Mitternacht

Schlagwörter

• Arbeitswelt
• Essen

Teaser

„Mitternacht“ ist ein Bilderbuch, das auf poetische Weise Appetit zu machen weiß und dadurch immer wieder aufs Neue gelesen werden will.

Beurteilungstext

„Mitternacht“ von Eric Fan (Autor) und Dena Seiferling (Bilder) erzählt von einer Nachteule, die sich zu später Stunde mit ihrem historischen Imbisswagen durch Gassen einer Stadt schlängelt und viele hungrige Tiere zu sättigen weiß. Der Imbisswagen wird dabei von einem Pferd angetrieben.

In quantitativer Hinsicht stehen die raumgreifenden Bilder im Vordergrund, die den historischen Charakter des Grundthemas einzufangen wissen: Menschen (hier als Tiere verfremdet) arbeiten in der Nacht auf den Straßen Londons und gönnen sich – im metaphorischen Sinne als Nachteulen – einen Mitternachtssnack (hier bei einer wahren Nachteule). Und mehr passiert eigentlich auch nicht, bis auf die Endszene, in der die Nachteule eine straßenkehrende, hungrige Maus einlädt, die eigentlich davon ausging, von der Eule gefressen zu werden. Doch gerade diese Sparsamkeit an erzählwürdigen Ereignissen rücken die wärmende Kraft des Imbisswagens in den Vordergrund. So entschleunigt das Bilderbuch und lädt Rezipierende dazu ein, sich der hingebenden Essenszubereitung und -ausgabe aufmerksam zu widmen. Zu diesem leidenschaftlichen Erzählton passt auch die poetische Sprache des Bilderbuchs, die mit wenigen Worten tiefe Gefühle zu wecken weiß. Neben dem elliptischen Stil trägt insbesondere der Gebrauch lautmalerischer Ausdrücke zu dieser Stimmung bei. Die Worte offenbaren durch einen stets berührenden Rhythmus einen wunderbaren Klang, weshalb auch die Übersetzungsleistung von Ebi Naumann hervorzuheben ist. Ebenso weiß das Zusammenspiel von Bild und Text zu überzeugen, da verbalsprachliche und bildliche Leerstellen hervorragend aufeinander abgestimmt ineinandergreifen.