Mütter mit Messern sind gefährlich

Autor*in
Ranst, Van
ISBN
978-3-551-58053-5
Übersetzer*in
Kluitmann, Andres
Ori. Sprache
Niederländisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
158
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2010
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Jefs Mutter sammelt Messer und ist sogar Mitglied in einem Messerclub. Angeblich hat sie Jefs Vater erstochen. Die durchaus liebevolle Frau hat außerdem noch eine behinderte Tochter namens Iene, deren Lieblingsort ein Glasflaschenfeld ist. Die ganze Familie lebt in einem Hochhaus, wo auch Jefs türkischer Freund und stetiger Ratgeber Süleyman wohnt.

Beurteilungstext

Der Belgier Do van Ranst schreibt eine einzigartige Geschichte über das Familienleben. Zynisch, verwirrend und metareflexiv, ganz im Sinne eines neuen Zeitalters erzählender Prosa. Kapitelüberschriften wie "Klumpfuß. Ich tue mein Bestes, Brüste zu sehen, aber klar und deutlich vorstellen kann ich mir bloß einen Schuh mit dicker Sohle" untermalen den postmodernen Anspruch dieses vielsagenden Romans, der über Sprache Sprachlosigkeit enttarnt und alles aussprechbar werden lässt. Provokation ist Thema und zugleich Mittel dafür, aufzuzeigen wie wundervoll sich ein Geschwisterverhältnis trotz unterschiedlicher Wahrnehmungen und Möglichkeiten gestalten kann. Erzähltechnisch wird aus der Innensicht des Protagonisten Jefs erzählt, weshalb seine innere Disposition, auch in Form zarter und weiser Weltvorstellungen, völlig plastisch erscheint. Besonders bemerkenswert sind die zahlreichen sich zwischen Jef und Süleyman ausbreitenden Redesequenzen, die wie der ganze Roman komplex arrangiert sind. Der Roman fordert ein hohes Maß an Textverständnis und insofern eine ‚lückenfüllende' Leserschaft. Nur so können ein oftmals unzuverlässiger Erzähler und handlungslogische Brüche sinnstiftend sortiert werden. Gerade die mehrdeutigen Interpretationsangebote bezeichnen das enorme Innovationspotenzial eines erzählerischen Meisterwerks, dass (endlich) auf eine einseitige Problemdarstellung von außen verzichtet und Sprache zum Material dessen werden lässt, was bewegt. "Mütter mit Messern sind gefährlich" darf als exotisches und schlaues Stück Literatur gelobt werden.

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Diese Rezension wurde verfasst von A.O..
Veröffentlicht am 01.01.2010

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