Meister Marios Geschichte

Schlagwörter

• Freundschaft
• Intertextualität
• Mut

Teaser

Neben Astrid Lindgren soll Puppenspieler Mario der beste Geschichtenerzähler der Welt sein. So die Erzählung über den bettelarmen Puppenspieler, der vom einsamen, aber wunderbaren Erzähler zum gelangweilten Strippenzieher avancierte und dem schließlich der Erfolg zu Kopf stieg. Den Weg zurück in die kreative Freiheit verdankt er seinen besonderen Puppen.

Beurteilungstext

Jahr um Jahr fuhr Puppenspieler Mario in einem alten Wohnwagen von Ort zu Ort und bot seine Puppenspielkunst zum Besten. Doch einem schäbig gekleideten Puppenspieler sprachen die meisten Menschen gute Geschichten ab. Die wenigen, die sich dennoch auf eine Vorstellung einließen, wurden mit Geschichten reich beschenkt. So kam es, dass die Geschichte „Wie sich der Prinz in das Bauernmädchen verliebte“ bald bei allen Zuschauenden so großen Beifall erlangte, dass Mario fortan nur noch diese eine Geschichte spielte. Mit dem Beifall kam der Ruhm und mit dem Ruhm kam die Eitelkeit, die ihn schließlich vom begeisterten Puppenspieler zum gelangweilten Strippenzieher werden ließ. Das bemerkten auch die Puppen, die nach über siebenhundert Vorstellungen gelangweilt waren und schließlich keine Lust mehr auf die immer gleichen Rollen hatten. Königin Willnix wünschte sich nichts sehnlicher als einmal Zauberin Willwas zu sein, Prinz Machtnix wollte viel lieber als Räuber Machtwas auftreten und der Hofnarr Lachtnix träumte von einer Rolle als Clown Lachtwas. Einzig König Tutnix war mit seiner Rolle zufrieden und wollte sie nicht hergeben. Als die Unzufriedenheit schließlich unaushaltbar geworden war, durchtrennte die Königin mit einer Schere ihre Fäden. Für einen Moment war sie scheinbar leblos, dann jedoch war sie frei und konnte sich in ihre erträumte Rolle verwandeln. Die anderen Puppen – bis auf den König - folgten ihrem Beispiel und befreiten sich. Meister Mario war zunächst alles andere als erfreut, doch seine Puppen konnten ihn bald von ihren Taten überzeugen. Von da an waren sie nur noch durch unsichtbare Fäden im Herzen miteinander verbunden und wuchsen zu einer echten Schauspielerfamilie zusammen. Fortan reisten sie weiter durchs Land und erfanden jeden Tag aufs Neue gemeinsam Geschichten, in denen Mario als Riese mit den Puppen spielte. Schließlich fand auch Mario noch ein Herz, das im gleichen Takt schlägt, was sein Glück komplettierte.

Der Fabulant Rafik Schami glänzt in dieser Geschichte übers Geschichtenerzählen. Dabei greift er bekannte Erzählmuster auf und verwandelt sie in eine einzigartige Geschichte über Freundschaft, Vertrauen und die Hingabe an die Erzählkunst. Aus dem ursprünglichen Theaterstück „Wie die Puppen aus der Reihe tanzten“ für Kinder und Erwachsene entstand schließlich ein Bilderbuch. In der vorliegenden Fassung illustrierte die japanische Bilderbuchkünstlerin Ayuko Tanaka die Geschichte mit magenta-monochromen Bildern. Zarte Linien – insbesondere bei der Gestaltung der Puppen – lösen sich mit wasserfarbengefüllten Flächen ab, was zu einer unverwechselbaren Handschrift führt.

So haben die beiden, der Erzähler und die Illustratorin, mit dieser Sonderausgabe der Edition Bracklo einen wahren Augen- und Ohrenschmaus geschaffen, der zum eigenen Fabulieren einlädt und in jedes Geschichtenrepertoire gehört. Der stabile Einband im handlichen Format laden darüber hinaus ein, mit dem Buch gemeinsam reisen.