt als großer böser Wolf seinen Schweinekind spielenden Freund Luis und will ihn fressen.
Spannung kommt auf bei den Fragen, ob die Freundschaft der beiden gelingen wird und ob der Plan von Jojo gegen die drei fiesen Gestalten aufgehen wird.
Zweifelhaft ist die Botschaft, die das Buch hinsichtlich des Umgangs gegen diese drei bösen Erwachsenen vermittelt. Natürlich ist es grundsätzlich gut, wenn Kinder ihre Probleme couragiert alleine lösen. Angesichts dieser massiven Gewalt gegenüber Luis (nachdem er geärgert und mit Steinen beworfen wurde, hängen ihn die drei erwachsenen Schweine gefesselt in einen Brunnen) erscheint die Reaktion der beiden die Problematik eher verniedlichend. In dieser Geschichte reicht es aus, den Aggressoren einen ordentlichen Schrecken einzujagen. In der Realität sollten Kinder gelernt haben, dass sie sich bei derartig traumatischen Erlebnissen (Luis wird krank und entwickelt starke Ängste, die ihn vom weiteren Schulbesuch abhalten) Hilfe bei Erwachsenen holen sollten. Die warmherzige Oma, bei der Luis lebt, wäre so eine Vertrauensperson gewesen.
Überhaupt kommen die Erwachsenen in der Geschichte nicht gut weg. Die liebevolle Oma wird nicht in Luis Geheimnis eingeweiht, die Lehrerin diskriminiert Luis und macht ihn lächerlich und die drei erwachsenen Schweine sind fies und gewalttätig.
Ohne Erklärung bleibt die künstlich wirkende Situation, dass ein Wolf in eine Schweineschule geht. Offensichtlich dient sie dazu, seine Außenseiterrolle zu verdeutlichen, was allerdings nicht besonders gelungen ist. Sie geht von einer Heterogenität (hier unter den Schweinkindern) aus, die es in der Schule gar nicht gibt.
Sehr farbig und ansprechend sind die Zeichnungen, die den Text gut illustrieren und das Textverständnis unterstützen. Besonders gut gelungen sind Mimik und Gestik der Figuren, so dass ihre Gefühlslage
unmittelbar ersichtlich ist. Da sehr großformatige, halb- bis ganzseitige
Illustrationen dominieren und der Textanteil geringer ist, stellt das Buch eine Schnittstelle zwischen Bilderbuch und Erstlesebuch dar.
Das Buch gliedert sich in sieben Kapitel, die einen Umfang von sechs bis sieben Seiten haben. Der Textumfang ist gut für Grundschulkinder mit ersten Lesekompetenzen zu bewältigen. Die überwiegend kurzen, einfachen Sätze stehen allerdings etwas unverbunden nebeneinander und lesen sich dadurch ein bisschen holperig. Sinnvoll wäre auch eine deutlich größere Schrift gewesen, um es Leseanfängern leichter zu machen. Die Sprache ist kindgemäß, allerdings unterfordert sie Kinder dieser Zielgruppe (Klasse 1 und 2).
Weniger gelungen ist auch die Bindung des Buches. Die Fadenheftung lockert sich bereits nach dreimaligem Lesen und wirkt nicht besonders haltbar.
Das Buch eignet sich als Vorlesebuch ab der ersten Klasse, zum selber Lesen ab der zweiten Klasse. Aufgrund der inhaltlichen Unstimmigkeiten ist es allerdings weniger empfehlenswert.