Milliardenraub in Entenhausen!

Autor*in
Barks, CarlRosa, Don
ISBN
978-3-7704-3528-9
Übersetzer*in
Fuchs, Erika u.a.
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Barks, CarlRosa, Don
Seitenanzahl
408
Verlag
ehapa
Gattung
Comic
Ort
Köln
Jahr
2014
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
29,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In “Millardenraub in Entenhausen” wird der erzählerische Fokus verstärkt auf Dagobert und seinen Geldspeicher gelegt, v.a. in Form origineller Fortsetzungen Barks'scher Urgeschichten und Storys mit pseudo-wissenschaftlichem Hintergrund. Dabei wird im Grunde immer derselbe Slapstick-Plot erzählt: Insgesamt 22mal muss Dagobert seinen Geldspeicher gegen die Angriffe seiner liebsten Feinde schützten – natürlich (fast) immer mit Erfolg.

Beurteilungstext

Gleich zehn Jubilare hat diese Luxus-Anthologie der zwei berühmtesten Disney-Autoren zu feiern: Sieben Hunde, zwei Enten und ein Monstrum architektonischer Einmaligkeit. Vor 60 Jahren wurde Dagobert Duck zu einer eigenständigen Figur im Disney-Universum. Im gleichen Jahr tauchten auch seine ewigen Gegenspieler, die sieben Panzerknacker und der sagenumwobene Hort Entenhausens, Dagoberts Geldspeicher, zum ersten Mal auf. Und als wäre dies nicht genug: Vor exakt 50 Jahren erblickte Dagoberts zweite große Gegenspielerin, die Hexe Gundel Gaukely, das Licht der Disney-Welt. Aus diesem Anlass wurden die besten Geschichten um diese Personengruppe in einem Band versammelt. Abgerundet wurde dieses vorzügliche Entengericht durch je ein Vorwort von Don Rosa und Andreas Platthaus.

Nur eine Ente hat es geschafft, mehr als nur einen dicken gebundenen Luxus-Band in der Reihe „Ehapa-Comic-Collection“ aus dem Hause Egmont für sich zu beanspruchen. Die Rede ist natürlich von Dagobert. Nur die Geschichten um diesen Realkapitalisten in nuce haben es seit Jahrzehnten geschafft mehr als bloße Kolportage und billige Unterhaltung zu sein. Und dies liegt natürlich v.a. an den beiden Dagobert-Autoren: Carl Barks und Don Rosa. Sie haben mit ihren Geschichten den Disney-Comic auf literarisches Niveau gehoben. So ist es nur folgerichtig das mit „Milliardenraub in Entenhausen“ bereits der Vierte Luxusband zu Ehren des reichsten Erpels der Welt erscheint.

Im vorliegenden Band wird der Fokus verstärkt auf Dagobert und seinen Geldspeicher gelegt. Anders als in „Sein Leben, seine Milliarden“ oder in „Länder, Enten, Abenteuer“ werden dem Leser weniger historische Forschungs-Geschichten oder Geschichten zu Dagoberts Biographie geboten – als vielmehr originelle Fortsetzungen Barks'scher Urgeschichten und Geschichten mit pseudo-naturwissenschaftlichem Hintergrund. Dabei tut der Inhalt der Geschichten nicht viel zur Sache. Im Grunde wird immer dieselbe erzählt: Insgesamt 22mal muss Dagobert seinen Geldspeicher gegen die Angriffe seiner liebsten Feinde schützten – natürlich (fast) immer mit Erfolg. Das Besondere an diesen Geschichten ist nicht vorrangig ihr voraussehbarer Plot, sondern die Art & Weise ihrer Präsentation. Ein willkommener Anlass diese einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

