Mütter mit Messern sind gefährlich

Autor*in
Ranst, Van
ISBN
978-3-551-58053-5
Übersetzer*in
Kluitmann, Andrea
Ori. Sprache
Niederländisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
157
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2010
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
12,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Jef, Iene und ihre Mutter wohnen in einer kleinen Wohnung in einem Hochhaus. Dort wohnt auch Jefs bester Freund Süleyman. Dominiert wird das Leben von der Schwerbehinderung der Schwester und den daraus resultierenden Einschränkungen. Der Familienfrieden wird, so empfindet es Jef jedenfalls, durch den Freund der Mutter gestört.

Beurteilungstext

Jefs Vater wurde von seiner Frau, wenn auch in Notwehr, mit einem ihrer geliebten Messer erstochen. Das ist der Einstieg in die Geschichte, so jedenfalls erzählt die Mutter es immer Jef, wenn er nach seinem Vater fragt. Und ganz abwegig ist dies – zumindest in Jefs Fantasie - nicht, denn sie hat eine Leidenschaft für gute und scharfe Messer, ist sogar Mitglied in einem Messerclub, der sich speziell für deutsche Messer begeistert.
Jef, dreizehn Jahre alt, wohnt mit seiner Mutter und der geistig und körperlich schwerstbehinderten Schwester Iene in einem Hochhaus, dem gleichen, in dem auch sein Freund Süleyman wohnt, welchen der Dreizehnjährige aber eigentlich nicht als Freund bezeichnen mag. Das Familienleben wird durch die Behinderung der älteren Schwester bestimmt. Die Mutter und Jef kümmern sich liebevoll um Iene, auch wenn dies viele Einschränkungen im Alltag bedeutet. Die Mutter geht nicht arbeiten, Iene stört bei den Treffen mit den Clubmitgliedern, an den Reisen des Messerclubs nimmt seine Mutter nie teil, sondern plant immer nur diese Fahrten für den Club und nimmt so wenigstens ein bisschen teil. Alles kreist um Iene. Mehrmals in der Nacht stehen Mutter und Sohn auf, um nach Iene zu sehen. Jef nimmt sie häufig mit zu ihrem Lieblingsort, dem Glasflaschenfeld (an Bäumen hängen in Flaschen gesteckte Birnen, welche später mit Alkohol gefüllt werden) hinter den Hochhäusern, einer der wenigen Orte, an dem sich Iene ein wenig zu entspannen scheint, besonders wenn der Wind den Flaschen Laute entlockt. Dann kann Jef für einen Moment die Behinderung vergessen und zumindest in seiner Fantasie richtig mit ihr reden. Das Familienleben wird aus Jefs Sicht immer wieder durch die Partner der Mutter gestört. In einem Showdown versucht Jef zusammen mit Süleyman, der von ihm gezwungen wird, mitzumachen, Harry zu vergraulen. Doch diesmal lässt sich die Mutter ihr Glück nicht zerstören, denn sie hat den Richtigen gefunden und am Ende muss dies auch Jef akzeptieren. Die Freundschaft zu Süleyman ist eine weitere Konstante im Leben von Jef, doch der Umgang der beiden miteinander mutet teilweise recht bizarr an. Jef braucht Süleyman, stößt ihn aber immer wieder weg. Und am Ende scheint Süleyman die Nase genau davon voll zu haben und verschwindet aus Jefs Leben, was ihn aufrüttelt und aber auch zu drastischen Reaktionen antreibt. Der Ton unter den beiden ist oft derb, mitunter auch verletzend. Die Fantasien der Pubertierenden sind manchmal recht heftig beschrieben. Die Sprache der Protagonisten ist dennoch glaubhaft, ebenso die Darstellung der Lebensumstände. Der Leser kann sich gut in Jef hineinversetzen, wenn auch die Handlungen nicht immer schlüssig sind und den meisten der Leser die Umstände sehr fremd sind. Jef ist kompliziert, und er schwankt oft zwischen der Realität und seinen zusammengebastelten Fantastereien, bei denen man als Leser genau hinschauen muss. Das Buch enthält viele Sprünge und Lücken, die gefüllt werden müssen.
Die Geschichte leidet unter dem Anspruch, den sie an den Leser stellt. Zum einen ist es eine Freundschaftsgeschichte für Jungs im Alter zwischen zwölf und dreizehn Jahren, teilweise sind die Ausdrücke ziemlich herb, was ja nicht unbedingt ein Nachteil sein muss, doch das Thema und die Sprünge fordern eine fortgeschrittene Leserschaft, Erwachsene werden sicherlich ihren Gewinn aus der Geschichte ziehen, und so ist nicht wirklich klar, wem dieses Buch zu empfehlen ist.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von UKL.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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