Messias Maschine

Autor*in
Beckett, Chris
ISBN
978-3-426-51119-0
Übersetzer*in
Schmidt, Jakob
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
332
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2012
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

George Simling, 22, lebt im 50. Stock eines Stahl-Glas-Hochhauses in Illyria-City. Der Stadt-Staat ist Zufluchtsort für Menschen, die vor religiösen Extremisten fliehen mussten. Hier leben sie, fast frei von Emotionen in hierarchisch geordneten Verhältnissen. Wohlversorgt werden sie von Robotern. Für menschliche Bedürfnisse gibt es menschennahe Roboter, die eine „sinnliche Vergnügungseinheit“ gespeichert haben. George verfällt der schönen Lucy, was jede Menge Probleme mit sich bringt.

Beurteilungstext

Simling hat mit diesem 332-Seiten-Roman Stoff für mehre Bände verarbeitet. Das ist sehr schade, denn damit verzichtet er bei allen sich ergebenden Themen und Problemen auf die nötige Vertiefung. Da ist George, Dolmetscher für acht Sprachen, der dennoch niemanden zum Reden hat, denn seine Mutter Ruth verbringt die meiste Zeit nur noch im SenSpace, einem interaktiven Raum, der ihr eine schöne heile Welt vorgaukelt und ihre traumatischen Erinnerungen an Folter und Flucht zumindest zeitweilig vergessen macht. George wurde vom „Hausdiener“ Charlie, einem uralten Roboter, gewissenhaft aufgezogen. Doch bis jetzt hatte noch kein Mensch den jungen George in den Arm genommen oder gestreichelt. Kein Wunder, dass er sich in dieses perfekte und absolut anspruchslose Wesen Lucy verliebt. Sie ist eine Syntec, also von echten Menschen äußerlich nicht zu unterscheiden. Plastecs dagegen tragen über ihrer Metallkonstruktion eine preiswertere Plastikhaut. Sie sind als Hausmeister, Sekretärinnen, Krankenpfleger u. ä. tätig. Beide Modelle sind bis zu einem gewissen Grad lernfähig und können sich selbst weiter entwickeln. Ihre Festplatte wird deshalb nach fünf Jahren gelöscht und neu programmiert. Die nächste Stufe in der technischen Hierarchie sind rein funktionale Metall-Roboter. Ganz unten im Illyria-Kastensystem werden echte Menschen, Gastarbeiter aus umliegenden primitiven Staaten, beschäftigt. Sie können kaum lesen oder schreiben und die Ausübung ihrer Religion ist ihnen streng untersagt. Illyria verkommt immer mehr zu einem totalitären Staat. George stößt zu der „Holistischen Liga“, einer geheimen Verbindung von Illyria-Bewohnern, die finden, dass die Staatsführung zu weit gehe. Indessen hat sich Lucy unter seiner Anleitung weiterentwickelt. Sie liest sehr viel und ihr Sprach-Repertoire ist vielseitiger geworden. Ihr droht die Löschung der Festplatte und George ist durch seine Zugehörigkeit zur Widerstandsgruppe gefährdet. So sieht er nur den Weg in die Flucht zusammen mit Lucy. Sie irren durch griechische Landschaften und können Lucys wahre Gestalt nicht lange verbergen. Schließlich wird sie als „Dämon“ erkannt und öffentlich verbrannt. Auf seiner Odyssee gerät George in ein Kloster, wo eine wundersame Messias-Maschine predigen sollte. Ein silberner Roboter, assistiert von zwei jungen Männern, predigt wie einst Jesus und versetzt die Menschen in Verzückung. Es ist Lucy, die vor ihrer Hinrichtung viel Zeit mit frommen Traktaten zugebracht hatte. Doch der fromme Roboter gerät allmählich außer Kontrolle und die unpassende Frage: „Hättest du gerne normalen Sex oder lieber etwas Besonderes?“ verrät ihr wahres Vor- und Innenleben. Und dann geht alles ziemlich schnell in diesem Roman. In Illyrien gibt es plötzlich freie Wahlen und Religionsfreiheit. George eilt, um eine geduldige Menschenfrau, Marija, zu treffen. Er philosophiert viel und bekommt ein schlechtes Gewissen. Der bisher nicht sehr liebevolle Sohn kehrt zu seiner Mutter Rose zurück, die nur noch aus einem Hirnzentrum und vielen Drähten besteht. Sie hat dieses Dasein satt und geht mit ihrem Sohn, die eigenen sterblichen Überreste zu begraben. Dies ist das kitschige Ende eines sehr interessanten und vielversprechenden Romanbeginns. Realität ist, dass solche autonomen Roboter tatsächlich existieren. Bei Kampfeinsätzen entscheiden sie selbständig, ob sie Menschen töten oder nicht. Eine solche Geschichte wäre natürlich weniger amüsant zu erzählen gewesen… In diesen Fantasy-Roman hat der Autor leider zu viel hinein gepackt. Er ist ein sehr guter Erzähler, der Spannung erzeugen kann. Auf jeden Fall ist das Buch eine interessante Lektüre.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von gem; Landesstelle: Baden-Württemberg.
Veröffentlicht am 12.10.2015

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