U.a. betreiben Barks und Rosa im Vergleich zu anderen Autoren des Enten-Universums eine ausführliche (wissenschaftliche) Recherche, um ihre Geschichten möglichst authentisch zu machen und mit Hintergrundinformationen anzureichern. Häufig spielt die gesamte Handlung auch im vorliegenden Band auf der Folie historischer, naturwissenschaftlicher oder gar juristischer Diskurse. So z.B. in „Seine Majestät Dagobert I.“, worin Dagobert durch historische Quellenforschung und juristische Sophisterei den Hügel seines Geldspeichers zum unabhängigen Königreich ausruft. Auffällig ist zudem der besondere Humor der Barks-Rosa-Comics, zu dem nicht nur zahlreiche Wortwitze gehören, sondern der v.a. durch eine Diskrepanz in der Wort-Bild-Beziehung erzeugt wird. In „Gauner gegen Geldspeicher“ wird Donald in einer Sequenz des Comics hintergründig auf der Bildebene von einem Slapstick in den nächsten gejagt – während vordergründig in den Sprechblasen ein Überfall der Panzerknacker AG geplant wird. Während also in den Speechbubbles die Handlung der eigentlichen Geschichte voran getrieben wird, erzählt das Bild parallel verlaufende Gags, die nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun haben.

Zudem bieten die Rosa-Geschichten durch ihre intertextuellen Verweise auf das Werk Barks' einen ästhetischen Mehrwert, der allen anderen Disney-Autoren fehlt: In seinen Geschichten sind auf allen Ebenen Anspielungen auf seinen Vorgänger versteckt – und alle Fakten der fiktionalen Rosa-Welt beruhen auf Barks Vorlagen. So ist Rosas „Unglaubliche Geschichte des Herrn D.“ als direkte Fußnote zu Barks „Geschrumpfte Millionen“ zu lesen. Ein bei Barks eingeführter „Atom-Dezimator“ wird bei Rosa zum Aufhänger einer Fortsetzungsgeschichte, indem er Donald eben diesen zufällig beim Ausmisten seines Dachbodens finden lässt. So werden häufig bloße Randbemerkungen und Nebensätze aus Geschichten von Barks zu eigenständigen Comics bei Rosa.
Auch stilistisch bietet das Duo Barks/ Rosa mehr als ihre Kollegen bei Disney, besonders in Bezug auf die Handhabung von Timing und Rhythmus. So verwenden beide für komische Szenen eine Verzögerung der Bildsequenz, indem sie ein zusätzliches „ruhiges“ Panel vor dem Höhepunkt einer Action- oder Slapstickszene einfügen, die dem Leser die Möglichkeit gibt, sich das Kommende auszumalen. In Rosas „Aaaaaattacke!“, der vorletzten Geschichte dieses Bandes, kommt diese Technik gleich mehrmals zum Einsatz. An anderen Stellen wird das Panel der Pointe bewusst weg gelassen, um über die so nötige Interpretations-Leistung des Lesers den Effekt des Witzes zu steigern.

Den auffälligsten stilistischen Unterschied zwischen Barks und Rosa im vorliegenden „Milliardenraub“ markiert die Inhaltsdichte der einzelnen Panels: Während die Bilder in Rosa-Comics ausnahmslos eine hohe Dichte an (häufig sogar parallel verlaufenden) Inhalten aufweisen, beschränken sich die Barks-Comics auf einen darstellerischen Minimalismus. Rosas Panels enthalten viel mehr Text, meist mehrere Sprechblasen pro Panel, und auch deutlich mehr Nebenfiguren als bei Barks. Dasselbe gilt für im Hintergrund ablaufende Nebenhandlungen und detailliert gezeichnete Backround-Szenarien.

Insgesamt bietet der Band eine exzellente Werkschau der beiden größten Disney-Autoren, die den direkten Vergleich aufgrund der inhaltlichen Ähnlichkeit der Geschichten geradezu herausfordert. Einen Vergleich, den keiner der beiden zu scheuen braucht – denn Großmeister sind sie beide.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von OWA.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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