Nächte im Tunnel

Autor*in
Woltz, Anna
ISBN
978-3-551-58474-8
Übersetzer*in
Kluitmann, Andrea
Ori. Sprache
Niederländisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
224
Verlag
Carlsen
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Hamburg
Jahr
2022
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
16,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Zu Beginn des zweiten Weltkriegs fallen jede Nacht Bomben auf London. Die Menschen suchen Schutz in den U-Bahnschächten und kämpfen ums Überleben. Unter ihnen trotzen die drei Protagonisten dem Albtraum voller Mut und jeder mit seinem eigenen Schicksal.

Beurteilungstext

Der Roman umfasst nur eine Zeit von drei Wochen während der Blitzangriffe der Deutschen auf London im ersten Kriegssommer 1940. Aufgrund der Dichte des schrecklichen Erlebens wirkt die Zeitspanne wesentlich länger. Jede Nacht suchen unzählige Menschen Zuflucht vor den Luftangriffen in den verzweigten U-Bahntunneln unter der Stadt. „Schweigend warten sie in der Schlange vor der U-Bahn, sie beherrschen sich, während die Stadt in Flammen aufgeht.“ Dort begegnen sich die drei Protagonisten, die unterschiedlicher nicht sein könnten und sich unter anderen Lebensbedingungen vermutlich nie kennengelernt hätten, geschweige denn unzertrennliche Freunde geworden wären. Erzählerin ist die beeindruckend tapfere 14-jährige Ella. Sie ist durch eine schwere Polioerkrankung mit einer bleibenden Gehbehinderung vom Schicksal bereits hart getroffen. Ihr kleiner Bruder ist immer in ihrer Nähe. Sie fühlt sich für ihn verantwortlich und er fast noch mehr für sie. „Robbie passt auf mich auf.“ Jay, 16 Jahre alt, ist ein verwahrloster und gerissener Lebenskünstler. Hinter der coolen Fassade verbirgt er seine Empfindsamkeit. Die 15-jährige Quinn, eine echte junge Lady gräflicher Abstammung, ist „mit einer Tasche voller Juwelen und dem Plan, Krankenschwester zu werden“ vom Landgut ihrer Eltern weggelaufen. Sie steckt voller naiver Ideen und weltfremder Vorstellungen. Wider Erwarten erweist sie sich als unerschrocken zupackend und lebenspraktisch.
Im Vordergrund der Handlung steht das Kriegserleben der jungen Protagonisten in der zunehmend zerstörten Stadt. „Stundenlang sagten wir kein einziges Wort. Die Flakgeschütze knallten überall um uns herum, Flugzeuge brüllten, dumpfe Explosionen dröhnten durch die Stadt.“ Eng verflochten, aber jeder auf seine Weise, versuchen sie, gegen die brutale Wirklichkeit des Krieges zu kämpfen. Sie kämpfen mit dem Mut der Verzweiflung und dem festen Willen, sich nicht unterkriegen zu lassen. „Unser Leben fängt gerade erst an.“ Nicht für Quinn. Sie stirbt bei einer Hilfsaktion durch die Aktivierung einer UXB (unexploded bomb). Die anderen überleben den Krieg. Ella und Jay verlassen England, um sich in Amerika eine gemeinsame Zukunft aufzubauen.
Der Text liest sich auch für Erwachsene durchgehend spannend. Die Hauptpersonen werden in ihrer Art so liebenswert menschlich dargestellt, dass man von Anfang an in die Geschichte hineingezogen wird und immer wissen möchte, wie es weitergeht. Lockere Formulierungen und lebhafte wörtliche Rede entschärfen die Angst und Verzweiflung und lassen trotz des schwierigen Themas eine entlastende Lebendigkeit zu.
Die vielfach ausgezeichnete Jugendbuchautorin Anna Woltz konfrontiert ihre Leserschaft eindringlich mit den Schrecken des Krieges auf eine tief berührend feinfühlige, authentische und unsentimentale Weise. Durch den gegenwärtigen Krieg in Europa erhält das Buch eine besondere Brisanz.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von swi; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 15.12.2022

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