Merjem

Autor*in
Schmidt, Susanne
ISBN
978-3-946593-05-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Wilharm, Sabine
Seitenanzahl
207
Verlag
Jacoby & Stuart
Gattung
Krimi
Ort
Berlin
Jahr
2016
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das ist nicht nur die Geschichte eines geflüchteten Mädchens, sondern auch eine Geschichte über Vorurteile, Fremdenfeindlichkeit, Freundschaft und gegenseitige Hilfe. Erzählt wird sie als spannender Krimi.

Beurteilungstext

Es beginnt mit dem etwas unangepassten Linus, der sich viel mehr für seine Mitschülerin Dana als für seine Hausaufgaben interessiert.
Er wird vom Hausmeister der Schule beim Sprayen erwischt und von ihm verdonnert, seine Kunst zu übermalen.
Dabei entdeckt er in den eiskalten Umkleideräumen des Tennis-Clubs Merjem, deren Eltern zwar von der Polizei abgeschoben wurden, die sich selbst aber verstecken konnte. Nur mit Schlafanzug und Hausschuhen bekleidet, hockt sie dort verzweifelt auf einer Bank.
In Linus wird sofort seine Hilfsbereitschaft geweckt, er kümmert sich um Merjem, kann Dana ins Vertrauen ziehen. Beide versorgen sie mit Nahrung und warmer Kleidung.
Parallel dazu wird erzählt, dass das Mädchen natürlich von der Polizei gesucht wird. Der Hausmeister will überall ein Art Steckbrief von ihr ankleben („was wollen die alle hier, so viele können wir nicht gebrauchen!“), was die Klassenlehrerin energisch verhindert (das ist ein Kind!) – Reaktionen, die eindrucksvoll ein Bild unserer Gesellschaft spiegeln.
Im Buch wird alles gut, die Mutter von Linus und der Vater von Dana – beide allein erziehend und in einer kleinen Nebengeschichte einander sehr zugeneigt – nehmen als gemeinsame Familie Merjem in Pflege.

Die Geschichte ist trotz des ernsten Hintergrundes witzig („Herr Karle ist so groß wie Dirk Nowitzki, allerdings mit einem Bauch, als hätte er den Basketball verschluckt…“), und humorvoll geschrieben, aber in manchen Formulierungen auch etwas oberflächlich („hat etwas mit den ganzen Ausländern zu tun“; „zwei paar dicke Socken“).
Die Charaktere der Kinder, des Hausmeisters und der Lehrerin sind gut und glaubhaft ausgearbeitet, auch einige Mitschüler der beiden – typische Elfjährige - werden treffend charakterisiert.
Die Handlung verbreitet atemlose Spannung und man leidet und friert mit Merjem gemeinsam, entwischt dem Hausmeister und rettet sie letztlich gemeinsam mit Unterstützung einer couragierten Oma (diese Verfolgungsjagd wirkt allerdings ein bisschen zu phantastisch).
Die beiden Kinder beweisen ein ausgeprägtes Verantwortungsgefühl, fragen nicht, warum Merjem in Deutschland ist, sondern helfen einfach.
Besonders freut den Leser, dass am Ende der fiese Hausmeister durch die Aufmerksamkeit der Kinder als krimineller Händler überführt wird.
Der Einband des Buches zeigt uns Merjem vor einer Hausfassade, an der ihr Steckbrief klebt und Polizisten mit Schlagstöcken in der Hand auf dem Dach des Hauses nach ihr suchen.

Ein empfehlenswertes Buch, das das Thema Flucht auf ein persönliches Einzelschicksal reduziert und damit viel anschaulicher und nachvollziehbarer macht.
Leider werden weder die Fluchtgründe noch das Leben, das Merjem bei ihrer Rückkehr in die Heimat zu erwarten hätte, ausführlicher behandelt. Das ist schade, es würde dem Buch noch mehr Gewicht verleihen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Pli; Landesstelle: Berlin.
Veröffentlicht am 22.11.2016

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